Alter Anstaltsfriedhof – Wittenauer Heilstätten
Oranienburger Straße 285
Alter Anstaltsfriedhof
Auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin-Reinickendorf befindet sich der Alte Anstaltsfriedhof der Wittenauer Heilstätten. Seit 2014 bemüht sich der Freundeskreis Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof darum, den Friedhof und seine Geschichte im Bezirk Reinickendorf und in der Stadt Berlin bekannt zu machen. Ziel ist die Errichtung eines würdigen Gedenkortes für die tausenden Patientinnen und Patienten der Wittenauer Heilstätten, die von 1933 bis 1945 dort durch Vernachlässigung und Hunger zu Tode gekommen, Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen wurden, sowie durch in der Ausstellung „totgeschwiegen“ dokumentierte Arzneigifte ermordet und in Reihengräbern bestattet worden sind.
Am 28. Januar 2022 wurde die Gedenktafel an der restaurierten Friedhofsmauer unter Anteilnahme von etwa 80 Personen eingeweiht, es sprachen Irmela Orland, Lieselotte Joseph und Winfried Band vom Freundeskreis, Bezirksstadtrat Alexander Ewers (Jugend, Familie und Gesundheit) sowie die Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur und Beauftragte für jüdisches Leben und für den Kampf gegen Antisemitismus in der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Musikalisch begleitet wurde die berührende Gedenkfeier vom Sängerquartett der KG Waidmannslust und Lübars (Pfarrer Christoph Anders, Pfarrerin Ute Sauerbrey, Kantor Martin Blaschke, Ruth Orland) sowie einem Trompeter und dem Chor von Toralf Benz, Förderkreis für seelische Gesundheit e.V. am Gedenkort.
Der Freundeskreis Alter Anstaltsfriedhof erinnert zudem mit zahlreichen Gedenktafeln auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs an die Biografien einzelner dort begrabener Personen.
Auf der Webseite Gedenkort T4 – Historische Orte und Biografien NS-„Euthanasie“-Verbrechen finden sich weitere Informationen.
Auch befindet sich unweit vom Anstaltsfriedhof entfernt, auf dem Eichborndamm 238 gegenüber vom Rathaus Reinickendorf, das Gebäude einer ehemaligen Unterabteilung der Wittenauer Heilstätten, der „Städtischen Nervenklinik für Kinder“, kurz Wiesengrund genannt. In dieser trügerisch betitelten „Kinderfachabteilung“ wurden zwischen 1942 und 1945 genetische Untersuchungen und Versuche an Kindern vollzogen, die vom sogenannten „Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ als „lebensunwert“ eingestuft wurden. Mindestens 81 der 175 Kinder starben, der Verbleib der Leichen ist bis heute weitestgehend unklar, womöglich hat ein Teil der Kinder auf dem Anstaltsfriedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. Im März 2025 wurde eine Informationsstele für die „Kinderfachabteilung Wiesengrund“ eingerichtet.