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Synagoge Lindenstraße
Synagoge Lindenstraße

Synagoge Lindenstraße

Axel-Springer-Straße 48-50

I.
Außenansicht der Synagoge Lindenstraße
Die 1891 fertiggestellte und am 27. September des Jahres eingeweihte Liberale Synagoge Lindenstraße
48-50 wurde nach einem Entwurf des Architekten-
büros Cremer & Wolffenstein realisiert. Das Gebets-
haus war im Hinterhof gelegen. Im Vorderhaus befan-
den sich die Rabbinerwohnung, eine Religionsschule
sowie verschiedene Büros jüdischer Organisationen.
Die Fassade der Synagoge war von der Straße her
nur zum Teil sichtbar. Die Außenarchitektur war mit
romanischen sowie spätgotischen Formelementen
versehen. Den Mittelraum überdachte ein Rippenge-
wölbe mit einer Lichtkuppel. Die Synagoge in der Lin-
denstraße gehörte zu den ersten großen Berliner
Synagogen, deren Bauweise sich bewußt den Zeit-
tendenzen der Architektur anzupassen versuchte.
In der Progromnacht[!] vom 9. zum 10. November 1938
wurde auch diese Synagoge in Brand gesteckt, der
Innenraum demoliert und teilweise zerstört. Das
Gebäude blieb jedoch weitgehend er-halten. Ende des
Jahres 1939 wurde es beschlagnahmt und als Getrei-
despeicher zweckentfremdet. Im Kriege stark
beschädigt, wurde das Synagogengebäude nach
Verkauf des Grundstückes an das Land Berlin 1956 ab-
gerissen.
Die heutige Form der Gedenkstätte, in der sich die
Erinnerung an den Ort und seine Geschichte spiegelt,
ist einer Wettbewerbsinitiative der Barmer Ersatzkas-
se zu verdanken.

II.
Innenbereich der Synagoge Lindenstraße
Beachtlich war die Leistung der Architekten, auf ungün-
stig geschnittenem Grundstück durch äußerst zweck-
mäßige Grundrißgestaltung für den Gottesdienst einen
Raum mit 1800 Sitzplätzen zu schaffen. Damit konnte
die Synagoge in der Lindenstraße vergleichsweise
mehr Personen aufnehmen als andere sakrale Bauwer-
ke zur damaligen Zeit in Berlin.
Die Anpassung an die zeitgenössischen Architekturvor-
stellungen dokumentierte sich auch darin, daß Bema-
lung im Hauptraum nur in einer Betonung der Rippen
bestand und nicht mehr durch eine ornamentale
Flächenmalerei über alle Wände. Nur der Ostteil zeigte
orientalisierende Ornamente und Kalligraphien.
Im Gebetshaus wurde ein Ritus praktiziert, der dem
der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße
entsprach. Die Anordnung von Almemor, Toraschrein,
Sängerempore und Orgel im Synagogeninnenraum
entsprach den für Berlin typischen Reformvorstellun-
gen der Liberalen.
Die Synagoge in der Lindenstraße gehörte wegen
ihrer Größe, ihres raffinierten Beleuchtungssystems
und der komplizierten Gewölbekonstruktion zu den
beeindruckendsten jüdischen Kultbauten in Berlin.

III:
Blatt
Denkmal für die zerstörte Synagoge
in der Lindenstraße 48-50 in Berlin
Die Synagoge in der Lindenstraße gibt es nicht mehr.
Geblieben sind nur Bänke - eine Seite aus dem Gebets-
buch.[!]
Jede Seite des Talmud enthält Interpretatione einer
Bibelstelle aus verschiedenen Jahrhunderten. In die-
sem Zusammenhang ist unsere Arbeit zu verstehen. Sie
ist eine Seite aus dem Buch und sie erzählt die hunder-
tjährige[!] Geschichte dieses Ortes an der Lindenstraße.
Wir haben dem, was vorher einmal dagewesen war,
nichts hinzugefügt. Die jetzige Position der Bänke ent-
spricht exakt ihrer Anordnung im Grundriß der zerstör-
ten Synagoge.
Wie im Talmudischen[!] Text gehören die Bänke, die
Bäume und Büsche und die Feuerwehrzufahrt ver-
schiedenen Zeitschichten an. Die Zerstörung zeigt sich in
dem Vorhandensein der Bäume und Büsche, die über
die Ruinen gewachsen sind. Die Feuerwehrzufahrt, vorgeschrieben von der aktuellen Berliner Bauordnung,
markiert die Gegenwart.
Die Elemente der Zeitschichten bilden die Zeichen einer
heiligen Schrift. Bäume und Büsche geben den Bank-
reihen den Rhythmus, wie die Pausen und Punktierun-
gen eines Textes, gelesen durch den Besucher, der zwi-
schen den Zeilen geht. Dies ist eine Erzählung vom Ver-
lust. Die Bänke werden zu Gräbern. Grabzeilen - Textzeilen. Erinnerungsblatt - Gebetsblatt.
Zvi Hecker, Micha Ullman, Eyal Weizman
Blatt דף
אתר וזיכרון לבית הכנסת בלינדן שטרסה 48-50 ברלין
.בית הכנסת היהודי בלינדן שטרסה איננו. נשארו רק ספסלים. דף מספר תפילה
בדף מן התלמוד אנו מוצאים פירושים והתייחסויות מתקופות שונות לטקסט
.המקורי התנ"ך
העבודה שלנו הנובעת ממחשבה זאת יכולה להיות מובנת כמו טקסט, דף מספר
סיפור בן 100 שנה של פיסת אדמה בלינדן שטרסה. לא הספנו דבר שלא היה
במקום, הספסלים, העצים, שיחים ושביל מכבי האש אינם אלא רבדים שונים
.בזמן ובהיסטוריה של המקום
מבית הכנסת שלפני מאה שנה נשארו רק "הספסלים", אותם הצבנו בדיוק
במקום בו עמדו הספסלים המקוריים. מאז חורבן בית הכנסת נשארו העצים
.וצמחיית בר בין שברי הלבנים של מבנים הרוסים
ההווה המופיע ע"י דרך מכבי האש - מצייג את חוקי והבטיחות של ברלין
.המודרנית
האלמנטים האלה, כל אחד מיצג תקופה, חוברים יחד לכתוב את הדף, העצים
.השיחים והדרך יוצרים סימני פיסוק ורווחים בין המילים-הספסלים
.הקריאה היא הליכה בין שורות הספסלים, העצים והשבילים
זהו סיפור של אובדן. הספסלים לבית עלמין. שורות של קברים, שורות
של טקסט, דף זיכרון, דף תפילה
צבי חקר, מיכה אולמן, איל ויצמן

An der Feuerwehrzufahrt zum rückwärtigen Teil des Grundstücks in der früheren Lindenstraße befinden sich drei Metalltafeln mit Abbildungen (Ätztechnik) der Synagoge, des Innenraums und des Grundrisses kombiniert mit dem der heutigen Gedenkstätte. Der hebräische Text auf der dritten Tafel entspricht dem deutschen.

Ab 1933 diente das Gotteshaus auch als Konzertsaal des Jüdischen Kulturbundes. Seit 1989 gab es auf dem abgeräumten Areal eine Informationstafel über die Geschichte des Gotteshauses. In dem 1997 fertiggestellten Verwaltungsgebäude der Barmer Ersatzkasse sollte ursprünglich nach Zeitungsberichten eine Bronzetafel an der Wand zum Hof in Deutsch, Englisch und Hebräisch die Geschichte der Synagoge erläutern. Eingeweiht wurde das Mahnmal am Freitag, dem 20.6.1997, in Anwesenheit des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal.

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