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Insel Schwanenwerder – Die Nachkriegszeit
Insel Schwanenwerder – Die Nachkriegszeit

Insel Schwanenwerder – Die Nachkriegszeit

Inselstraße

INSEL
SCHWANENWERDER
Die Nachkriegszeit
In den letzten Kriegstagen wurde die Insel
von sowjetischen Soldaten besetzt, die sich
am Inventar einiger Villen bedienten. Auch
Zivilpersonen plünderten die Häuser. Im
Juli 1945 ging die Inselverwaltung an die
US-amerikanische Besatzungsmacht über.
Die auf Schwanenwerder von National-
sozialisten vereinnahmten Grundstücke wurden unter Treuhand-
verwaltung gestellt und blieben zunächst ungenutzt. Viele Ge-
bäude standen leer und waren unbeaufsichtigt. Lediglich die
großflächige ehemalige Villa Walter Sobern-
heims, die zuletzt dem Chemieindustriellen
Max Baginski gehört hatte, wurde wieder
genutzt. Hier bereiteten hohe US-ameri-
kanische Militärs – unter ihnen General
Eisenhower – die Potsdamer Konferenz
vor. Später bewohnte Lucius D. Clay,
der „Vater der Berliner Luftbrücke“, die
Villa. Die Hilfsflüge wurden von hier aus
logistisch geplant. Von 1954 bis 1970
wurde in dem geräumigen Landhaus ein
Privathospital eingerichtet. Die Nutzung des Gebäudes trug
trotzdem nur vorübergehend zu dessen Erhalt bei. 1971 wurde
es abgerissen.
Ähnlich erging es zahlreichen der ehemals
herrschaftlichen Anwesen. Soweit die
Besitzer nicht vor Ort lebten, was nur bei
wenigen der Fall war, scheiterte eine
Vermietung oder der Verkauf an der Höhe
der Mittel, die aufzubringen im unsicheren
West-Berlin der Nachkriegszeit kaum ein
Privatmann bereit war. Die Gärten verwil-
derten, die Häuser verfielen. Die meisten
Villen wurden schließlich abgerissen.
Zu den wenigen positiven Ausnahmen
zählte das ehemalige Landhaus Eduard Moslers (Inselstraße 28),
das die Evangelische Kirche bereits 1947 erwarb und heute als
Tagungsstätte betreibt. Eine Direktive der Alliierten ermöglichte
dem Land Berlin 1948 die Nutzung der
Grundstücke ehemaliger NS-Führer und
-Organisationen. Die Fläche entsprach fast
der Hälfte der Insel.
Die Wasserschutzpolizei übernahm 1950
ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude (Insel-
straße 8) und brachte eine Dienststelle
darin unter. Die restlichen fünf großen
Einzelgrundstücke stellte der Berliner Senat
mehreren Bezirksverwaltungen zur Kinder-
und Jugenderholung im Rahmen des Pro-
gramms „Kinder in Luft und Sonne“ zur Verfügung. Auf diese
Weise blieb auf dem Grundstück Inselstraße 20/22 die ehemalige
Villa von Arthur Salomonsohn erhalten, die das Bezirksamt Tempelhof-
Schöneberg zur Zeit an die „Gesellschaft für berufsbildende Maß-
nahmen“ verpachtet hat.
Zahlreiche der unrechtmäßig enteigneten jüdischen Emigranten
stellten vom Ausland aus Anträge auf Restitution. Insoweit es
zu Rückübertragungen kam, verkauften die jüdischen Eigentümer
ihre Immobilie meist an das Land Berlin. Seit den 1960er Jahren
erwarben auch wieder Privatleute Grundstücke auf der Insel,
und es kam zu diversen Neubauten.
Prominentester Neuankömmling war 1961 Axel Cäsar Springer.
1973 zog das US-amerikanische „Aspen Institute“ in einen
Neubau der 1960er Jahre auf dem Grundstück Inselstraße 10.

After the war
In the last days of the war, the island was
occupied by Soviet troops who plundered
some of the villas. Civilians also partici-
pated in the looting. In July 1945, the US
occupying power took over administration
of the island. The properties which had been claimed by Nazis
were placed under trusteeship and remained initially vacant.
Several houses stood unoccupied and unsupervised. Walter
Sobernheim’s villa, which had last been
owned by Max Baginski, owner of a
chemicals factory, was the only one to be
occupied. High-ranking members of the US
military, including General Eisenhower,
prepared the Potsdam Conference here.
Later, Lucius D. Clay, the “father of the
Berlin airlift”, used the villa as a base from
which to conduct the logistical planning of
the airlift. From 1954 to 1970, the spacious
villa housed a private hospital. Despite its
continuous use, the building fell into disrepair and was torn down
in 1971.
Several of the other once grand estates met a similar fate. Few
private tenants or house-buyers in post-war
West Berlin could afford such properties.
The gardens became overgrown and the
houses derelict. Eventually, most of the
villas were demolished. One of the few
exceptions was the villa formerly owned by
Eduard Mosler (Insel Strasse 28), which was
bought by the Protestant Church in 1947
and is used as a conference venue today.
An Allied directive of 1948 enabled the state
of Berlin to use the properties of former
Nazi leaders and organizations, which amounted to about half
of the island.
In 1950, the river police took over one of the auxiliary buildings
(Insel Strasse 8). The Berlin Senate placed
the remaining five large properties at the
disposal of Berlin local councils for use
as holiday homes for children and young
people. The villa formerly owned by Arthur
Salomonsohn, at Insel Strasse 19–22, has
been preserved and is currently leased by
Tempelhof-Schöneberg council to a job
training enterprise.
Many of the wrongfully expropriated Jewish
emigrants applied for restitution from their
new homes abroad. Some properties were transferred back to
their original Jewish owners. In most of these cases, the owners
subsequently sold their properties to the state of Berlin. Since
the 1960s, a number of private housebuyers have bought land
on the island and various new houses have been built. The most
prominent new arrival was newspaper publisher Axel Cäsar
Springer in 1961. In 1973 the US Aspen Institute took premises
in a building built in the 1960s on the plot of land at Insel
Strasse 10.

Die hintereinander an der Gabelung der Inselstraße aufgestellten fünf Stelen sind ein Projekt des Vereins Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. im Auftrag des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten in Kooperation mit dem Kulturamt Steglitz-Zehlendorf. Das Design der Tafeln lag in den Händen von Helga Lieser. Die Enthüllung erfolgte am Nachmittag des 30.4.2013. Es sprachen Kulturstaatssekretär André Schmitz, die Vorsitzende des Vereins, Christine Fischer-Detroy, und der Inselbewohner und ehemalige Berliner Polizeipräsident Georg Schertz.

Die Broschüre zu den Tafeln als pdf-Datei unter "Schwanenwerder – Villenkolonie".

Alle fünf Tafeln haben Inschriften in deutscher und englischer Sprache. Entsprechend sind auch die Abbildungen beschriftet. Sie lauten hier von oben nach unten:
US-amerikanische
Truppenübung in der
Inselstraße, um 1950
US military field
exercise in Insel
Strasse, around 1950

Lucius D. Clay, 1947

Zeltlager auf dem
Grundstück
Inselstraße 20/22
1953
Camp on the land at
Insel Strasse 20/22
1953

Hans Schnell, Leiter
des Jugendheims
Inselstraße 20/22
1952
Hans Schnell, head
of the young people’s
home, Insel Strasse
20/22, 1952

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