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Paula Thiede

Berlin 6.1.1870 - Berlin 3.3.1919

Engeldamm / Paula-Thiede-Ufer

PAULA THIEDE
DIE ERSTE
VORSITZENDE
EINER
GEWERKSCHAFT
Paula Thiede wird am 6. Januar 1870 in Berlin als Pauline
Philippine Auguste Berlin geboren. Als Kind einer Arbeiterfamilie
wächst sie am südlichen Rand des Berliner Zeitungsviertels
auf, heute Hallesches Tor.
Mit 14 Jahren beginnt Paula Thiede als Anlegerin im Buchdruck
zu arbeiten und im Takt der Maschinen große Papierbögen in
Schnellpressen einzulegen. Sie heiratet 1889. Als sie 1891 zum
zweiten Mal schwanger ist, stirbt ihr Ehemann. Paula Thiede
erlebt bittere Armut und verliert ihr zweites Kind.
Sie schließt sich dem Verein der Arbeiterinnen an Buch- und Stein-
druck-Schnellpressen an. In dieser Frauengewerkschaft übernimmt
Paula Thiede schnell wichtige Funktionen.
1898 wird der gemischtgeschlechtliche und reichsweite Verband
der Buchdruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands
gegründet. Paula Thiede wird zur Vorsitzenden gewählt.
Der Verband, ein Vorläufer der Vereinten Dienstleistungsgewerk-
schaft ver.di, feiert große Erfolge, auch weil er die Interessen
seiner weiblichen Mitglieder kennt und offensiv vertritt.
Paula Thiede streitet auch für das Frauenwahlrecht. Als Gewerk-
schaftsdelegierte stimmt sie bei der Zweiten Internationalen
Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen 1910 dafür, den
Weltfrauentag ins Leben zu rufen. Beim ersten Frauentag 1911
fordert sie vor Tausenden von Zuhörerinnen in Berlin:
»Gebt uns unsere Menschenrechte,
gebt uns das Wahlrecht!«
Mit den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung erfüllt
sich diese Forderung am 19. Januar 1919. Paula Thiede kann,
bereits schwer erkrankt, zum ersten Mal wählen. Sie stirbt am
3. März 1919.
Die Gewerkschaft ver.di sieht sich in der Tradition von Paula
Thiede und hat sich deshalb für sie als Namensgeberin der
Adresse ihrer Bundes-
verwaltung eingesetzt.

PAULA THIEDE
THE FIRST EVER
FEMALE CHAIR
OF A
TRADE UNION
Paul Thiede was born in Berlin on January 6, 1870 and
grew up in a working class family. At the age of 14 she
started to work as an auxiliary labourer in a printing
company. She married in 1889 and had two children, but
her husband died two years later, leaving her in abject
poverty.
Paula Thiede was an active member of the local female
union for the printing industry. When the women’s and
men’s unions merged in 1898 and widened their field of
organization to cover the entire country, she was elected
chairwoman - making her probably the first ever female
in the world to lead a mixed gender trade union.
Women’s suffrage was also a matter close to her heart,
and Paula Thiede helped set up International Women’s
Day at the International Socialist Women’s Conference
in Copenhagen in 1910.
In 1918 women in Germany were finally given the right
to vote. Paula Thiede had the oppotunity to take part
in the first elections of the Weimar Republic in January
1919, but died a few weeks later on March 3. Her union
erected a monument to her in the cemetery at Berlin-
Friedrichsfelde (see photo).

Die gut zwei Meter hohe Stele ist sowohl für Paula Thiede wie für Bona Peiser und deshalb auf beiden Seiten beschriftet. In Leserichtung Köpenicker Straße befindet sich die Inschrift für Paula Thiede, in Leserichtung Spree die für Bona Peiser.
Auf der Stelenseite für Paula Thiede befinden sich drei Fotos mit folgenden Bildunterschriften:

Paula Thiede, 6. Januar 1870-3. März 1919

Tarif-Congress der Buchdruckerei-Hilfsarbeiter und -Hilfsarbeiterinnen, 1906

Historische Aufnahme des
Grabdenkmals für Paula
Thiede auf dem Friedhof
Berlin-Friedrichsfelde.
Es wurde im Sommer 1921
von ihrer Gewerkschaft für
sie angelegt.

Die Stele wurde beauftragt von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di auf Initiative des Bürgervereins Luisenstadt. Design und Realisierung lagen in den Händen von Helga Lieser. Aufgestellt wurde die Stele im Frühjahr 2022.

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