Krolls Etablissement vor dem Brandenburger Tor
Große Querallee
1842-1848
Die ersten Jahre unter Joseph Kroll
Die Kroll'sche Geschichte begann in Breslau.
Dort gab es seit 1837 den »Kroll'schen Winter-
garten«, errichtet durch den Unternehmer Joseph
Kroll (1797—1848). In diesem angesehenen Eta-
blissement ließ die Stadt Breslau den neuen
preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795
—1861) bewirten, als er 1841 die Stadt besuch-
te. Von den prächtigen, blumengeschmückten
Festräumen stark beeindruckt, schlug der König
vor, in Berlin etwas Ähnliches einzurichten. Es
sollte ein Mittelpunkt vornehmer Geselligkeit
in der preußischen Residenz werden.
In Beratungen mit dem »Garten-Direktor«
Peter-Joseph Lenné (1789—1866) und anderen
Mitgliedern der Regierung legte der König in
einer Kabinettsordervom 19. August 1842 gleich
den Bauplatz an der Westseite des Exerzierplatzes
im Tiergarten zu folgenden Bedingungen fest:
Kroll soll das Areal kostenlos zur Nutzung er-
halten, muss es allerdings zurückgeben und von
ihm errichtete Gebäude wieder abbrechen las-
sen, sollte das Projekt scheitern.
Der bereits 1730 angelegte Exerzierplatz lag
außerhalb der Stadt nordwestlich vor dem Bran-
denburger Tor. Er war längst zu einer Sandwüste
verkommen und wurde daher von den Berlinern
spöttisch als »Sahara« bezeichnet. Der Sandbo-
den brachte es mit sich, dass jeder Schritt auf
dem Platz Unmengen von Staub aufwirbelte.
Wenn es aber regnete, dann verwandelte sich der
Untergrund in eine schlammige Schmutzmasse.
Kroll trÖstete sich jedoch damit, dass hinter dem
Grundstück das Grün des Tiergartens begann.
Die Pläne für den Neubau stammten vom
Königlichen Baumeister Ludwig Persius (1803—
1845) — ein Indiz dafür, welche Bedeutung das
Projekt für Friedrich Wilhelm IV. hatte. Nach
einer Bauzeit von nur zehn Monaten eröffnete
am 15. Februar 1844 die Kroll'sche Einrichtung.
Vierzig Kellner sollten bis zu 5.000 Gäste in drei
Sälen (dem Hauptsaal, »Königssaal« genannt,
und zwei kleineren Sälen), dreizehn Logen für
mindestens je dreizehn Personen und vierzehn
größeren Zimmern (für kleinere Gesellschaften)
bewirten. Sechzig Musiker sorgten für musika-
lische Unterhaltung. Besondere Attraktion und
als Neuheit für Berlin angepriesen wurde der
»Tunnel«, ein Saal, in dem geraucht werden
durfte! Als technische Innovation galt die ge-
rade eingeführte Gasbeleuchtung, die »aus 400
Flammen bestand«.
Das erste Jahr verlief für Kroll zufriedenstel-
lend, als Hauptattraktionen wurden große Aus-
stellungen, Konzerte und Bälle in aufwendig
gestalteten Kulissen geboten. Trotz der Einma-
ligkeit in Deutschland, wie Kritiker bemerkten,
wurde der Erhalt des Unternehmens immer
schwieriger. Am 15. April 1848, auf dem Toten-
bett, bedauerte Kroll, dass sein König einmal bei
ihm gefrühstückt hatte.
1848-1894
Zwischen Erfolg und Niedergang
Nachfolgerin wurde Krolls älteste Tochter
Auguste. Bereits im Mai 1848 erfolgte im Zuge
einer Erweiterung die Eröffnung des »Natio-
nal-Volks-Gartens«. Erst im Garten, später dann
im Großen Saal, wurden große »Attractionen«
geboten, darunter Dompteursnummern mit
wilden Tieren oder auch eine umfangreiche Ge-
werbeausstellung (1849). 1850 erfolgte dann
bei Kroll die Einrichtung eines ständigen
Sommertheaters, wo unter freiem Himmel
auch Opern zur Aufführung kamen. Unter an-
derem dirigierte Albert Lortzing (1801—1851)
hier die Berliner Erstaufführungen seiner Opern
»Undine«, »Waffenschmied« und »Zar und Zim-
mermann«.
Der junge Theater- und Opernspielbetrieb
wurde jäh unterbrochen, als am 1. Februar 1851
beim Anzünden der Beleuchtung die Kulissen
in Brand gerieten. Das Etablissement brannte
dabei völlig aus. Auguste Kroll ließ sich jedoch
nicht niederzwingen. Schon am 24. Februar
1852 erfolgte die Wiedereröffnung in einem
kompletten Neubau. Rund ein Jahr später ehe-
lichte Auguste Kroll den ungarischen Geiger,
Kapellmeister und Geschäftsmann Jakob Engel.
Dieser erweiterte erfolgreich den »Kroll'schen
Opernfundus« und brachte viele neue Komö-
dien zur Aufführung. Dennoch konnte er nicht
verhindern, dass das Unternehmen am 1. April
1855 schließen musste. Die Einnahmen blie-
ben trotz aller Bemühungen weit hinter den Be-
triebskosten zurück.
Einer der Gläubiger, der Unternehmer Hein-
rich Bergmann, übernahm daraufhin den Be-
trieb und holte unter anderem Jacques Offen-
bach (1819—1880) zu einem ersten Gastspiel
nach Berlin. 1862 kam es dann zu einer Zwangs-
versteigerung, bei der Jakob Engel »Kroll« zu-
rückerwarb. Zwar war das Haus weiterhin durch
Schulden belastet, doch Engel strahlte Optimis-
mus aus und suchte durch ein abwechslungs-
reiches Programm die Berliner wieder in Scha-
ren in sein Etablissement zu locken — allerdings
nur mit mäßigem Erfolg. Verkaufsabsichten von
Engel scheiterten am Widerstand des preu-
ßischen Fiskus und an Hypotheken, mit denen
das Unternehmen belastet war. Hinzu kam, dass
bereits am 18. Dezember 1864 der Exerzierplatz
den Namen »Königsplatz« erhielt, gärtnerisch
umgestaltet wurde und eine Reihe von Denk-
mälern aufnehmen sollte, den Preußischen Sie-
gen von 1864—71 geweiht. Im September 1873
wurde auf der Mitte des Königsplatzes die Sie-
gessäule enthüllt, parallel dazu gab es im Reichs-
tag eine langwierige Diskussion, das Kroll'sche
Etablissement abzureißen und an seiner Stelle
ein neues Reichstagsgebäude zu errichten. Erst
1876 war diese, jede Investition hemmende Vor-
lage wieder vom Tisch, und Jakob Engel konnte
an die Verschönerung und Modernisierung sei-
ner Einrichtung gehen. So wurde — erstmals in
Berlin — 1885 die »alte« Gasbeleuchtung gegen
die »moderne« elektrische Beleuchtung des
»Systems Edison« ersetzt. Auch konnte Engel
zwei Jahre später noch eine Vertragsverlängerung
um weitere 40 Jahre erwirken, jedoch blieb ihm
keine Zeit mehr, seine Pläne in die Tat umzuset-
zen. Er verstarb überraschend am 28. Juni 1888
nach einem Schlaganfall. Sein Sohn versuchte
seine Arbeit fortzusetzen, doch das »mangelnde
Interesse des Berliner Publikums« an den künst-
lerischen Darbietungen der Krollbühne zwan-
gen ihn 1894 zum Verkauf.
1894-1927
Vom Königlichen Operntheater
zur Volksbühne
Im Mai 1894 übernahm ein Brauereibesitzer für
rund zwei Jahre das Haus und bewirtschaftete
es, nicht besonders erfolgreich, nur noch als Res-
taurationsbetrieb mit ein paar Konzertveranstal-
tungen. Doch konnte er das Anwesen ohne
großen Verlust an die »Königlichen Schauspiele«
veräußern. Als Staatliches Theater kam es unter
dem Namen »Neues Königliches Opern-Thea-
ter« zu recht ordentlichen Serienerfolgen, so
1899 mit 98 Aufführungen der Operette »Fle-
dermaus« von Johann Strauß Sohn (1825—
1899). Enrico Caruso (1873—1921) und viele
andere zeitgenössische Sänger hatten hier groß-
artige Auftritte, moderne Komponisten wie Igor
Strawinski (1882—1971) oder Gustav Mahler
(1860—1911) wurden regelmäßig gespielt. Wäh-
rend der oftmals monatelangen Umbauarbeiten
an anderen staatlichen Häusern wurde Kroll zu-
dem immer wieder als Ausweichbühne genutzt.
Dennoch entschied sich die Preußische Re-
gierung für den Abriss des alten Gebäudes. Auf
Wunsch Kaiser Wilhelms 11. (1859-1941) soll-
te an gleicher Stelle ein prunkvolleres Opern-
haus mit 2.500 Plätzen entstehen. Der Auftrag
für den Neubau ging an Berlins Stadtbaurat
Ludwig Hoffmann (1852—1932). Im Juli 1914
begannen die Abrissarbeiten, die man jedoch
nach Beginn des Ersten Weltkriegs sofort ein-
stellte. In die noch halbwegs intakten Säle und
nutzbaren Räumlichkeiten zog 1915 die »Zen-
tralsammelstelle der Reichswollwoche« ein, das
ganze Etablissement bis zur Decke mit Wolle
und Lumpen anfüllend. Der Park wurde in der
warmen Jahreszeit zum »Nachmittagsheim für
verwundete Krieger«, das Gebäude verfiel aber
sichtlich.
1920 wurden Grundstück und Opernhaus
auf 25 Jahre an den Verein der Berliner Volks-
bühne verpachtet. Ein mit staatlicher Unterstüt-
zung finanzierter Umbau nach Plänen des
aterarchitekten Oskar Kaufmann (1873—1956)
vergrößerte den Zuschauerraum auf fast 2.500
Plätze. Das neue Haus, nun die »Oper am Kö-
nigsplatz«, eröffnete am 1. Januar 1924. Zudem
kam es zur Erneuerung der Gartenanlagen und
der Erweiterung um riesige neue Festsäle. 1926
wurde der Königsplatz in »Platz der Republik«
umbenannt, das Opernhaus hieß nun offiziell
»Staatsoper am Platz der Republik«. Für die Ber-
liner aber blieb es selbstverständlich die »Kroll-
Oper«.
1927-1931
Letzte kreative Jahre —
Kroll unter Otto Klemperer
Von November 1927 bis zum Juli 1931 erlebte
das Kroll'sche Haus seine künstlerisch frucht-
barsten Jahre. Unter der Leitung des damaligen
Dirigenten Otto Klemperer (1885—1973) er-
folgte mit der Premiere von »Fidelio« am
19. November 1927 die erste reine »Kroll-Auf-
führung« im Stil einer modern inszenierten
Oper. An den Kritiken lässt sich noch heute gut
ablesen, dass nicht nur politisch, sondern auch
kulturell bereits ein tiefer Riss durch die junge
Republik ging. Während Klemperer und sein
Ensemble auf der einen Seite hoch gelobt wur-
den, stieß diese Premiere auf der »rechten« Seite
auf eisige Ablehnung.
Bei »Kroll« nahm man das widersprüchliche
Echo noch nicht weiter tragisch »und strebte
vielmehr mit größtem Eifer nach der Erneue-
rung der Oper«. Insgesamt 44 unterschiedliche
Werke kamen zur Aufführung, im Durchschnitt
mit jeweils 60—80 Wiederholungen.
Über die Existenz der Kroll-Oper entschie-
den aber nicht Publikum und Presse, sondern die
staatliche Finanzverwaltung und die politischen
Parteien. Schon im September 1929 vertrat die
Preußische Oberrechnungskammer die Auffas-
sung, dass Berlin sich nicht drei Opernhäuser
leisten könne. Versuche, damit die Kroll-Oper
zu treffen, scheiterten vorerst. 1929/30 verschärf-
ten die Folgen der Weltwirtschaftskrise jedoch
die finanzielle Situation. Es folgten mehrere An-
träge der Rechtsparteien, den »Kulturbolsche-
wismus« der Kroll-Oper zu beenden. Zwar
stemmten sich im Preußischen Landtag SPD
und KPD diesem Verlangen entgegen, doch auf-
grund der schlechten wirtschaftlichen Entwick-
lung und der Tatsache, dass das Kulturministeri-
um und der Berliner Magistrat keine finanzielle
Vereinbarung in dieser Frage zustande brachten,
wurde die Schließung der Kroll-Oper zum Ende
der Spielzeit 1930/31 angeordnet. Zwar kam es
noch zu einer breit angelegten Initiative zur Ret-
tung der Kroll-Oper — am 3. Juli 1931 aber fiel
nach Mozarts »Figaro« endgültig der Vorhang.
Was die Kroll-Oper jenseits aller Experimente
und Ideologien so einzigartig machte, war —
neben Otto Klemperers Wirken in Berlin — die
»gelungene Einheit von Werk und Inszenierung,
von Musik und Theater«. Vor allem hinterließ
sie ein Opernmodell, an das nach dem Zweiten
Weltkrieg auf unterschiedlichsten Wegen ange-
knüpft werden konnte; zunächst mit Walter
Felsenstein (1901—1975) an der Komischen
Oper in Ost-Berlin, dann mit Wieland Wagner
(1917—1966) im »Neuen« Bayreuth.
1842-1848
The early years under Joseph Kroll
The Kroll story began in Breslau, where the en-
trepreneur Joseph Kroll (1797—1848) founded
the “Kroll Winter Garden” in 1837. The city
of Breslau chose this reputable establishment to
entertain the new Prussian King Friedrich Wil-
helm IV (1795—1861) when he visited the City.
He was so impressed by the splendid, flower-
decorated rooms that he suggested that some-
thing similar should be initiated in Berlin. It
was going to become the social hub for the no-
bility in the Prussian residence.
After a consultation With the garden di-
rector Peter-Joseph Lenné (1789—1866) and
Other members of the government, the King
presented an order from the cabinet dated
August 19, 1842, which specified the building
site on the west side of the parade ground in
Tiergarten, and laid out the conditions: Kroll
was able to use the property without Charge,
but he would have to return the land and de-
molish any structures he had built if the project
failed.
The parade ground, which had stood since
1730, was outside of the city just to the north-
west of the Brandenburg Gate. It had long ago
degenerated into a sandy field, and the Berliners
therefore derisively called it the “Sahara”. Every
step on the sandy ground would kick up a cloud
of dust on the square. When it rained, the soil
would turn into a mass of dirty mud. Yet Kroll
took solace in the fact that the greenery of the
Tiergarten lay just beyond the property.
The plans for the new building came from
the court architect Ludwig Persius (1803—1845),
which was a good indicator of the significance
that the project had for Friedrich Wilhelm IV.
After a construction period of only ten months,
Kroll's enterprise opened on February 15, 1844.
Forty waiters were to serve up to five thousand
guests in the three halls (the main hall, also
referred to as the “King's hall”, and two smaller
halls), thirteen boxes for at least thirteen people
each, and fourteen larger rooms (for small par-
ties). Sixty musicians provided entertainment.
The “Tunnel” was a special attraction and praised
as a novelty for Berlin — a hall where one could
smoke! A technical innovation was the newly
implemented gas lighting, which “consisted of
400 flames”.
During the first year Kroll had satisfactory
results. The main attractions were the large ex-
hibitions, concerts and balls, which took place
around lavishly constructed stage sets. Yet de-
spite its uniqueness in Germany, as noted by
the critics, the enterprise became increasingly
difficult to sustain. On April 15, 1848, on his
deathbed, Kroll regretted that his King had once
had breakfast with him.
1848-1894
Between success and decline
Kroll's successor was his eldest daughter
Auguste. The “National People's Garden” was
opened as soon as May 1848 as part of an ex-
pansion. Great attractions were offered first in
the garden and later in the large hall, such as
performances with wild animals by their tam-
ers and an extensive trade fair (1849). In 1850
Kroll established a permanent summer theatre
with open-air performances of operas and oth-
er events. Here, among others, Albert Lortzing
(1801—1851) directed the first showing of his
operas “Undine”, “The Armourer” and “The
Czar and the Carpenter”.
The operation of the new Theatre and
Opera Company was suddenly disrupted on
February 1, 1851, when the curtains were acci-
dentally set on fire while the lamps were being
lit. Establishment burned to the ground.
But Auguste Kroll didn't let that stop her, and
on February 24, 1852, the theatre already re-
opened in a completely new building. About a
year later, Auguste Kroll married the Hungar-
ian violinist, conductor and businessman Jakob
Engel. This successfully expanded the “Kroll
Opera Pool” and brought many new comic op-
eras to the stage. But he still could not prevent
the business from closing its doors on April 1,
1855. Despite all efforts, the earnings were far
beneath the costs of operation.
One of the creditors, the entrepreneur
Heinrich Bergmann, took over the operation
and brought in such luminaries as Jacques Of-
fenbach (1819—1880) for one of his first guest
performances in Berlin. In 1862 the “Kroll”
was forced into auction, which enabled Ja-
kob Engel to buy it back. Although the com-
pany was still weighed down by debt, Engel
was beaming with optimism, and attempt-
ed to bring the Berliners back into his estab-
lishment in droves with a diverse program
albeit only with moderate success. Engel's
attempts to sell failed because of the Prussian
tax authority and the mortgage that weighed
down the business. In addition, the parade
ground was renamed “Königsplatz” (King's
Square) by December 18, 1864, the gardens
were redone, and later plans were made for a se-
ries of monuments to honour the Prussian vic-
tories from 1864—71. In September 1873 the
Victory Column was unveiled in the middle of
Königsplatz, while at the same time a long
discussion took place at the Reichstag about
whether to tear down the Kroll establishment
and build a new Reichstag structure in its place.
Only in 1876 did these proposals, which were
so detrimental to any future investments, get
tossed out, so that Jakob Engel was able to pro-
ceed with the modernization and improvement
of his establishment. In 1885 — for the first time
in Berlin — the old gas lighting was therefore
replaced by the “Edison system” of electric
lighting. Two years later, Engel was also able to
secure a contract extension for another forty
years, but he ran out of time to implement his
plans. He died unexpectedly from a stroke on
June 28, 1888. His son tried to continue his
work, but the “lack of interest from the Berlin
public” for the Kroll stage’s artistic presenta-
tions forced him to sell in 1894.
1894-1927
From the Royal Opera Theatre
to the Volksbühne
In May 1894, a brewery owner took over the
company for about two years and operated it
with little success as a restoration business with
a few concert performances. But he was able to
sell the property to the Royal Play Com-
pany without much loss. As a state theatre with
the name of “New Royal Opera Theatre”, it had
some genuine success with serial performan-
ces, such as the 98 performances of the
operetta “Fledermaus” by Johann Strauss Jr.
(1825—1899) in 1899. Enrico Caruso (1873-
1921) and many other contemporary vocalists
had grandiose performances here, and modern
composers such as Igor Stravinsky (1882—1971)
and Gustav Mahler (1860—1911) were played
regularly. During reconstruction at other state
opera companies, which took sometimes many
months, Kroll was also repeatedly used as a tem-
porary stage.
The Prussian government nonetheless
decided to demolish the old building. On re-
quest of Kaiser Wilhelm II (1859—1941), a
more luxuriant opera house with 2,500 seats
was going to be built in the same location. The
order for the new construction was assigned to
the city planning director Ludwig Hoffmann
(1852—1932). Demolition began in 1914, but
it was halted immediately after the beginning
of World War I. The half-way intact halls and
functional rooms were occupied by the “Cen-
tral Collection Agency of the Reich Wool Week”,
which piled wool and rags up to the ceilings of
the entire establishment. In the warm seasons,
the park was turned into an “Afternoon Shelter
for Wounded Soldiers”, but the building was
visibly deteriorating.
In 1920, the property and opera house were
leased to the Association of the Berlin Volks-
bühne (“People’s Stage”). The audience hall
was expanded to nearly 2,500 seats thanks to a
state-financed reconstruction after the plans of
the theatre architect Oskar Kaufmann (1873—
1956). The new company, now the “Opera at
the Königsplatz”, opened on January 1, 1924.
In addition, the gardens were modernized and
the grounds were expanded to include massive
new event halls. In 1926, Königsplatz was re-
named as “Platz der Republik” and now the of-
ficial name of the Opera House was the State
Opera at the Platz der Republik. But to the
Berliners, it always just remained the “Kroll
Opera”.
1927-1931
The last creative years —
Kroll under Otto Klemperer
From November 1927 to July 1931, the Kroll
Company underwent its most productive ar-
tistic years. Under the management of Otto
Klemperer (1885—1973), who was a celebra-
ted star conductor in his day, the premiere of
“Fidelio” on November 19, 1927 was the first
pure “Kroll performance” in the style of an
opera with modern production values. Today
it’s still easily possible to discern from the re-
views that a deep chasm was undermining the
young republic not only on a political but also
on a cultural level. While Klemperer and his
ensemble were highly praised on one side, this
premiere was met with an icy rejection by the
right wing.
At Kroll, this contradictory response wasn’t
taken quite seriously yet; instead, there was con-
tinued “striving with the utmost fervour for
the renewal of the Opera.” Altogether, 44 differ-
ent works were performed, on the average with
60—80 repeat performances each.
However, the existence of the Kroll Opera
wasn’t contingent on the public or media but
the state financial administration and political
parties. Already by September 1929, the Prus-
sian General Audit Office held the opinion that
Berlin couldn’t afford to maintain three opera
houses. Initially, the attempts to strike against
the Kroll Opera failed. However, in 1929/30,
the effects of the worldwide economic crisis
only worsened the financial situation. There
were several attempts by the right-wing parties
to set an end to the “cultural bolshevism” of the
Kroll Opera. Although the SPD and KPD stood
up against this movement in the Prussian Land-
tag (legislative assembly), the dire economic
development and the fact that the Ministry of
Culture and the Berlin Magistrate were unable to
reach a financial agreement on this topic re-
sulted in an order for the closure of the Kroll
Opera towards the end of the performance
period 1930/31. In spite of a broadly designed
initiative to save the Kroll Opera, the final
curtain fell after Mozart’s “Figaro” on July 3,
1931.
What made the Kroll Opera so unique aside
from any experiments and ideologies — in addi-
tion to Otto Klemperer’s work in Berlin — was
the “successful unity of work and production,
of music and theatre.” Above all, it left behind
a model for an opera that could be picked up
after World War II in a wide variety of ways;
initially with Walter Felsenstein (1901—1975)
at the Komische Oper in East Berlin, then with
Wieland Wagner (1917—1966) in the “new”
Bayreuth.
Die Tafel steht am Ende der Großen Querallee mit direktem Blick auf das Carillon und somit auf die Stelle, an der sich bis 1951 die Krolloper befand. Direkt neben dieser Tafel befindet sich eine weitere mit dem Titel “Geschichtszeugnis Kroll-Oper”.
Diese blaue Informationstafel wurde gestiftet vom Bundesminister der Finanzen, Herrn Peer Steinbrück, und am 31. August 2007 der Öffentlichkeit übergeben. Die Realisierung erfolgte auf Initiative der SPD Bellevue (Berlin-Mitte), unterstützt durch die Gedenktafelkommission des Bezirkes Mitte. Entwurf, Layout und Aufstellung wurden durch den Berliner Unterwelten e.V. ausgeführt. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte.
Die Bildunterschriften von links nach rechts lauten:
[1] Das 25 jährige Jubiläum des Krollschen Etablissements zu Berlin am 15. Februar 1869, aus »Illustrirte Zeitung« vom 3. April 1869.
The 25th anniversary of “Kroll's Etablissement” in Berlin on February 15, 1869.
[2] Lageplan um 1879: Links die Kroll-Oper, rechts ist das Grund-
stück für den späteren »Reichstag« bereits markiert.
Map from 1879: on the left the Kroll Opera, on the right the
lot for the later “Reichstag” has been already marked.
[3] Historische Postkarten: »Gruß aus Krolls Etablissement«, um
1895. »Kroll-Garten Berlin«, um 1935.
Historical postcards: “Greetings from Kroll's Etablissement”,
around 1895. “Kroll Garden”, around 1935.
[4] Blick auf Kroll-Oper und Königsplatz mit Siegessäule, rechts das Bismarck-Denkmal vor dem Reichstag, um 1925.
View of Kroll Opera and Kings's Square With Victory Column, on the right the Bismarck Monument in front of the Reichstag, 1925.
[5] Plakat, um 1925.
Poster, around 1925.
[6] Der Große Festsaal im Restaurant Kroll, um 1928.
The Large Festival Hall in the Restaurant Kroll, around 1928.
[7] Igor Strawinski, Ewald Dülberg und Otto Klemperer, 1928.
[8] Luftaufnahme der Kroll-Oper, um 1935.
Aerial view of the Kroll Opera, around 1935.
[9] Gestern und heute: Historischer Standort der Kroll-Oper, Siegessäule und Reichstag.
Yesterday and today: The historic location of the Kroll Opera, Victory Column and the Reichstag.
Angaben zu genutzten Quellen:
Literatur:
A. Heilborn: »Wie Kroll wurde und wie es geworden ist«. Kroll-Führer 1932. Berlin 1931.
Hans J. Reichhardt: »Bei Kroll- 1844 bis 1957«. Berlin 1988.
Josef Felder: »Die Entscheidung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion«. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages, 1982 (Boldt, S. 37ff.), Dietmar Arnold, Berlin.
Übersetzung:
Julia Solis, New York, und Robin Williams, Berlin.
Beratung / Lektorat:
Ingmar Arnold, Gerhard Heinicke, Ingo Landwehr, Hans J. Reichhardt.
Grafik:
Uwe Friedrich, Berlin.
Druck:
Repro Ringel, Berlin.
Bildnachweis:
Archiv Berliner Unterwelten e.V. (6), Landesarchiv Berlin (10), SMPK, Kunstbibliothek