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Zietenplatz

Zietenplatz 1

ZIETENPLATZ

Die Wilhelmstraße sowie der Wilhelm- und
Zietenplatz wurden ab 1732 im Rahmen der
Erweiterung der Friedrichstadt, südlich der
Straße Unter den Linden, angelegt. Auf Wunsch
Friedrich Wilhelms I. (1688-1740) entstanden an
der nördlichen Wilhelmstraße und am Will-
helmplatz etwa 30 Stadtpalais verdienter Vertreter
des Hofes, der Staatsbehörden und des Militärs.
In dieser noblen Nachbarschaft fanden ab 1769
auf dem von Linden gesäumten Wilhelmplatz die
unter Friedrich dem Großen und seinen
Thronfolgern geschaffenen sechs Denk-
mäler preußischer Feldherren Aufstellung.

Den Anfang des Denkmal-Ensembles bildete das
Standbild des Generalfeldmarschalls Kurt
Christoph Graf v. Schwerin (1684-1757), der
während des Siebenjährigen Krieges (1756-63) in
der Schlacht von Prag fiel.

Die Statue aus Marmor, die Friedrich II. (1712-
1786, König ab 1740) 1759 in Auftrag gab,
zeigt den General im Geschmack der Zeit antik-
römisch gewandet. Begonnen wurde die Statue
von Francois Gaspard Balthasar Adam (1710-
1761), seit 1746 erster Hofbildhauer Friedrichs
des Großen, und vollendet von Sigisbert Michel
(1728-1811), der seinen Onkel als Bildhauer des
preußischen Königs ersetzte, als dieser 1759
Deutschland verließ. Aufgestellt wurde das
Denkmal 1769 an der Nordwestecke des Wilhelm-
platzes.

Ebenfalls antik gewandet präsentierte sich das
von den aus Bayreuth stammenden Brüdern
Johann David (1729-1783) und Lorenz Wilhelm
Räntz (1733-1776) geschaffene Standbild
des Generalleutnants Hans Karl v. Winterfeldt
(1707-1757), der einer bei Moys erlittenen
Verwundung erlag. Das Marmor-Denkmal kam
1777 an der Südwestecke des Wilhelmplatzes
zur Aufstellung.

1775 kommt der flämische Bildhauer Jean
Pierre Antoine Tassaert (1727-1788) nach Berlin
und übernimmt die Leitung des königlichen
Bildhauerateliers. Friedrich der Große bestellt
bei ihm 1779 zunächst das Standbild des Generals
der Kavallerie Friedrich Wilhelm v. Seydlitz
(1721-1773). Das Denkmal in Marmor wird
1781 an der Nordostecke des Wilhelmplatzes
enthüllt.

Im gleichen Jahr beauftragt der König bei Tassaert
das Standbild des Generalfeldmarschalls Jakob
von Keith (1696-1758), der bei der Schlacht von
Hochkirch tödlich verwundet wurde. Das ebenfalls
in Carrara-Marmor gearbeitete Denkmal wird
1786, drei Monate vor Friedrichs Tod, an der
Südostecke des Wilhelmplatzes aufgestellt. Ent-
gegen den antik gewandeten Statuen, wie sie
Adam/Michel und die Brüder Räntz schufen, hat
Tassaert beide Feldherren in die zeitgenössische
Uniform ihrer Regimenter gekleidet und mit diesem
Realismus etwas Neues, Wegweisendes geschaffen.

Als Tassaert 1788 stirbt, übernimmt sein Schüler
Johann Gottfried Schadow (1764-1850) die
Leitung der Hofbildhauerwerkstatt. In der
Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. (1786-97)
entsteht aus Schadows Hand das ursprünglich
für den Dönhoff-Platz gedachte Standbild des
Generals der Kavallerie Hans Joachim v. Zieten
(1699-1786), das auf Anordnung des Königs dann
1794 an der Ostseite des Wilhelmplatzes zwischen
den von Tassaert geschaffenen Standbildern zur
Aufstellung kommt. Die Reliefs des Sockels zeigen
wichtige Szenen aus der militärischen Laufbahn
des damals sehr populären Reitergenerals.

Als sechstes Generalsdenkmal wird 1828 auf
Anraten Karl Friedrich Schinkels (1781-1841)
das bereits 1800 von Schadow im Auftrag Friedrich
Wilhelm III. geschaffene Standbild des General-
feldmarschalls Fürst Leopold von Anhalt-Dessau
(1676-1747) von seinem ursprünglichen Standort
im Lustgarten auf die Westseite des Wilhelm-
platzes umgesetzt. Schadow war bei beiden
Standbildern der künstlerischen Entscheidung
Tassaerts gefolgt und hatte Zieten und den „Alten
Dessauer“ in zeitgenössische Kostüme gewandet.

Abgesehen von den schmückenden Denk-
mälern präsentierte sich der Wilhelmplatz
lange Zeit als wenig vornehmer Exerzierplatz.
Karl Friedrich Schinkel hatte 1828 bereits einen
Verschönerungsplan für den Platz vorgelegt,
der jedoch nicht zur Ausführung kam. Die
gärtnerische Ausgestaltung des Platzes erfolgte
erst 1844-45 nach Plänen von Friedrich August
Stüler (1800-1865) und Peter Joseph Lenné
(1789-1886). Diese Gestaltung bewahrte der
Platz bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Anlässlich des 150. Geburtstages des Generals der
Kavallerie Hans Joachim v. Zieten im Jahr 1849
wurde die östlich an den Wilhelmplatz
anschließende Straßenerweiterung, auf welche die
Statue des Reitergenerals blickte, nach diesem in
„Zietenplatz“ benannt.

1855 erteilte Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861)
den Befehl, die sehr geschätzten, jedoch
in ihrer Substanz gefährdeten Marmorstand-
bilder auf dem Wilhelmplatz durch Bronze-
kopien zu ersetzen.

Den Auftrag erhielt der Bildhauer August
Kiss (1802-1865), ein Schüler von Christian
Daniel Rauch (1771-1857) und Schöpfer der
„Amazone“ auf der Treppenwange des Alten
Museums (1837-41). Ab 1857 wurden vier der
Statuen getreu kopiert, bei den beiden frühesten
aber - Schwerin und Winterfeldt - kam es zu
Neuschöpfungen durch Kiss; im Sinne
Tassaerts und Schadows kleidete er die beiden
Militärs nun in zeitgenössische Uniformen.
Der Guss der Standbilder erfolgte im König-
lichen Gewerbeinstitut, und 1862 wurden
die Bronzestatuen mit neuen Sockeln aus
rotem Granit auf dem Wilhelmplatz versetzt.
Die originalen barocken und klassizistischen
Marmorfiguren kamen über Umwege ins Bode-
Museum, wo sie Aufstellung in der kleinen
Kuppel fanden und dort noch immer zu be-
sichtigen sind.

Anfang des 19. Jahrhunderts begann die An-
siedlung von Ministerien und Behörden des
preußischen Staates in der Wilhelmstraße,
und nach der Reichsgründung von 1871
verwandelte sich die Wilhelmstraße zum
Regierungsviertel und politischen Macht-
zentrum des Deutschen Reiches. Mit dem
Wachstum der Reichshauptstadt wurde auch
der Ausbau des Verkehrsnetzes vorangetrieben.
Am 1. Oktober 1908 konnte der unter
Wilhelm- und Zietenplatz gelegene und von
dem Architekten Alfred Grenander gestaltete
Untergrundbahnhof der neuen Innenstadt-
linie eröffnet werden.

Der damalige Stationsname „Kaiserhof“ (heute:
Mohrenstraße) erinnerte an das ehemals stadt-
bekannte Hotel Kaiserhof an der Südseite des
Zietenplatzes, erbaut 1873-75 von Hermann v. d.
Hude und Julius Hennicke.

Im Zuge des Ausbaus der Untergrundbahn
erhielten Wilhelm- und Zietenplatz nach Plänen
des Gartendirektors des Tiergartens Hermann
Geitner (1848-1905) und des Stadtgarten-
direktors Hermann Mächtig (1837-1909) eine
Neugestaltung der Grünanlagen und Pflaster-
flächen.

Unter den Nationalsozialisten wurden 1936
die Generalsdenkmäler in einer Reihe auf
der Ostseite des Platzes aufgestellt und der
Wilhelmplatz als Aufmarschplatz gepflastert.
Während der Schlacht um Berlin im April
1945 konzentrierten sich die Angriffe auf die
Umgebung der Reichskanzlei in der Wilhelm-
straße, wobei auch der Wilhelmplatz und seine
Randbebauung in Schutt und Asche gelegt
wurden. Die Denkmäler der Generäle entgingen
der Zerstörung, sie waren seit Januar 1944 im
Depot eingelagert.

Mit der Bebauung der 1980er Jahre verschwand
der Wilhelmplatz bis auf die Mittelinsel aus
dem Stadtbild und der Zietenplatz verkam zu
einer von parkenden Autos verstellten Stadt-
brache.

Die 2007 abgeschlossene Erneuerung des west-
lichen Teils der Mohrenstraße als Doppelplatz-
anlage einschließlich der Neugestaltung des
Zietenplatzes in Anlehnung an das historische
Vorbild mit Blumenrabatten und Sitzgelegen-
heiten erfolgte aus Mitteln der Entwicklungs-
maßnahme „Hauptstadt Berlin - Parlaments- und
Regierungsviertel“.

Auf Initiative der Schadow Gesellschaft
Berlin e. V. konnte in engem Einvernehmen
mit der Berliner Gartendenkmalpflege so-
wie dem Bezirksamt Mitte von Berlin und
Dank großen bürgerschaftlichen Engagements
das Ensemble der sechs Generalsdenkmäler
schrittweise restauriert werden und zumindest
der „Alte Dessauer“ und Zieten wurden 2003
fast an alter Stelle wiederaufgestellt.

Mit der 2009 abgeschlossenen Neuaufstellung
der noch fehlenden vier Generalsdenkmäler
wird nicht nur ein herausragendes Ensemble
der Berliner Bildhauerschule des ausgehenden
18. und frühen 19. Jahrhunderts erneut der
Öffentlichkeit präsentiert sondern auch die
ursprüngliche, stadträumliche Achse von
Hausvogteiplatz über Gendarmenmarkt zum
Zieten-/Wilhelmplatz wieder gewonnen.

Diese blaue Informationstafel geht zurück auf eine Idee des Landesdenkmalamts und wurde in gemeinsamer Konzeption mit dem Schadow Gesellschaft Berlin e.V. erstellt. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte.

Die Bildunterschriften entsprechend der Einbettung im Fließtext lauten:
[1] Die Marmorstatue des Generalfeldmarschalls v. Schwerin
in antik-römischer Bekleidung, Stich um 1778
[2] Der Wilhelmplatz in seiner Gestaltung als Exerzierplatz und mit dem Marmordenkmal des Generals v. Zieten an der
Ostseite des Platzes, Stich um 1820.
[3] Die Marmorstatue des Generalleutnants v. Winterfeldt
in antik-römischer Bekleidung, Stich um 1778
[4] Entwurf von Karl Friedrich Schinkel zur Verschönerung des Wilhelmplatzes, um 1828
[5] Der Wilhelmplatz in der Neugestaltung von 1908,
links die Wilhelmstraße, 1913
[6] Der Wilhelmplatz als Schmuckplatz, ausgeführter Entwurf von Stadtgartendirektor Hermann Mächtig,
links die Wilhelmstraße, 1901
[7] Wilhelmplatz: Blick über die Mittelinsel mit dem Eingang
zur Untergrundbahn, im Hintergrund der Zietenplatz und
rechts davon das Hotel Kaiserhof, um 1914
[8] Wilhelmplatz und Zietenplatz,
Ausschnitt Stadtplan Berlin 1936
[9] Blick über die Trümmer auf dem Wilhelmplatz, 1946
[10]  Der Zietenplatz als Stadtbrache, 1997
(Quelle: Archiv Landschaftsarchitekt Reinald Eckert)


Angaben zu genutzten Quellen, Autorenschaft und Impressum:
Literatur:
Schadow Gesellschaft Berlin e.V. (Hg): Zur Wiederaufstellung des Standbildes „Husarengeneral Hans-Joachim von Zieten“ von Johann Gottfried Schadow 1794-1854-2003, Schriftenreihe Band VI, Berlin 2004.
Schadow Gesellschaft Berlin e. V. (Hg): Zur Wiederaufstellung der Generalsdenkmäler von Johann Gottfried Schadow und anderen Bildhauern auf dem Zietenplatz, Schriftenreihe Band X, Berlin 2008.
Impressum:
Landesdenkmalamt Berlin
Gartendenkmalpflege
Klosterstr. 47, 10179 Berlin
Schadow Gesellschaft Berlin e. V.
Dorotheenstr. 90, 10117 Berlin
Konzept/Redaktion/Layout: HORTEC
Berlin Meierottostr. 7, 10717 Berlin

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