Walter Trier
Herwarthstraße 10
von 1925 bis 1936 mit seiner Frau und Tochter lebte.
WALTER TRIER
25.6.1890 – 8.7.1951
Seit 1910 zeichnete er für die Berliner Presse. Zudem arbeitete er
für Buchverlage, Kabaretts, Theater und Film. Seine Illustrationen
für Erich Kästner wurden zu Ikonen der modernen Buchkunst.
Im Nationalsozialismus erhielt er bereits 1933 Berufsverbot.
Die Familie flüchtete 1936 nach London. Er starb in Kanada.
Gefördert durch die GASAG AG
Die Berliner Gedenktafel wurde am Nachmittag des 1. Juli 2024 im Beisein von rund 100 Gästen enthüllt. Grußworte kamen von Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und Georg Friedrichs, Vorstandsvorsitzender der GASAG AG. Zudem wandte sich Siegfried Eckert von der Erich Kästner Gesellschaft mit einem Gruß an die Anwesenden und auch das Netzwerk Berlin gegen Nazis war durch ein Grußwort von Karim Khan in Vertretung für Ulf Balmer vertreten. Laudatorin war Antje Warthorst vom Walter Trier-Archiv in Konstanz.
„Da bin ich wieder.“ Mit diesem Zitat leitete vor knapp 30 Jahren die Kunsthistorikerin Antje M. Warthorst die Wiederentdeckung des Illustrators Walter Trier ein. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts prägte er mit seinen Zeichnungen die Presselandschaft in Berlin und genoss hohe Popularität.
Walter Trier, geboren am 25. Juni 1890 in Prag und in einem jüdisch-liberalen Milieu aufgewachsen, studierte an Kunstakademien in Prag und München. Erste Veröffentlichungen erschienen im „Simplicissimus“.
Schon früh umwarben ihn die Verleger Otto Eysler und Hermann Ullstein. Trier zog nach Berlin. Hier arbeitete er für die „Lustigen Blätter“, „Die Dame“, „Uhu“, die „Berliner Illustrirte Zeitung“ und andere Magazine. Mit seinem verspielten Humor und künstlerischer Bildsprache kommentierte er politische Ereignisse, gesellschaftliche Verhältnisse und den Alltag der Menschen und seiner Umgebung. Seine Zeichnungen prägten die Titelseiten der Zeitschriften. Er arbeitete als Buchillustrator und für Medien wie Film, Kabarett und Revue. Auch an der Berliner Kunstausstellung und Ausstellungen der Berliner Secession nahm er regelmäßig teil.
Ende der 1920er Jahre begann seine Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Erich Kästner. Das erste gemeinsame Buch „Emil und die Detektive“ erschien 1929. Aufgrund des Erfolgs folgten weitere Bücher wie „Pünktchen und Anton“, „Das fliegende Klassenzimmer“ und nach 1945 „Das doppelte Lottchen“ und „Die Konferenz der Tiere.“
Nach der Machtübertragung 1933 an die NSDAP wurden die Arbeitsbedingungen für den jüdischen und kritischen Zeichner zunehmend schwieriger. 1935 erhielt er Berufsverbot. Mit seiner Familie und dem Hund flüchtete Trier über Paris nach London – seine geliebte Spielzeugsammlung im Gepäck. Im Exil arbeitete er für die Zeitschrift „Liliput“ und übernahm Aufträge für antinazistische Propaganda, u.a. für „Die Zeitung“ und Flugblätter des „British Ministry of Information“.
1947 ließ sich Trier mit seiner Frau in Kanada nieder, wo seine Tochter lebte. Auch hier setzte er die künstlerische Arbeit fort, für Magazine und in der Werbegrafik. Am 8. Juli 1951 starb er in Collingwood, Ontario. Sein Werk wird heute vom „Walter-Trier-Archiv“ dokumentiert und mit dem Verlag „favoritenpresse“ der Öffentlichkeit neu zugänglich gemacht.
(Heike Stange, 15. Juli 2024)