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Villa Semmel

Pacelliallee 19/21

Villa Semmel
Richard Semmel wurde am 15. September 1875 als Sohn
jüdischer Eltern in Zobten am Berge geboren. Er trat
1896 in die Berliner Wäschefabrik Arthur Samulon ein,
deren sämtliche Anteile er 1919 übernahm.
Der Architekt Adolf Wollenberg erbaute 1926 für Semmel
und seine Frau Claire Cäcilie, geb. Bruck eine Villa in der
Cecilienallee 19/21 (heute Pacelliallee). Sie sollte das
neue Zuhause für seine umfangreiche Kunstsammlung
werden.
Ende Januar 1933 floh er unter dem Druck drohender
Verfolgung ins Ausland. Unter Zwang verkaufte er im
Juli 1934 seine Villa an den Fabrikanten Wilhelm Kühne.
Der Kaufpreis war so niedrig, dass nach Verrechnung
der Kosten nicht eine Mark bei Semmel ankam. Dieser
verlor in der Folgezeit sein gesamtes Vermögen aufgrund
der Repressionen des nationalsozialistischen Regimes.
Seine Flucht führte Richard
Semmel durch verschiedene
Länder bis nach New York, wo
er 1940 schwer erkrankt und mittellos eintraf.
Nach dem Ende des Krieges meldete Richard
Semmel sofort Rückerstattungsforderungen bei
den zuständigen Behörden an. Er starb am
2. Dezember 1950 verarmt in New York City.
Seine Erbin, Grete Gross, verstarb kurz nach
ihm. Deren im Ausland lebende Tochter ver-
fügte nicht über die Mittel, die Wiedergut-
machungs- und Rückerstattungsverfahren
in Deutschland weiterzuführen.

Richard Semmel was born to Jewish parents
on 15 September 1875 in Sobotka, now Poland.
He joined the Berlin clothing factory Arthur
Samulon Wäsche in 1896 and acquired all
stakes in 1919.
In 1926, the architect Adolf Wollenberg erected
a villa at 19/21 Cecilienallee (now Pacelliallee)
for Semmel and his wife Claire Cäcilie, née Bruck.
It was also intended as a home for his extensive
art collection.
In late January 1933, he went into exile to avoid
impending persecution. Under duress he sold
his Villa to the industrialist Wilhelm Kühne in
1934. The purchase price was so low that once
legal costs were paid, there was not a penny
left for Semmel. He was ultimately stripped of
his entire estate because of repression by the
National Socialist regime.
Richard Semmel's flight led him to various
countries before he arrived in New York in 1940,
severely ill and destitute.
After the war, Richard Semmel immediately
applied to the authorities for the restitution of
his property. He died in poverty on 2 December
1950 in New York City.
His heiress, Grete Gross, dies shortly afterwards.
Her daughter, who also lived outside Germany,
did not have the means to pursue the legal
process of restitution and compensation there.

Auf der Stele gibt es vier Fotos und eine Abbildung. Unter ihnen steht:
Die Villa Semmel, Cecilienallee 19/21, 1928
The Semmel Villa, Cecilienallee 19/21, 1928
Blick in den Salon der Villa Semmel, o.D.
View of the salon in the Semmel Villa, undated
Briefkopf der Firma Samulon, 1908
Samulon company letterhead, 1908
Oben links:
Richard Semmel und seine Frau Claire Cäcilie, o.D.
Top left: Richard Semmel and his wife, Cäcilie, undated

Die Enthüllung der von Helga Lieser gestalteten Stele fand gut besucht am 24.2.2022 auf dem Bürgersteig vor dem Anwesen statt, in dem sich heute die irakische Botschaft befindet. Für Details zum Ablauf s. die beigefügte Einladung.

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