Titel, Namen & Spitznamen (Nikolaiviertel 5)
Spandauer Straße 29
Seite des Mühlendamms das Palais Schwerin (1704) – für ein Jahr
der Sitz des 1705 verstorbenen Staatsministers Graf von Schwerin.
Der Bau von originaler Substanz wurde 1935 zugunsten einer Ver-
breiterung des Mühlendamms (Tafel 19) um einige Meter versetzt.
Er erhielt 1937 einige Anbauten und seine Bestimmung als Münz-
anstalt, die er auch während der DDR-Zeit und in der geeinten Bundes-
republik bis 2005 behielt. Heute ist dort der Sitz des Bundesbeauf-
tragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR.
Nicht nur das Palais Schwerin wurde 1935 versetzt, sondern der
ganze Molkenmarkt gravierend verändert: Seine Bebauung wurde
abgerissen, inklusive des Krögels mit seinem mittelalterlichen
Badehaus und der Zornschen Apotheke (Tafel 8).
Vor seiner Umbenennung 1685 hieß der Molkenmarkt berechtigter-
weise „Olde“, also „Alter“ Markt – schließlich ist er der älteste
Platz Berlins! Hier trafen Handelsstraßen und die Spree aufeinander,
eine Kreuzung, der Berlin und Cölln ihre Existenz verdanken.
Die Bezeichnung „Molkenmarkt“ stammt wahrscheinlich von der
Kurfürstin Katharina, die hier die Produkte ihrer Meierei verkaufen
ließ. Genauso direkt sind auch die Eier- und frühere Bollengasse
(heute Teil der Poststraße) benannt: Hier gab es Eier und Zwiebeln.
Der Paddenwirt verdankt seinen Namen einer netten Geschichte: Ein
Wirt holte seine Bierfässer immer per Kahn. Eines Abends hatte er
jedoch keine Lust mehr, sie auszuladen. Als er am nächsten Morgen
zum Boot kam, um die Arbeit nachzuholen, quakten ihm Hunderte
betrunkener Frösche („Padden“) entgegen – ein undichtes Fass hatte
die offenbar trinkfreudigen Amphibien ins Boot gelockt. Natürlich
hatte das Quaken Neugierige angelockt und so hatte
der Wirt seinen Spitznamen weg.
One Title, Three States:
Looking along Eiergasse, one can see Palais Schwerin (1704)
on the opposite side of Mühlendamm (panel 19). It was
the seat of the Count of Schwerin, the minister of state until his
death in 1705. The building was pushed back in 1935 when
the street was broadened to accommodate additional traffic.
It served as the state mint for the Nazi government in 1937,
retaining its function during the times of the GDR and in the
reunited Germany until 2005. Today, it´s the seat of the
commissioner for the records of the East German secret
police, the Stasi.
Berlin still had a medieval bath house (at the time, a residential
house) and an ancient pharmacy (panel 8) until they were
demolished – along with the Krögel (panel 4) – in the 1930s.
Names and Nicknames:
Before its renaming, the oldest square in Berlin, Molkenmarkt,
was fittingly called ‘Olde Market’. Here, ancient trade routes
met on the River Spree. The sister cities of Berlin and Cölln owe
their existence to this crossing. The term Molkenmarkt (‘Whey
Market’) probably stems from a Princess whose dairy products
were sold here. Similarly, the Eiergasse (‘Egg Lane’) and the
former Bollengasse (‘Onion Lane’) obtained their names.
Paddenwirt (‘Frog Innkeeper’): The former proprietor of the
inn used to fetch barrels of ale by boat. One evening, as the
story goes, he was too lazy to unload them.
When he returned to his boat the next morning, hundreds of
drunken frogs (Padden) croaked at him – a leaky barrel had
lured the amphibians into the boat, who apparently took a
liking to the drink. The croaking attracted a crowd of
onlookers, who promptly gave the innkeeper his new
nickname.
Jede der 19 Gedenktafeln ist Teil des historischen Pfades, der quer durch die Berliner Altstadt des gesamten Nikolaiviertels konzipiert wurde. Mithilfe der Nummerierungen und einer Karte des Stadtviertels, die auf jeder der Tafeln unten links abgebildet ist, kann eine Stadtführung in eigenem Tempo vorgenommen werden. Die mit Bildern ausgeschmückten Informationen in deutscher und in englischer Sprache erzählen die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehenden sowohl amüsanten als auch bestürzenden Geschichten zu den Gebäuden und berühmten Persönlichkeiten.
Die fünfte Gedenktafel befindet sich an der Außenwand eines auf der Ecke zur kleinesten Gasse Berlins, der Eiergasse, gelegenen Antiquitätenladens. Sie zeigt mit zeitgenössischen Darstellungen des alten Marktplatzes seine bis ins 17. Jhdt. zurückreichenden Veränderungen und erzählt die belustigende Geschichte des Lokals „Zum Paddenwirt“.
Die Bildunterschriften von links nach rechts lauten:
Zeitgenössische Darstellung einer Berliner Marktszene (18. Jhdt.)
Zeitgenössische Darstellung eines mittelalterlichen Bades
Krögel-Hof, Alt-Berlin (um 1900)