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Familie Sternberg

Sternbergpromenade

Sternbergpromenade
Die Familie Sternberg war fast zwei Jahrhunderte lang
eine der prägendsten jüdischen Familien in Spandau.
Ihr Textilgeschäft „M.K. Sternberg” war seit Mitte des
19. Jahrhunderts ein fester Bestandteil des Spandau-
er Lebens. Gleichzeitig waren die Familienmitglieder in
zahlreichen Ämtern und als Mäzene für die Stadt und
ihre Bewohnerinnen und Bewohner engagiert.
Das große Geschäftshaus am Markt mit über 100 Ange-
stellten war ein regionaler Anziehungspunkt. Es zeigte
auch die Verbundenheit der Familie zu ihrer Heimatstadt:
Seit 1927 präsentierte Julius Sternberg in einem eige-
nen Café alte Spandauer Ansichten und havelländische
Künstler und publizierte die reich illustrierte Chronik „Bil-
der und Betrachtungen aus Spandaus Vergangenheit”.

Die Sternbergs waren ebenso für die Jüdische Ge-
meinde Spandau von größter Bedeutung, viele Fami-
lienmitglieder waren im Vorstand und unterstützten die
Neugründung im 19. Jahrhundert. Durch ihre Beiträge
ermöglichten sie die Errichtung einer eigenen Synagoge
und eines neuen Friedhofs an der Neuen Bergstraße.
Dazu gehörte eine breites soziales Engagement, das sich
etwa im Bau und Unterhalt eines jüdischen Altersheims
durch die „Selig und Rosa Sternberg”-Stiftung zeigte.
Über viele Jahrzehnte waren Mitglieder der Familie nicht
nur hoch geachtete Geschäftsleute, sondern auch in
kommunalen Ehrenämtern und in der sozialen Fürsor-
ge aktiv. Das bewahrte aber weder die Firma noch die
Familie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialis-

ten, die zum Verlust ihres Geschäftes und schließlich
1938 zur erzwungenen Auswanderung nach Südame-
rika führten.
Mehrere in Deutschland verbliebene Familienangehörige
wurden in der Shoah ermordet. Selbst im Exil blieb die
Familie ihrer Heimat und vielen ehemaligen angestellten
verbunden.
Im Jahr 1950 entschloss sie sich zur Rückkehr nach
Spandau. Dem 1925 hier geborenen Hans Sternberg
wurde 1980 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im
Jahr 2002 veröffentlichte er seine Erinnerungen in dem
Buch „Die Familie Sternberg”.
Bezirksamt Spandau von Berlin, 2016

Die Inschrift befindet sich in drei Spalten im oberen Teil der großformatigen Edelstahltafel. In der Wiedergabe sind die Spalten getrennt durch Leerzeilen.
Im untereren Teil der Tafel sind nebeneinander drei Abbildungen in Ätztechnik wiedergegeben und dazu folgende Beschriftungen:

Abb. links: Familienfotografie zum 75. Geburtstag von Rosa Sternberg
(sitzend), rechts von ihr die Enkelkinder Hannelore und Hans sowie
ganz links Julius Sternberg und seine Ehefrau Susanne, 1928.

Abb. Mitte: Werbeanzeige mit den beiden neuen
Geschäftsfronten am Markt und an der Fischerstra-
ße nach der umfangreichen Erweiterung von 1927.

Abb. rechts: Atelierporträt der Familie Sternberg, in der Mitte Julius Sternberg mit
seinem Sohn Hans, links außen sein Vater Selig Sternberg und rechts sein Groß-
vater und Firmengründer Moses Kiewe Sternberg, ca. 1927.

Die Tafel ist befestigt in einem im Boden verankerten Edelstahlrahmen, der sie leicht pultförmig angekippt gut lesbar macht. Sie befindet sich an der Sternbergpromenade gegenüber vom Haus Lindenufer 34 in Höhe der Passagierschiffanlegestelle. Enthüllt wurde sie am 17. April 2016 von Hans Sternberg und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank im Zusammenhang mit der Benennung nunmehr der gesamten Uferpromenade zwischen Dischingerbrücke und Juliusturmbrücke nach der Familie Sternberg. Im nördlichen Teil erhielt die Promenade ihren Namen bereits im November 2014.

Das Familienfoto links ist wahrscheinlich am 80. Geburtstag von Rosa Sternberg aufgenommen worden, am 15. Mai 1933. Dazu passt auch der 1925 geborene Hans Sternberg, der 1928 als Dreijähriger noch nicht so groß hätte sein können wie auf dem Foto. Mit den entsprechenden Angaben ist das Bild auch vom Jüdischen Museum Berlin ins Internet gestellt worden.

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