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Spartakusaufstand

Mehringdamm 22

Berlin 1919 - Revolutions-
kämpfe im Zeitungsviertel
Im Januar 1919 wurden hier, in
der ehemaligen Garde-Drago-
ner-Kaserne, regierungstreue
Truppen aus Potsdam einquartiert.
Kurz zuvor hatten bewaffnete
Arbeiter und Soldaten das nahe
gelegene Berliner Zeitungsviertel
besetzt.
Die in diesem Gebäude unter-
gebrachten Truppen erstürmten
am 11. Januar das besetzte
»Vorwärts«-Gebäude in der
Lindenstraße (heute Mehring-
platz). Sieben Besetzer, die
durch Verhandlungen eine fried-
liche Übergabe des Verlags-
gebäudes erreichen wollten,
wurden gefangen genommen
und anschließend hier im Hof
erschossen. Bei der Räumung
des »Vorwärts«-Gebäudes
machten die Regierungstruppen
295 Gefangene und brachten
sie ebenfalls in die Kaserne
und misshandelten sie schwer.

Erschossen wurden am 11. Januar 1919:

Wolfgang Fernbach, Redakteur
*31.1.1889 Berlin

Karl Grubusch, Mechaniker
*21.10.1890 Berlin

Walter Heise
*24.8.1894 Strasburg
(Kreis Prenzlau)

Erich Kluge, Kutscher
*19.3.1895 Neuendorf

Werner Möller, Klempner
*6.2.1888 Barmen

Arthur Schöttler, Werkzeugmacher
*25.11.1893 Spandau

Paul Wackermann, Schlosser
*1.12.1889 Charlottenburg

Im Eingangsbereich vom Finanzamt Kreuzberg sind an der linken Wand zwei hohe Acryltafeln befestigt. Die linke Tafel zeigt ein Foto des "Vorwärts"-Gebäudes nach der Erstürmung durch Regierungstruppen im Januar 1919. Darauf befindet sich die Inschrift.

Auf der rechten der beiden Tafeln sind übereinander sechs Fotografien wiedergegeben, rechts neben und zum Teil unter denen sich jeweils ein erläuternder Text befindet. Die Texte lauten von oben nach unten:

9. November 1918, Unter den Linden.
Die Revolution im kriegsmüden Deutsch-
land hat die Hauptstadt erreicht. Die
Republik wird ausgerufen. Die Monarch-
chie bricht zusammen. Es kommt zu
Massenstreiks, Arbeiter- und Soldatenräte werden gebildet.
Zwei Tage später wird der Waffenstillstand unterzeichnet.

5. Januar 1919, Demonstranten am
Dönhoffplatz in Berlin-Mitte. Mit der Ab-
setzung des Berliner Polizeipräsidenten
Emil Eichhorn (Unabhängige Sozial-
demokraten/USPD) durch den preus-
sischen Innenminister Paul Hirsch (SPD)
hat die radikale Linke tags zuvor ihre
letzte Machtbastion verloren. Daraufhin
erklären ihre Anhänger die Regierung
für abgesetzt und besetzen das Zeitungsviertel um die
Koch- und Lindenstraße.

5. Januar 1919. Revolutionäre Arbeiter
und Soldaten auf dem Weg zur Besetz-
ung [!] des SPD-Verlags »Vorwärts« in der
Lindenstraße.

5. Januar 1919. Die Besetzung des
»Vorwärts«-Verlagsgebäudes in der
Lindenstraße

11. Januar 1919. Maschinengewehr-
posten der Regierungstruppen während
der Kämpfe im Berliner Zeitungsviertel.

12. Januar 1919. Das Verlagsgebäude
des »Vorwärts« einen Tag nach der
Erstürmung durch Regierungstruppen.

Bereits am 5.6.1990 wurde das Bezirksamt auf Antrag der Alternativen Liste (AL, heute Bündnis 90/Grüne) von der BVV beauftragt, „dafür Sorge zu tragen, dass am Gebäude der ehemaligen Garde-Dragoner-Kaserne am Mehringdamm eine Gedenktafel angebracht wird, um den erschossenen Parlamentären des 11. Januar 1919, die vom Vorwärts-Gebäude hierhin gebracht wurden, ein würdiges Ansehen zu wahren". Über zehn Jahre währte der politische Streit um den Inhalt. Hierbei ging es vor allem um Namen des Volksbeauftragten und Oberbefehlshabers Gustav Noske („Einer muß ja den Bluthund machen."), den die Sozialdemokraten nicht erwähnt haben wollten. Sein Name fehlt auf der am 9.11.2001 enthüllten Tafel.

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