Siegmund Loewe
Wiesenweg 9-10
Am Wiesenweg 9-10 befand sich von 1924 bis 1979 der Hauptsitz des
von Siegmund Loewe begründeten Unternehmens Loewe. Sichtbar ist
heute nur noch der nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten
an der Ecke Wiesenweg/Teltowkanalstraße errichtete Gebäudekomplex.
Rundfunkpionier
Siegmund Loewe wurde am 6. November 1885 in Berlin geboren. Er
studierte an der Technischen Hochschule zu Berlin, bevor er an der
Universität Jena zum Thema Hochfrequenz promovierte. Nach Stationen
in den Entwicklungslaboratorien von Telefunken und der Firma Dr. Erich
F. Huth machte er sich nach dem Ersten Weltkrieg mit einem eigenen
Entwicklungslabor für Hochfrequenz und Vakuumtechnik selbständig.
Inspiriert durch die amerikanische Radioamateurbewegung setzte er ab
1920 aus technischer und unternehmerischer Perspektive alles daran,
den Rundfunk in Deutschland zu ermöglichen.
Als am 29. Oktober 1923 der Rundfunk in Berlin seinen Betrieb aufnahm,
hatte Siegmund Loewe zusammen mit seinem älteren Bruder, dem Kaufmann
David Ludwig Loewe, bereits die Radiofrequenz GmbH für die Produktion
von Radios und ihren Einzelteilen gegründet. Im gleichen Jahr gründete
er den Deutschen Radio-Club und den Verband der Funk-Industrie mit,
der die ab 1924 in Berlin stattfindenden Funkausstellungen ausrichtete.
Entwickler und Unternehmer
Als Unternehmer widmete er sich besonders der Produktentwicklung
und förderte auch junge Talente wie Manfred von Ardenne. Gemeinsam
entwickelten sie die Loewe-Dreifachröhre, die als Vorgänger des
integrierten Schaltkreises (IC) in der Mikroelektronik gewertet wird, und
ein großer Erfolg am Markt wurde.
Beflügelt hiervon wandten sich Loewe und Ardenne der Fernseh-
entwicklung zu. Ihre Vorführung des elektronischen Fernsehens während
der Funkausstellung 1931 auf dem Loewe-Stand wurde weltweit beachtet
und bahnte dem elektronischen Fernsehen den Weg. Bereits 1929 hatte
Siegmund Loewe außerdem gemeinsam mit den Firmen Baird Televison,
Bosch und Zeiss Ikon eine Fernseh AG als Studiengesellschaft gegründet.
Verfolgung im Nationalsozialismus
Ab 1933 verengten sich die Spielräume für die Brüder Loewe, deren
Vater jüdischen Glaubens war, dramatisch. Noch im gleichen Jahr musste
David Ludwig Loewe aus dem Loewe-Vorstand zurücktreten und emigrierte
mit seiner Familie über die Schweiz nach England, wo er 1936 verstarb. Im
Frühjahr 1938 verdrängte dann Bosch das Unternehmen Loewe aus der
Fernseh AG. Wenige Monate später erhielt Siegmund Loewe die Nachricht,
dass auch er aus dem Vorstand abberufen worden sei. Das Reichsluftfahrt-
ministerium enteignete noch im gleichen Jahr das Unternehmen.
Exil und Rückerstattung
Siegmund Loewe emigrierte in die USA, wo bereits sein jüngerer Bruder
Bernhard Loewe die amerikanische Loewe-Patentverwaltung leitete.
Auch ihre jüngere Schwester konnte sich mit ihrer Familie in die USA
retten.
Am 3. November 1948 wurde das Unternehmen, nun mit Sitz in West-
Berlin und Werken in Kronach sowie Düsseldorf, an Siegmund Loewe
rückerstattet. Siegmund Loewe kehrte jedoch nur noch zeitweise nach
Deutschland zurück. Das Unternehmen Loewe nahm unterdessen in
Westdeutschland in vollem Umfang am Wirtschaftswachstum teil und
zählte zu den erfolgreichsten Marken der Radio- und Fernsehindustrie.
Kilian Steiner
Rechts neben der Inschrift befinden sich übereinander sechs Fotos. Die Bildunterschriften lauten (v .o .n .u.):
Der Rundfunkpionier und Unter-
nehmer Dr. Siegmund Loewe wurde
am 6. November 1885 in Berlin
geboren. Am 2. Mai 1962 verstarb
er in Sarasota (USA).
Die Radiofrequenz GmbH in der
Niedstraße in Berlin-Friedenau ist
die Keimzelle des Unternehmens
Loewe, 1923
Der mit Dreifachröhre ausgestat-
tete Ortsempfänger OE 333 wurde
dank seines niedrigen Preises von
39,50 RM zum ersten massenhaft
vertriebenen Rundfunkempfänger,
1926
Der englische Fernsehpionier John
Logie Baird (links) lässt sich von
Manfred von Ardenne den weltweit
ersten, elektronischen Fernseh-
empfänger zeigen, 1931
Das ab 1939 nach den Entwürfen
von Paul Renner am Teltowkanal
ausgebaute Loewe-Werk
Zwei Physiker in ihrer neuen Heimat:
Albert Einstein und Siegmund Loewe
(mit Hund) in Sarasota, Florida, 1949
Enthüllt wurde die rechts neben der Einfahrt vor der Fassade stehende Stele am 25.9.2024. Zur Enthüllung sprachen Cerstin Richter-Kotowski, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport sowie Christian Alber, COO und Mitglied der Geschäftsleitung der Loewe Technology GmbH.
Konzept und Gestaltung der Stele lagen in den Händen von Karin Rosenberg.