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Rudolf Virchow

Rudolf Virchow

Schivelbein/Pommern (Świdwin/Polen) 13.10.1821 - Berlin 5.9.1902

Augustenburger Platz 1

RUDOLF VIRCHOW
13.10.1821 - 5.9.1902
Arzt und Politiker
Begründer der Zellularpathologie
Langjähriger Stadtverordneter von Berlin
und bedeutender liberaler Parlamentarier
im Preußischen Landtag und Deutschen Reichstag
Er wirkte mit am Ausbau des Gesundheits- und
Hygienewesens in Berlin.

Die Enthüllung der Berliner Gedenktafel war am 28. Oktober 1988. Über der Tafel ist eine kreisrunde Bronzeplakette mit dem Reliefporträt Virchows befestigt. Sie zeigt unten rechts den Namen. Zu seinem 70. Geburtstag am 13. Oktober 1891 verlieh ihm die Stadt Berlin die Ehrenbürgerwürde. Begraben ist Virchow auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof, Schöneberg, Großgörschenstraße 12, Abt. H s-12.

Rudolf Virchow war ein deutscher Arzt, Pathologe und Ethnologe und gilt als Begründer der Sozialhygiene. Er studierte und wirkte vor allem in Berlin, wo er als Professor für Pathologie sowie als Arzt an der Charité tätig war. Neben seinen Forschungen zu Gefäßkrankheiten arbeitete er als Hygieniker und beschäftigte sich mit dem Zusammenhang von Armut und Gesundheit.

Seit 1859 war er zudem gewähltes Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. In dieser Funktion setzte er sich für eine medizinische Grundversorgung der Berliner Bevölkerung ein sowie für die Einrichtung mehrerer kommunaler Krankenhäuser, Parks und Kinderspielplätze, um die Lebensbedingungen sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Als Gründungsmitglied der Deutschen Fortschrittspartei war er später zusätzlich Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Deutschen Reichstages.

Virchow äußerte sich einerseits kritisch gegenüber der deutschen Kolonialpolitik und positionierte sich im Berliner Antisemitismusstreit gegen antisemitische Agitation. Gleichzeitig nutzte er jedoch die wissenschaftlichen Möglichkeiten, die ihm die Ausbeutung und Unterwerfung des afrikanischen Kontinents durch europäische Kolonialmächte boten. Er sammelte beispielsweise menschliche Schädel und Skelette von Opfern kolonialer Verbrechen, die an der Berliner Charité unter anderem für sog. „rassenbiologische“ Untersuchungen missbraucht wurden und sich bis heute in deren Besitz befinden. Auch führte er Vermessungen an Erwachsenen und Kindern durch, die aus ihren Heimatregionen nach Deutschland verschleppt und hier in sog. „Völkerschauen“ öffentlich gedemütigt und für anthropologische Forschungen ausgebeutet wurden.

Rudolf Virchow starb am 5. September 1902 an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

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