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Revolutionsdenkmal IV - Abriss und Nachhall

Gudrunstraße 20 (Friedhof)

Das Revolutionsdenkmal
Abriss und Nachhall
Das Revolutionsdenkmal ist dem NS-Regime ein Dorn im Auge.
Zunächst wird die Anlage von der Gestapo beobachtet, um
KPD-Sympathisanten aufzuspüren. Der große Sowjetstern
wird entfernt und gelangt als Trophäe in das sogenannte
Revolutionsmuseum der SA-Standarte 6 in Berlin-Mitte.
Im November 1934 beschließt das Bezirksamt Lichtenberg den
Abriss des Denkmals. Die Abrissarbeiten beginnen im Januar
1935. Die Grabplatten werden entfernt und die Gräber
eingeebnet. Einige Grabplatten – darunter die von Rosa
Luxemburg und Karl Liebknecht – legen die Friedhofsarbeiter
an einer unauffälligen Stelle ab. Sie überdauern so die Zeit.

Die Denkmalschändung bleibt nicht verborgen. Zwei
Lichtenberger Arbeiter, die den Abriss fotografieren wollen,
werden von der Gestapo verhaftet. Der Aufmerksamkeit der
Spitzel entgeht ein Besucher aus Japan. Etsuji Sumiya
fotografiert den Abriss. Vier Jahrzehnte später übergibt er
die Aufnahmen einer DDR-Delegation.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft nimmt die KPD im Januar
1946 die Tradition des Luxemburg-Liebknecht-Gedenkens in
Friedrichsfelde wieder auf. Als Kulisse dient eine provisorische
Nachbildung des Revolutionsdenkmals. In den Folgejahren
begnügen sich die Veranstalter mit einem Podest und einer
Flammenschale. Mit der Einweihung der Gedenkstätte der
Sozialisten im Januar 1951 im vorderen Teil des Friedhofs
gerät der authentische Ort allmählich in Vergessenheit.

Im Vorfeld des 50. Jahrestages der Ermordung von Rosa
Luxemburg und Karl Liebknecht regen Die Falken in Berlin
(West) eine öffentliche Debatte zu diesem Ereignis an. In
diesem Rahmen melden sich auch junge Architekten zu Wort.
Sie wollen das Revolutionsdenkmal am Tatort wieder aufbauen.
Mit einem symbolischen Spatenstich im September 1968
machen sie anlässlich der Eröffnung der Neuen Nationalgalerie
auf ihr Projekt aufmerksam.

Im Osten Berlins werden in der zweiten Hälfte der 1970er
Jahre Nachbauten des Revolutionsdenkmals am Werderschen
Markt und im neuen Wohngebiet am Thälmann-Park erwogen
und wieder verworfen. Erst 1983 können der Architekt Günter
Stahn und der Bildhauer Gerhard Thieme am authentischen
Ort eine Erinnerungsstele errichten.

Unter dem Text und rechts daneben befindet sich eine Reihe von Fotos und Abbildungen. Die Bildunterschriften lauten:

Der große Stern des Revolutionsdenkmals im SA-Museum

Abriss des Revolutionsdenkmals 1935

Etsuji Sumiya (1895-1987), Journalist,
Wirtschaftshistoriker, Universitätsprofessor in Kyoto

Kundgebung am provisorischen Nachbau des Revolutionsdenkmals im Januar 1946

Junge Architekten aus Berlin (West) fordern 1968 den Nachbau des Revolutionsdenkmals am Tatort

Entwurf für einen Nachbau des Revolutionsdenkmals im geplanten Wohngebiet Ernst-Thälmann-Park

Entwurf für einen Nachbau des Revolutionsdenkmals am Werderschen Markt

Günter Stahn (1939-2017) und Gerhard Thieme (*1928)
überprüfen die fertiggestellte Erinnerungsstele

Die vier Stelen für das Revolutionsdenkmal am authentischen Ort im hinteren Teil des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde wurden am 13.4.2019 enthüllt, dem 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses und in Würdigung dessen letzten Direktors, Ludwig Mies van der Rohe. Aus diesem Anlass sprachen Bezirksbürgermeister Michael Grunst und der Vorsitzende des Förderkreises Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde e.V., Holger Hübner.

Die Inhalte der Stelen sind aus Platzgründen jeweils separat aufgeführt unter Revolutionsdenkmal I-IV.

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