zurück zur Suche
Revolutionsdenkmal III - Das Denkmalprojekt

Revolutionsdenkmal III - Das Denkmalprojekt

Gudrunstraße 20 (Friedhof)

Das Revolutionsdenkmal
Das Denkmalprojekt
Für die KPD und ihre Anhänger wird das Gräberfeld für die
Opfer der Januarkämpfe in Friedrichsfelde zu einem
besonderen Erinnerungsort. Totengedenken verknüpft sich
mit politischer Willenskundgebung. Bezugspunkte sind die
Beisetzung im Januar und die Beisetzung Rosa Luxemburgs
im Juni 1919. Nach wenigen Jahren reift der Gedanke, den
Opfern der Revolution dort ein Denkmal zu widmen. Am
15. Juni 1924 wird der Grundstein gelegt. Die KPD bildet
ein Denkmalkomitee unter Vorsitz von Wilhelm Pieck. Dem
Komitee gehören außerdem der Kunstsammler Eduard Fuchs
und der Stadt- und Bezirksverordnete Otto Gäbel an. Der
erste Entwurf, der auf dem 10. Parteitag der KPD im Juli
1925 präsentiert wird, ist noch ganz traditioneller
Denkmalästhetik verhaftet. Ludwig Mies van der Rohe sieht
diesen Entwurf im Haus von Eduard Fuchs in Berlin-
Zehlendorf. Er hält ihn für ungeeignet und ist bereit, einen
Gegenentwurf vorzulegen. Mies van der Rohe gelingt ein
Geniestreich. Gegeneinander verschobene Quader verleihen
dem wuchtigen Bauwerk eine ungeahnte Dynamik.
Mit dem Bau wird die Berliner Bauhütte beauftragt.
Da die eingesammelten Spenden die Kosten nicht decken,
nimmt die KPD Kredite auf.
Am 13. Juni 1926 wird das Denkmal enthüllt. Die Einweihung
erfolgt einen Monat später mit einer großen
Massenkundgebung. Die Vorderfront ziert ein großer
Sowjetstern aus Chrom-Nickel-Stahl, dem Parteiabzeichen
der KPD. Das wuchtige Bauwerk mit seinen dunklen Klinkern
– es misst ca. 12 mal 6 mal 4 Meter – ist nicht nur für die
KPD-Anhänger gewöhnungsbedürftig. Es ist ein Bruch mit
herkömmlicher Denkmalarchitektur. Dennoch wird das
Revolutionsdenkmal zum politischen Wallfahrtsort. Im Januar
1933 findet hier die letzte Kundgebung statt.

Das Denkmalkomitee

Wilhelm Pieck (1876-1960)
Vorsitzender, Mitbegründer der KPD,
gehört zum zentralen Orgbüro und leitet ab 1926
den KPD-Bezirk Berlin-Brandenburg.
Ab 1935 KPD-Vorsitzender im Moskauer Exil,
1946 Ko-Vorsitzender der SED,
ab 1949 Präsident der DDR.

Eduard Fuchs (1870-1940)
Kunsthistoriker, Herausgeber der sechsbändigen
»Illustrierten Kultur- und Sittengeschichte«,
Mitbegründer der KPD, Nachlassverwalter von Franz Mehring,
trennt sich 1928 von der KPD, emigriert
1933 nach Frankreich.

Otto Gäbel (1885-1953)
Sekretär des Denkmalkomitees, Buchbinder,
ab 1920 Berliner Stadtverordneter und Bezirksverordneter
in Berlin-Lichtenberg, später auch unbesoldeter Stadtrat,
wegen Verwicklung in den »Sklarek-Skandal« verurteilt
und 1929 aus der KPD ausgeschlossen.

Der Architekt
Ludwig Mies van der Rohe
(1886-1969)
1886 in Aachen geboren
bedeutender deutsch-amerikanischer Architekt des 20. Jahrhunderts
ab 1905 Besuch der Kunstgewerbeschule und der Hochschule
für Bildende Künste in Berlin, Laufbahnbeginn bei Bruno Paul
Mitarbeit an Großprojekten von Peter Behrens
1913 eigenes Architekturbüro in Berlin, Arbeit für private Auftraggeber,
u. a. für Eduard Fuchs
1921 Anschluss an die und bis 1925 Mitwirkung in der Novembergruppe
1926 Vizepräsident des Deutschen Werkbundes
1930-1933 Bauhausdirektor
1937 Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste
1938 Übersiedlung in die USA, Annahme der US-Staatsbürgerschaft 1944
in den USA Entfaltung seines Architekturstils, Entwerfen und Realisieren
vielfältiger Meisterwerke
1968 Eröffnung der Neuen Nationalgalerie in Berlin – einziges nach 1938
in Deutschland ausgeführtes Projekt
1969 in Chicago verstorben

Rechts neben den biographischen Angaben sind ein Foto und Abbildungen mit folgenden Unterschriften eingeblockt:

Enthüllung des Revolutionsdenkmals am 13. Juni 1926

Entwurfsskizze für das Revolutionsdenkmal von Mies van der Rohe

Lageplan zum Revolutionsdenkmal
mit Verwaltungsgenehmigung

Die vier Stelen für das Revolutionsdenkmal am authentischen Ort im hinteren Teil des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde wurden am 13.4.2019 enthüllt, dem 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses und in Würdigung dessen letzten Direktors, Ludwig Mies van der Rohe. Aus diesem Anlass sprachen Bezirksbürgermeister Michael Grunst und der Vorsitzende des Förderkreises Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde e.V., Holger Hübner.
Die Inhalte der Stelen sind aus Platzgründen jeweils separat aufgeführt unter Revolutionsdenkmal I - IV.

zurück