zurück zur Suche

Reichsbank und Konfektionsviertel

Werderscher Markt

Mitten auf dem Friedrichswerder:
Reichsbank und Konfektionsviertel
Der Friedrichswerder war die erste Erweite-
rung des mittelalterlichen Berliner Stadt-
kerns. Er erstreckt sich zwischen der Ober-
und Niederwallstraße im Westen und dem
Spreekanal im Osten, sowie zwischen dem Zeughaus im
Norden und dem Spittelmarkt im Süden.
Seine Geschichte begann im 17. Jahrhundert mit dem Jäger-
hof, dem Haus des kurfürstlichen Ober-
jägermeisters, nach dem die Jägerstraße
benannt ist. Friedrich II. wies den Jägerhof
dem Vorläufer der Preußischen Staatsbank
zu, aus der sich die Reichsbank und schließ-
lich das spätere Bankenviertel zwischen
Gendarmenmarkt und der Allee Unter den
Linden entwickelten.
Der Friedrichswerder war im 19. und 20.
Jahrhundert außer durch die Bankhäuser besonders durch
die Konfektionsindustrie geprägt. Das Konfektionsviertel
mit seinen zumeist jüdischstämmigen Eigentümern hatte
seinen Ursprung am Schloßplatz und am
Werderschen Markt, sein Zentrum war der
Hausvogteiplatz.
Der hier ansässige Mode-Großhandel pro-
duzierte und verkaufte über 90 Prozent der
deutschen Damenmode.
Zwischen 1933 und 1945 wurden die auf
dem Friedrichswerder lebenden und arbei-
tenden Menschen jüdischer Herkunft ver-
trieben, beraubt und ermordet. Die Berliner
Banken und Modehäuser haben durch dieses Verbrechen
dauerhaft an Bedeutung eingebüßt.
Seit den 1920er Jahren gab es Pläne, die
Jägerstraße zum Schloßplatz durchzubre-
chen. In den 19930er Jahren wurden sechs
Straßen und Gassen des Friedrichswerders
abgerissen, um einen zweiteiligen Neubau
für die Reichsbank zu errichten. Zwischen
den beiden Bauteilen des Neubaus sollte
die Verlängerung der Jägerstraße verlaufen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen
gravierenden Zerstörungen saß das
Zentralkomitee der SED mit seinem Politbüro im Neubau
der Reichsbank. Seit 1999 residiert hier das Auswärtige Amt.
In den Jahren 2007 bis 2011 entstanden zwischen dem
Auswärtigen Amt und dem Hausvogteiplatz
zahlreiche Townhäuser und eine kleine
Grünanlage.

At the heart of Friedrichswerder: Reichsbank and Fashion District
Friedrichswerder was the first extension
of the city’s mediaeval centre. It stretches
from Oberwallstrasse and Niederwall-
strasse to the west and the Spreekanal
to the east, from the Zeughaus (arsenal) to the north and
Spittelmarkt to the south. Its history began in the 17th
century with the Jägerhof, the residence of
the electoral head huntsman, after which
the modern-day Jägerstrasse is named.
Friedrich II assigned the Jägerhof land that
would later become the site of the Preus-
sische Staatsbank, where the Reichsbank
and ultimately, the entire banking district
between Gendarmenmarkt and the boule-
vard Unter den Linden, would develop.
Apart from the big banks, the main feature
of Friedrichswerder in the 19th and 20th centuries was its
large clothing and fashion stores. This commercial district,
owned mainly by people of Jewish extraction, started at
Schlossplatz and the Werderscher Markt,
and had its centre at Hausvogteiplatz.
The wholesalers located here manufactured
and sold more than 90 per cent of Ger-
many’s women’s clothing.
Between 1933 and 1945. The people of
Jewish background who lived and worked
here were driven out, robbed and murde-
red. Berlin’s banks and fashion stores
suffered lasting damage to their econo-
mic standing as a result of this crime.
From the 1920s on there were plans to extend Jägerstrasse
as far as Schlossplatz. In the 1930s, six
streets and alleys were demolished in
Friedrichswerder to make room for a new
two-part building to house the Reichsbank.
The extension of Jägerstrasse was to run
between the two parts of this building.
After the Second World War and the wide-
spread destruction that accompanied it,
the Reichsbank building was occupied by
the Central Committee of the SED party and
its politburo. Since 1999, it has been home to the Federal
Foreign Office. From 2007 to 2011, numerous townhouses
and a small park were built between the Foreign Office and
Hausvogteiplatz.

Rechts neben dem deutschen Text befinden sich übereinander fünf Abbildungen mit den Unterschriften (v.o.n.u.):

Friedrichswerder markiert im Plan von
Johann Bernhard Schultz, 1688
Friedrichswerder (marked) in the plan by
Johann Bernhard Schultz, 1688

Das Jägerhaus auf dem Friedrichswerder.
1690 / The Jägerhaus (Huntsman’s House)
in Friedrichswerder, 1690

Friedrichswerder (markiert) im Sineck-
Stadtplan (1856) / Friedrichswerder
(marked) in the plan by Sineck, 1856

Altbau der Reichsbank von Friedrich Hitzig
in der Jägerstraße, um 1920
Old Reichsbank building by Friedrich
Hitzig in Jägerstrasse, around 1920

Messbild der Kassenhalle der alten
Reichsbank von Max Hasak, 1903
Photograph of the Counter area of the old
Reichsbank by Max Hasak, 1903

Links vom englischen Text befinden sich übereinander fünf Abbildungen mit folgen Unterschriften (v.o.n.u.):

Luftbild des mittleren Friedrichswerder
mit Einzeichnungen, um 1933 / Aerial
photograph for orientation, around 1933

Grundsteinlegung für die Erweiterung der
Reichsbank mit Hitler und Schacht, 1934
Laying of cornerstone for the extension of
the Reichsbank, attended by Hitler and
Schacht, 1934

Kurstraße mit dem Rohbau der Reichs-
bank-Erweiterung, um 1936 / Kurstrasse
with the Structure of Reichsbank exterior,
around 1936

Unterwasserstraße mit dem Neubau der
Reichsbank-Erweiterung, um 1940
Unterwasserstrasse with the new Reichs-
bank exterior building, around 1940

Der mittlere Friedrichswerder mit Town-
häusern, 2009 / Central Friedrichswerder
with townhouses, 2009

Diese Stele und eine zweite direkt davor stehende für das “Modehaus Hermann Gerson und das Reichskriminalpolizeiamt” wurden finanziert vom Auswärtigen Amt. Projektträger war das Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin. Design und Herstellung lagen in den Händen von Helga Lieser. Enthüllt wurden beide Stelen am 23.11.2018. Sie stehen auf  dem rechten Bürgersteig in Richtung Kurstraße gegenüber der Friedrichswerderschen Kirche.

zurück