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Regina Jonas

Berlin 3.8.1902 - KZ Auschwitz-Birkenau 12.12.1944

Krausnickstraße 6

An diesem Ort wohnte
die erste Rabbinerin der Welt
REGINA JONAS
1902 Berlin - 1944 Auschwitz
1930 beendete sie ihr Studium an der Berliner
Hochschule für die Wissenschaft des Judentums
mit einer religionsgesetzlichen Streitschrift:
Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?
1935 wurde sie von Rabbiner Max Dienemann
ordiniert. Sie predigte in vielen Berliner Synagogen
und half den unter dem NS-Regime notleidenden
jüdischen Menschen, wo sie nur konnte.
1942 wurde Regina Jonas nach Theresienstadt
deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz
ermordet.
Fähigkeiten
und Berufungen
hat Gott
in unsere Brust
gesenkt
und nicht nach
dem Geschlecht
gefragt.
So hat ein jeder
die Pflicht,
ob Mann
oder Frau,
nach den Gaben,
die Gott
ihm schenkte,
zu wirken
und
zu schaffen.
Regina Jonas 1938

Die Gedenktafel geht auf eine Initiative von Elisa Klapheck zurück, die im Jahr 2000 eine Biografie über die weltweite erste Rabbinerin publizierte. Die aus Spenden finanzierte längliche Tafel aus Acrylglas ist in grüne und weiße Abschnitte gegliedert. Im unteren Bereich befindet sich rechts neben dem Zitat ein Foto der Rabbinerin. Den unteren Abschluss bildet das Faksimile der Unterschrift „Rabbinerin Regina Jonas“. Zur Enthüllung am 1. Juni 2001 sprachen Elisa Klapheck (Bet Debora e.V. & Jüdische Gemeinde zu Berlin), Bezirksbürgermeister Joachim Zeller und der Direktor des Centrum Judaicum, Dr. Hermann Simon. Es sang die Berliner und erste deutsche Kantorin Avitall Gerstetter.

Regina Jonas wuchs in bescheidenen Verhältnissen im sog. Berliner "Scheunenviertel" auf. Sie besuchte das Oberlyzeum in Berlin-Weißensee und begann anschließend ein Studium an der "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums", das sie durch Lehrtätigkeiten an verschiedenen Schulen finanzierte. Hier studierte sie bei einflussreichen Gelehrten wie Leo Baeck und Eduard Baneth. Ihre Abschlussarbeit trug den vielsagenden Titel "Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?". Nach ihrem Abschluss war sie zunächst einige Zeit als Religionslehrerin tätig und beschäftigte sich fortwährend mit der Rolle der Frau im Judentum. 

Erst fünf Jahre nach ihrem Studium wurde sie schließlich durch den Offenbacher Rabbiner Max Dienemann als erste Frau Deutschlands ordiniert. Dieser Schritt sorgte in den deutschen Gemeinden für Diskussionen und oftmals Widerspruch. In ihrer Berliner Gemeinde durfte Jonas weiterhin nur als Religionslehrerin und Seelsorgerin arbeiten, Predigten in der Synagoge wurden ihr als Frau verwehrt. Regelmäßig wurde sie jedoch von jüdischen Frauenverbänden als Referentin eingeladen. Regina Jonas' beruflicher Werdegang war von ihrem Durchsetzungsvermögen in einem männlich-dominierten Berufsfeld geprägt. In ihren Predigten und Vorträgen betonte sie immer wieder die Gleichwertigkeit von Mann und Frau und die Relevanz weiblicher Sichtweisen. 

Nach 1938 entsandte die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (ehemals Reichsvertretung der Deutschen Juden) sie als Predigerin und Seelsorgerin in verschiedene Gemeinden im preußischen Landesverband, die aufgrund der Vertreibung der deutschen Jüdinnen und Juden nicht mehr religiös durch einen Rabbiner betreut werden konnten. 1942 wurde Regina Jonas zur Zwangsarbeit in einer Kartonagenfabrik in Lichtenberg verpflichtet. Am 6. November desselben Jahres wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert. Hier engagierte sie sich als Seelsorgerin in der psychischen Unterstützung der Gefangenen. Am 12. Oktober 1944 wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und ermordet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Regina Jonas in Vergessenheit. Erst 1999 wurde ihre Abschlussarbeit in einer kommentierten Edition neuveröffentlicht, wodurch sie wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte. In Deutschland erinnern seit 2002 der "Regina-Jonas-Weg" in Offenbach und seit 2001 die Gedenktafel in der Berliner Krausnickstraße, ihrem ehemaligen Wohnort, an das Leben und Wirken von Regina Jonas.

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