Potsdamer Tor
Carl-Schurz-Straße 8
Wie die meisten Städte war Spandau im Mittelalter von einer
Stadtmauer umgeben, die den Schutz vor äußeren Feinden
gewährleisten sollte und die Stadt gegen das Umland ab-
grenzte. Die ursprünglichen Holz-Erde-Befestigungen aus
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden ab 1319 durch
eine Ausführung in Backstein ersetzt. Den Zugang ins Innere
sicherten vier Tore, die an den Enden der beiden Haupt-
verkehrsstraßen (heute Carl-Schurz-Straße und Breite
Straße) lagen und namentlich erstmals 1386 Erwähnung
fanden. Sie besaßen häufig eine aufwendige Gestaltung,
denn sie mußten nicht nur den militärischen Erfordernissen
zur Verteidigung in hohem Maße entsprechen, sondern auch
dem fremden Besucher repräsentativ gegenübertreten, gal-
ten doch Türme und Tore als hervorragendste topogra-
phische Kennzeichen einer Stadt.
Der Reisende, der sich Spandau von Westen kommend
auf der alten Fernhandelsstraße zwischen Magdeburg und Polen
näherte, hatte zunächst ein Benediktinernonnenkloster und
zwei Hospitäler zu passieren, bevor er das südwestliche
Stadttor erreichte, das folgerichtig im Mittelalter das
Klostertor (valva claustralis) hieß.
Vermutlich im Zeitraum von 1432 bis 1439 kam noch das
Vortor hinzu. Dieses war mit dem Haupttor durch einen
Zwinger verbunden und an einem natürlichen Wasserlauf
angelegt. 1581 schmückte man das Klostertor mit einer
ursprünglich am Rathaus angebrachten Uhr.
Der Dreißigjährige Krieg, der die Mark Brandenburg 1626
erfaßte, erforderte eine Verstärkung der Stadtbefestigung.
Noch im selben Jahr erhielt das Klostertor daher eine neue
Zugbrücke und 1627/36 ein zusätzliches Bollwerk, die
spätere Bastion I, als Schutz.
Nachdem man 1696 schon das Türmchen auf dem Klostertor
abgerissen und 1701 wieder neu aufgerichtet hatte, mußte
1731 der gesamte mittelalterliche Torturm wegen
Baufälligkeit abgerissen werden. An seiner Stelle entstand
ein Pfeilertor mit zwei Portalen, einer Durchfahrt für
Fuhrwerke und einer Fußgängerpassage. Da das innere Tor
nunmehr als Zolltor diente, wurde seitlich hiervon ein
Torschreiberhaus eingerichtet. Außerdem befanden sich im
Torbau drei Gefängniszellen. Auf Befehl des Prinzen August
Wilhelm von Preußen, der eine Zeitlang ein in Spandau
garnisonierendes Regiment kommandierte, erhielt das
Klostertor 1747 den Namen Potsdamer Tor.
Mit der Verstärkung der Stadtbefestigung zwischen 1789
und 1797 erfolgte die Umgestaltung dieses Bauwerkes. Die
Modernisierung der Bastion I von 1841 bis 1847 bezog auch
das Potsdamer Tor ein. Sein äußeres Tor bestand aus einem
offenen gepflasterten Durchgang mit seitlichen Profil-
mauern nebst einer hölzernen Zugklappe, einer chaussierten
Pfahljochbrücke über dem Graben und gepflastertem
Ausgang mit Profilmauern der Wallschüttung. Der Durch-
gang war auf eine Breite von 5,65 Metern angelegt. Um dem
steigenden Verkehr infolge des Wachstums der Stadt gerecht
zu werden, ließ man das Tor 1878 baulich erweitern. All-
erdings war seine Kapazität schon knapp 20 Jahre später,
1899, wieder erschöpft. Die Entwicklung in der Militär-
technik führte aber mittlerweile dazu, daß die Befesti-
gungsanlagen nur noch eine untergeordnete Rolle spielten.
Eine Kabinettsordre vom 27. Januar 1903 hob schließlich
den Festungsstatus der Stadt auf und besiegelte damit da
Ende der Wälle und Tore. Die Schleifung der Festungsan-
lagen fand zwischen 1907 und 1909 statt. Damit war die Neu-
gestaltung des ehemaligen Torbereiches abgeschlossen. An
ihn erinnert heute nur noch eine kleine Bodenwelle, die die
ehemaligen Wallanlagen andeutet.
Diese blaue Informationstafel geht zurück auf eine Idee des Landesdenkmalamts. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte. Standort ist links vor dem Rathaus Spandau.
Die Bildunterschriften entsprechend der Einbettung im Fließtext lauten:
[1] Potsdamer Tor mit Resten der Stadtmauer, nach 1903
[2] Blick auf das innere Potsdamer Tor
Links Wallanlagen und Graben, um 1900
[3] Potsdamer Tor, um 1890
Inneres Tor in der Gestaltung von 1878
[4] Blick von der Feldseite auf das Außentor
[5] Stadtseite des inneren Potsdamer Tors mit Rampen
Zu den Festungswällen, um 1900
[6] "PLAN Der Stadt Spandau Intra Moenia", 1728 Fotografische Verkleinerung auf M ca. 1:4000
[7] Karte von Berlin, 1992
Fotografische Vergrößerung auf Mca. 1:4000
Impressum:
Text: Heiko Metz. Dr. Joachim Pohl
Grafische Gestaltung: WERKSTATT ZWO, Büro für Landschaftsplanung
Fotos: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Karten: "PLAN Der Stadt Spandau Intra Moenia". 1728
M ca. 1:1000. Original: Berlin. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. GSIA PK XI HA Karte E 1238.
Karte von Berlin. Blatt 425A und 425B, 1992
MI: 5000. Bezirksamt Spandau von Berlin.
Abteilung Bau- und Wohnungswesen - Vermessungsamt - (Hrsg.), Berlin.
Die Tafel wurde gespendet von der Firma Schleicher, Relaiswerke KG.