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Post, Palais, Paloma (Nikolaiviertel 17)
Post, Palais, Paloma (Nikolaiviertel 17)

Post, Palais, Paloma (Nikolaiviertel 17)

Spreeufer 6

Die Rathausbrücke bekam diesen Namen erst 1951. Erstaunlich,
schließlich befand sich schon 1307 an oder gar auf ihr der Sitz
des gemeinsamen Rates der Schwesterstädte Berlin und Cölln.
Zudem führt sie direkt auf das Rote Rathaus zu, den seit 1380
beurkundeten Standort des Berliner Rathauses.
Der berühmte Andreas Schlüter hatte hier das Wartenbergpalais
errichtet (1703). Die architektonische Perle wurde 1889 ein Opfer
der chronisch regen Bautätigkeit Berlins – abgerissen zugunsten eines
Geschäftshauses, schon damals unter gewissem Protest. Die Replik
einer Stuckdecke schmückt einen Festsaal des Ephraimpalais (M4,
Tafel 10).
Mit der Friedenstaube und „Stadt des Friedens” schmückte sich die
Hauptstadt der DDR, nach Verleihung dieses Titels, ursprünglich an
einem exponierteren Giebel des Viertels: An der Ecke Spandauer
Straße, in direkter Nachbarschaft zum Roten Rathaus.
Der Schöpfer der Plastik, Gerhard Thieme (Tafeln 12, 16), ist aber
vor allem für volkstümliche Bildwerke bekannt: die „Berliner Originale“
Schusterjunge, Blumenfrau, Eckensteher Nante (Am Nussbaum),
Leierkastenmann (Poststraße), zieren die Gassen des Nikolai-
viertels seit 1987.
Dem General-Erb-Postmeister Johann Kasimir Kolbe wäre das
Wartenbergpalais, ein Geschenk Friedrich des I., eine prächtige
Dienstwohnung gewesen. Doch tatsächlich zog der rasant aufge-
stiegene Günstling seine Suite im Stadtschloss vor.
Erst 1688 in den Dienst Brandenburgs getreten, war Kolbe schon
1701 Premierminister und 1704 Graf von Wartenberg. Durch eine
beispiellose Ämterhäufung gelang es ihm, den Hof mit einem Netz
der Korruption zu überziehen und sich skrupellos zu bereichern. Die
gehäuften Beschwerden veranlassten schließlich Kronprinz Friedrich
Wilhelm, den „Soldatenkönig“, einzuschreiten.
In einen Unterschlagungsskandal verwickelt, verließ Wartenberg das
Land – Friedrich I. musste den Günstling fallenlassen.


Bridging centuries: Rathausbrücke (‘City Hall Bridge’)
received its present name in 1951. Interestingly, the seat
of the joint council of the twin cities of Berlin and Cölln was
actually located directly adjacent or perhaps even on the
bridge as early as 1307. It leads directly to Rotes Rathaus,
the documented site of Berlin’s city hall since 1380.
Wartenbergpalais, designed by the famous A. Schlüter
(panel 12), was also completed here in 1703. The archi-
tectural treasure fell victim to the chronically feverish develop-
ment in the city; it was de-molished in 1889. A replica of one
of its engraved ceilings can be found in Ephraim Palais (M4,
panel 10).
East Berlin, the capital of East Germany, was dubbed the
‘City of Peace’. In commemoration of this title, this sculpture
of a dove by Gerhard Thieme formerly decorated the corner
building across from Rotes Rathaus. The sculptor, Gerhard
Thieme (panels 12 & 16), is known for a number of other
popular works like his ‘Berliner Originale’ (Berlin Originals)
or the ‘Hurdy Gurdy Man’which can be found throughout
Nikolaiviertel.
Rise and fall:J. K. Kolbe, Prussia’s postmaster, could have
chosen to reside in the beautiful Wartenberg Palais, a gift from
King Friedrich I Yet Kolbe, who quickly ascended the ladder of
power, preferred his suite in the City Palace. Although Kolbe
was first engaged by the Electorate of Brandenburg in 1688,
he rose to the rank of prime minister in 1701 and was named
the Duke of Wartenberg in 1704. Kolbe was appointed to
an unprecedented number of offices, which allowed him
to manipulate the court to his favour and enrich himself.
An increasing number of complaints finally incited
Crown Prince Friedrich Wilhelm, the ‘Soldier King’,
to intervene. After being implicated in an
embezzlement scandal, Kolbe was
forced to flee.

Jede der 19 Gedenktafeln ist Teil des historischen Pfades, der quer durch die Berliner Altstadt des gesamten Nikolaiviertels konzipiert wurde. Mithilfe der Nummerierungen und einer Karte des Stadtviertels, die auf jeder der Tafeln unten links abgebildet ist, kann eine Stadtführung in eigenem Tempo vorgenommen werden. Die mit Bildern ausgeschmückten Informationen in deutscher und in englischer Sprache erzählen die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehenden sowohl amüsanten als auch bestürzenden Geschichten zu den Gebäuden und berühmten Persönlichkeiten.

Die siebzehnte Gedenktafel ist, von der Rathausstraße kommend, am Anfang des Spreeufers auf der linken Seite auf einem Grünstreifen zu finden. Mit einer zeitgenössischen Darstellung und Erzählungen über die politische Symbolik der „architektonischen Perle“ erinnert diese Tafel an das Wartenbergpalais.

Die Bildunterschriften von links nach rechts lauten:

Palais Wartenberg (zeitgenössische Darstellung)

(Fotografie um 1885)

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