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Paul Hildebrandt

21.7. 1870 - 26.11.1948

Gleimstraße 49

In diesem Schulhaus wirkte von 1925 bis 1932 als Schulleiter
PAUL HILDEBRANDT
21. Juli 1870 - 26. November 1948
Pädagoge, Schulreformer, Stadtverordneter und Wissenschaftler
... hatte ein herrliches, fast bellendes, alle Widersacher entwaffnendes Lachen ...
Stefan Heym, Schüler von Paul Hildebrandt
Die Persönlichkeit des einzelnen Schülers war ihm wichtiger als die Vermittlung von
Erziehungskonventionen. Auf seine Initiative hin erfolgte die Umbenennung des Luisenstädtischen
Gymnasiums in Heinrich-Schliemann-Schule, nach dem Entdecker Trojas. Um den Verfolgungen
durch das NS-Regime zu entgehen, zogen Paul Hildebrandt und seine Frau Elisabeth 1939
nach Bayern, wo beide 1943 denunziert und verhaftet wurden. Elisabeth Hildebrandt starb im
Konzentrationslager Ravensbrück, Paul Hildebrandt überlebte Buchenwald. Nach der Befreiung
kehrte er nach Berlin zurück und beteiligte sich als Mitarbeiter der Schulverwaltung und Publizist
am Wiederaufbau des Berliner Schulwesens.
Eingeweiht am 26. November 2004

Der Altphilologe übernahm das Direktorenamt Anfang Januar 1925 (und behielt es bis zu seiner Pensionierung Anfang Oktober 1932). Zu dieser Zeit war er bereits seit fast drei Jahrzehnten im Schuldienst, viele Jahre davon am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster. In der Öffentlichkeit war er bekannt durch Beiträge zur Schulpolitik, zu pädagogischen Problemen und Fragen einer Schulreform (vor allem in der „Vossischen Zeitung“ und der „Berliner Morgenpost“). Jetzt konnte er seine pädagogischen Grundsätze praktisch umsetzen und erwarb sich schnell großes Vertrauen, das sich auch in seinem Spitznamen „Ohm Paul“ ausdrückte. Er führte ein direktes Vorschlags- und Klagerecht bei ihm ein sowie ein Mitspracherecht der Schüler in schulischen Belangen ein. „Schülerselbstverwaltung, berufsorientierende Exkursionen in Betriebe, mehrwöchige Aufenthalte im Schullandheim und erlebnisreiche Ferienfahrten waren an seiner Anstalt bald Selbstverständlichkeit.“ (zit. nach Falkblatt Nr. 7, hrg. vom Quartiersmanagement Falkplatz) Es gab nach und nach ein Schülerorchester, eine Theatergruppe, eine Ruderriege, einen Tennisverein und vieles mehr. Auch für das 1864 im Süden Berlins gegründete und seit 1915 im Norden ansässige „Luisenstädtischen Gymnasium“ suchte er einen neuen Namen, mit dem sich die Schüler besser identifizieren konnten. Am 20.11.1928 fand in Anwesenheit von Oberbürgermeister Gustav Böß die Feier zur Umbenennung in Heinrich-Schliemann-Gymnasium statt. „In seiner Festansprache würdigte Hildebrandt Leben und Wirken Schliemanns und stellte den Bezug zum Namengeber her und verwies insbesondere auf ‚die merkwürdige frappierende Übereinstimmung zwischen dem Wesen Schliemanns, seinen Tendenzen und Wirkungen, und den Zielen, die wir Unterricht und Erziehung in unserer Anstalt gesteckt haben‘“. (ebd.) Stefan Heym schildert Hildebrandt in seinem „Nachruf“ sehr lebendig:  „... graues, borstiges Haar über quergefurchter hoher Stirn, übergroße graue Augen, plattgedrückte Nase, wulstige Lippen, hatte ein herrliches, fast bellendes, alle Widersacher entwaffnendes Lachen; ich sehe ihn noch vor mir, wie er, irgendwelcher Schwie­rigkeiten mit seinen Füßen wegen, mit tippelnden Schrittchen durch den Korridor seiner Schule eilt.” (Fischer-Taschenbuch, Frankfurt/M 1990, S. 54)
Hildebrandt war auch politisch aktiv und wurde 1924 für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) als Stadtverordneter gewählt.

Die Bronzetafel ist links neben dem Eingang befestigt, allerdings in beträchtlicher Höhe (wohl, um sie vor möglichen Beschädigungen zu schützen). Dadurch ist sie allerdings bis auf den Namen nicht lesbar. Zur Enthüllung an Hildebrandts 56. Todestag, dem 26.11.2004, sprachen Bezirksstadträtin Almuth Nehring-Venus und der Initiator der Gedenktafel, Klaus Grosinski.

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