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Otto Wels

Otto Wels

Berlin 15.9.1873 - Paris 16.9.1939

Bölschestraße

Otto Wels
* 15. September 1873 in Berlin, + 16. September 1939 in Paris
SPD-Vorsitzender von 1919 bis 1939, Reichstagsabgeordneter
„Freiheit und Leben kann man uns
nehmen, die Ehre nicht. Wir deutschen
Sozialdemokraten bekennen uns in
dieser geschichtlichen Stunde feierlich
zu den Grundsätzen der Menschlichkeit
und der Gerechtigkeit, der Freiheit und
des Sozialismus.”
am 23. März 1933 in der letzten freien Rede im Reichstag
zum „Ermächtigungsgesetz” der NS-Diktatur 1933-1945
Otto Wels wohnte von 1918 bis 1933 hier in Friedrichshagen

Auf der Rückseite der Stele (Nordseite) steht:

„Wir wollen uns in einer weniger
Opfer fordernden Zeit um so mehr
bemühen, den Grundwerten der
Freiheit, der Gerechtigkeit und der
Solidarität gerecht zu werden.”
Willy Brandt, „Die Partei der Freiheit”
Rede zum 100. Geburtstag von Otto Wels
am 15. September 1973

Der Text steht unter einem Foto, das Wels als Kundgebungsredner zeigt. Seit 1891 war der gelernte Tapezierer Mitglied der SPD, 1912 wurde er zum ersten Male als Abgeordneter in den Reichstag gewählt. 1920 leitete er zusammen mit Carl Legien den erfolgreichen Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Im Frühjahr 1933 verließ er Deutschland und ging über Saarbrücken nach Prag, flüchtete schließlich weiter nach Frankreich. Die Edelmetallstele steht auf dem Bürgersteig neben der Christophorus-Kirche. Der Standort wurde gewählt, weil am eigentlichen früheren Wohnhaus in der nahegelegenen Rahnsdorfer Straße 23 aufgrund der Tiefe des Grundstücks und der Schmalheit des Bürgersteigs kein geeigneter Platz gefunden werden konnte. Anfang der 90er Jahre war die Anbringung einer Berliner Gedenktafel verweigert worden. Die Enthüllung fand jetzt an Wels’ 70 Todestag in Anwesenheit des früheren SPD-Parteivorsitzenden und Bundeskanzlers Gerhard Schröder, des ehemaligen Köpenicker Bezirksbürgermeisters Klaus Ulbricht und des SPD-Bundesgeschäftsführers Kajo Wasserhövel statt. Schröder bezeichnete es als als eine große Ehre „als ehemaliger SPD-Parteivorsitzender bei der Einweihung der Otto-Wels-Stele dabei zu sein". Weiter sagte Schröder: „Die Rede des damaligen SPD-Vorsitzenden Otto Wels vor dem Reichstag, in der er 1933 Hitlers Ermächtigungsgesetz ablehnte, gehört zu den großen Augenblicken der deutschen Geschichte. Das war nicht nur ein mutiger Akt des Widerstandes; sein Einstehen für die Werte der Freiheit und Gerechtigkeit berührt die Menschen bis heute." Und weiter aus der Verpflichtung in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus: „Wir müssen Intoleranz, Anti-Semitismus und Fremdenfeindlichkeit entschieden bekämpfen. Mit der harten Hand des Staates, aber ebenso mit der Klugheit von Demokraten. Wir müssen auch die dahinter stehenden Einstellungen und Haltungen in unserer Gesellschaft anprangern, weil sie die fundamentalen Grundlagen unseres Zusammenlebens in Frage stellen. Diese Auseinandersetzung betrifft uns alle, fordert den Staat und die ganze Gesellschaft." (Alle Zitate nach Berliner Stimme 19/2009, 26.9.2009) Wels’ Grab befindet sich auf dem Neuen Friedhof (cimeti re nouveau) in Chatenay-Malabry am Südwestrand von Paris (Département Hauts-de-Seine), 16 rue de l’Egalité, Grab 622.

Die Gedenktafel befindet sich an der Ecke von Boelschestraße und Aßmannstraße.

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