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[Tafel entfernt]

Arthur Michelsohn - Ignaz Weiss - Julius Hirsch - Ernst Zerkowski

Neue Königstraße 87

”DIE TOTEN MAHNEN!
(Dreieck)
Hier wohnten die jüdischen Bürger,
die am 1.5.1945 von der SS verhaftet
und bestialisch ermordet wurden.”
Arthur Michelsohn
Ignaz Weiss
Julius Hirsch
Ernst Zerkowski

Diese Tafel befand sich nach der Umbenennung der Neue Königstraße mit verändertem Verlauf in Hans-Beimler-Straße (Mitte 1966) im Referat VdN des Bezirksamts Friedrichshain (Landesarchiv Berlin, C Rep. 118-01 39102). Sie wurde offenbar beim Abriss des Hauses im Zuge der Neubebauung abgenommen. Der Standort entspricht der heutigen Otto-Braun-Straße 86/88. Eine Vorgängertafel aus dem Jahr 1947 trug folgende Inschrift:
Aus diesem Hause wurden am
1.5.45 kurz vor Beendigung der Kampf-
handlungen die 4 antifaschistischen
jüdischen Bürger
Arthur Michelsohn, Julius Hirsch
Ignatz Weiß, Ernst Zerkowsky
gewaltsam verschleppt und nach bestialischer
Mißhandlung von den nationalsozialistischen
Horden in der Goebbelssiedlung ermordet
Diese Gedenktafel wurde v.d.Bevöl-
kerung d.Stadt-(?).errichtet 14.9.47


Diese Tafel, wohl eine Marmortafel, und die spätere sind wiedergegeben bei den biographischen Angaben zu Arthur Michelsohn unterhttps://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/2314#slide-4-field_st_bild-2314 (zuletzt abgerufen am 27.7.2015). Der Verbleib beider Tafeln konnte bisher nicht geklärt werden. Die sog. Goebbelssiedlung war angegliedert an den NS-Bau Am Friedrichhain 22.


Es finden sich folgende Lebensdaten:
Arthur Michelsohn, Berlin 19.9.1887 (Wohnanschrift lt. Adressbuch 1938:
Maurer, NO 18, Neue Königstraße 87);
Julius Hirsch, Binow Kr. Greifenhagen/Pommern (Binowo/Polen) 5.12.1894 (das Adressbuch von 1938 nennt mit diesem Namen mit nahegelegener Wohnanschrift einen Bügler, NO 18, Barnimstraße 14);
Igna(t)z Weiss (Weiß, Weisz), Turjapolena/Ungarn (Turja Poljana/Ukraine) 15.3.1870 (Adressbuch 1939: Ignatz Weiß, Gastwirt, NO 18, Neue Königstr. 87);
Ernst Zerkowsky, Berlin 9.2.1884 (noch im Adressbuch 1941: Damenmoden Schöneberg Menzelstr. 2)


Alle vier wurden beigesetzt auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße (Markus-Reich-Platz). Hirsch, Michelsohn und Weiß in Feld F 1, Zerkowsky in der Familiengrabstätte, Feld A 4. Auf seinem Grabstein steht: AM 1.5.1945 / WURDE DEIN EDLES LEBEN ALS / OPFER DER JUDENVERFOLGUNG / VON DER SS AUSGELÖSCHT


Das "Neue Deutschland" berichtete am 18.8.1948 (S. 4) unter der Überschrift „Drei Jahre sind zu wenig!" über ein Urteil gegen Oskar Tittermann. Am 1. Mai 1945 seien im Luftschutzkeller des Hauses Neue Königstraße 87 SS-Leute erschienen, die nach jüdischen Hausbewohnern suchten. Sie fanden drei und wollten mit diesen gehen, als der damals 65jährige Angeklagte sagte: "Da muß aber noch ein vierter Jude sein" und sich bereit erklärte, mit den SS-Männern in die Wohnungen zu gehen und nach diesem zu suchen. „Sie fanden ihn dann auch in einem Versteck im Hausflur. Die vier Juden wurden mitgenommen und später als Leichen in dem Bunker am Friedrichshain gefunden." Für den Tod eines unschuldigen Menschen verurteilte ihn am 13.8.1948 „die 10. Große Strafkammer des Landgerichts Berlin" zu „drei Jahren Gefängnis wegen Verbrechens gegen die Menschlichkelt". Wer von den vier Ermordeten es war, steht nicht in dem Artikel.

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