Opfer der Militärjustiz
Witzlebenstraße 4-10
In diesem Hause, Witzlebenstraße 4-10,
befand sich von 1936-1943 das Reichskriegsgericht.
Die höchste Instanz der Wehrmachtjustiz [sic!]
verurteilte hier
über 260 Kriegsdienstverweigerer
und zahllose Frauen und Männer des Widerstands
wegen ihrer Haltung gegen Nationalsozialismus und Krieg
zum Tode
und ließ sie hinrichten.
Die Tafel wurde am 1.9.1989 - zum 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs - vor dem Kammergericht angebracht.
Vor der Aufstellung dieser Tafel gab es eine längere Kontroverse. Nach vergeblichen Bemühungen um die Aufstellung hatten am 9.6.1989 u.a. die stellvertretende Parlamentspräsidentin Hilde Schramm (AL) und Charlottenburgs Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel (SPD) eine provisorische Tafel vor dem Kammergericht angebracht. Diese Tafel wurde kurz darauf auf Anordnung des Richters Egbert Weiß als "herrenlose Sache" entfernt und zerstört. Weiß, der 1968 am Freispruch für den Richter am Volksgerichtshof Rehse mitgewirkt hatte, gab als Begründung für sein Verhalten gegenüber Kammergerichtspräsident Dehnicke an, "er habe sich über die Protestaktion am vergangenen Donnerstag (...) aufgeregt, an der auch ein verurteilter Wehrdienstverweigerer aus Westdeutschland teilgenommen habe." (Tsp, 14.6.1989) Am 7.7.1989 brachte das "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen" erneut eine provisorische Tafel auf öffentlichem Straßenland an. Ein Disziplinarverfahren gegen Richter Weiß wurde im September 1989 eingestellt, nach öffentlichen Protesten wieder aufgenommen und Anfang 1990 erneut eingestellt, weil dem Richter nicht widerlegt werden könne, "'daß er sich in einem den Vorsatz ausschließenden Tatbestandsirrtum' befunden habe, so ein Justizsprecher". (taz, 28.2.1990)