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NS-Zwangslager Marzahn - Anerkennung und Entschädigung

NS-Zwangslager Marzahn - Anerkennung und Entschädigung

Otto-Rosenberg-Platz

Anerkennung und Entschädigung
The Struggle for Recognition and Compensation

(Die deutschen Bildunterschriften der Vorderseite lauten):
Der Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V.,
Otto Rosenberg, Gedenkveranstaltung, Parkfriedhof Marzahn, 1990.

Berliner Tagesspiegel, 28.4.1987, über die Anerkennung und Entschädigung der ehemaligen
Insassen des Lagers Marzahn.

(englische Bildunterschriften):
The chairman of the Berlin-Brandenburg Association of German Sinti and Roma, Otto
Rosenberg, at a memorial ceremony, Marzahn Park Cemetery, 1990.

Article in West Berlins’s daily paper, Der Tagesspiegel, 28.4.1987, on recognition and
compensation for former internees of Marzahn internment camp for Gypsies.

Kampf um Anerkennung und Entschädigung

»Da ich in Marzahn unter den unwürdigsten Umständen
gelebt und gelitten habe, möchte ich höflichst bitten, mir
Haftentschädigung zu bewilligen.« (Camba Franzen an
die Entschädigungsbehörde Berlin 1978)
Nach 1945 wurde der Zwangscharakter des Lagers
Marzahn von den Entschädigungsbehörden bestritten
und die Internierung der Sinti und Roma, wie die
Entschädigungsbehörde Berlin noch bis 1987 mitteilte,
»weder als haft- oder ghettoähnlich, geschweige denn
als Freiheitsentzug bewertet«.
Der Überlebende Peter Böhmer hatte als Hinterbliebener
bereits 1958 für seinen von Marzahn in das Konzentra-
tionslager Dachau deportierten und dort ermordeten
Bruder Ernst einen Antrag auf Entschädigungsleistungen
gestellt: »Mein Antrag wurde abgelehnt. Es hieß mein
Bruder sei ‚‘weder ausgewandert, noch deportiert, noch
ausgewiesen worden‘. Es wurde aber festgestellt, dass er
seinen letzten Wohnsitz in Berlin-Marzahn hatte und am
11.11.1940 in Dachau verstorben war.«
Die von ehemaligen Lagerinsassen gestellten Anträge
auf Entschädigung wurden abgelehnt, die Leiden der
Opfer geleugnet. Erst am 28. April 1987 gab der damalige
Innensenator Dr. Wilhelm Kewenig die Erklärung ab,
dass Sinti und Roma, die im Lager Marzahn interniert
waren, als »rassisch Verfolgte« anzuerkennen seien.
Diese späte »Wiedergutmachung« war das Ergebnis des
Antrags und jahrelangen Kampfes von Otto Rosenberg
für eine gerechte Entschädigung der Opfer des Lagers
Marzahn.
Auch in der DDR war die Anerkennung nicht selbstver-
ständlich: Ehemals in Marzahn internierten Sinti gelang
es nur vereinzelt und mit Unterstützung des Schrift-
stellers Reimar Gilsenbach, als »Verfolgte des Nazi-
regimes« anerkannt zu werden.

The Struggle for Recognition and Compensation

“Since I lived and suffered under extremely degrading
conditions in Marzahn, I would like to ask you most
respectfully to grant me compensation for my
imprisonment.” (Letter from Camba Franzen to the
Berlin Compensation Office, 1978)
After 1945, the compensation authorities disputed that
Sinti and Roma were forcibly detained at the Marzahn
camp. As late as 1987 the Berlin Compensation Office
stated that the internment of the Gypsies was “not
evaluated as comparable to prison or a ghetto, let alone
deprivation of freedom”.
Peter Böhmer, a survivor of the Nazi camps, applied
early on, in 1958, for compensation payment as the sur-
viving relative of his brother Ernst, who was deported
from Marzahn to Dachau concentration camp and
murdered there. “They rejected my application. They
said my brother ‘did not emigrate, was not deported
and was not expelled’. But records show that his last
known place of residence was in Berlin-Marzahn, and
he died in Dachau on 11 November 1940.”
The authorities rejected compensation applications by
former camp internees and denied the suffering of the
victims. Finally, on 28 April 1987, West Berlin’s senator
for home affairs, Dr. Wilhelm Kewenig, made an official
statement that Sinti and Roma who had been interned in
Marzahn camp were to be recognised as victims of racial
persecution. This belated restitution was due to Otto
Rosenberg’s petition and his long struggle for a just com-
pensation for the victims of Marzahn internment camp.
Recognition was also not easy to achieve under the
socialist regime in East Germany. Some Gypsies who
had been interned in Marzahn camp won official
acknowledgement as victims of the Nazi regime with the
help of the writer Reimar Gilsenbach, but only an an
individual basis.

(Die deutschen Bildunterschriften der Rückseite lauten):
Ablehnender Bescheid des Entschädigungsamtes Berlin an Peter Böhmer, 14. September 1967.

Ausweis von Gerda F. als Verfolgte des Naziregimes (VdN), 2. Januar 1953.

»Amtlicher Ausweis für vom Nationalsozialismus politisch, rassisch oder religiös Verfolgte«
(PrV), 1953.

(englische Bildunterschriften):
Decision of the Berlin Compensation Office rejecting Peter Böhmer’s claim for compensation,
14 September 1967.

Gerda F.‘s identity card as a victim of persecution by the Nazi regime, 2 January 1953.

Official identity card of a victim of political, racial or religious
persecution by the Nazi regime, 1953.

2011 entstand dieser Ort der Erinnerung und Information am authentischen Standort, bestehend aus insgesamt elf Metallstelen. Die Tafeln informieren über die Geschichte des Lagers und erinnern an das Schicksal der dort internierten Menschen, darunter vier biografische Tafeln. Detaillierte Informationen zu den elf Stelen finden sich im Erläuterungstext bei "NS-Zwangslager Marzahn - Sinti und Roma". Weitere Informationen und Kontakt: www.gedenkstaette-zwangslager-marzahn.de

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