NS-"Erbforschung"
Ihnestraße 22
Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche
Erblehre und Eugenik.
Die Direktoren Eugen Fischer (1927 - 1942) und Otmar von Verschuer
(1942 - 1945) lieferten mit ihren Mitarbeitern wissenschaftliche
Begründungen für die menschenverachtende Rassen- und Geburten-
politik des NS-Staates. Als Ausbilder von NS-Ärzten und Erb-
gesundheitsrichtern, durch Gutachten für Abstammungsnach-
weise und Zwangssterilisationen leisteten sie einen aktiven
Beitrag zu Selektion und Mord. Die vom Reichsforschungsrat und von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft finanzierten Zwillingsforschungen des
Schülers und persönlichen Mitarbeiters von Verschuer
Josef Mengele im KZ Auschwitz wurden in diesem Gebäude geplant
und durch Untersuchungen an Organen selektierter und ermordeter
Häftlinge unterstützt. Diese Verbrechen blieben ungesühnt. Von Verschuer war Professor
für Genetik bis 1965 in Münster.
Wissenschaftler haben Inhalt und Folgen ihrer wissenschaftlichen
Arbeit zu verantworten.
Zunächst provisorische Enthüllung am 15.9.1987 aus Anlaß des 60. Jahrestags der Eröffnung des Instituts. Die offizielle Enthüllung der bronzenen Gedenktafel war am 15.6.1988. Bei der diesem Anlaß wies der Dekan des Fachbereichs Politische Wissenschaft, Professor Gerhard Kiersch, darauf hin, dass es die Studentin Anne-Louise Bergmann war, die im Rahmen einer Forschungsarbeit über Geburtenpolitik dem Fachbereich ins Bewußtsein gerufen habe, dass eines seiner Gebäude das damalige Kaiser-Wilhelm-Institut beherberge. Der Beschluß über den Text der Tafel fiel im Akademischen Senat am 13.1.1988.