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Nikolaus Christoph von Halem

Schwetz a. d. Weichsel/Westpreußen (Świecie/Polen) 15.3.1905 - Brandenburg 9.10.1944

U-Bahnhof Halemweg

Straße und Bahnhof Halemweg
"Sorgt dafür, daß der Vater nicht im Leben und Denken seiner Söhne
ein dunkler Punkt und eine Wunde bleibe."
Aus einem Abschiedsbrief an einen Freund
(Foto)
Nikolaus Christoph von Halem
15. März 1905 in Schwetz - 9. Oktober 1944 in Brandenburg
Er bekämpfte den Nationalsozialismus von Anfang an,
weigerte sich, als Jurist den Eid auf Hitler zu leisten,
stellte Verbindungen her zwischen militärischen und zivilen
Widerstandsgruppen, plante den Tyrannenmord, wurde verraten,
gefoltert und hat doch niemanden verraten.
Nach einer langen Tortur durch zehn Haftanstalten wurde
er im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

Die an einem Pfeiler auf dem Bahnsteig angebrachte Acrylglastafel  ging auf eine Initiative von Lehrern der benachbarten Anna-Freud-Oberschule zurück. Sie wurde vom Förderkreis der Schule und mit ergänzenden Mitteln der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert und am Dienstag, dem 7.9.2010, um 14 Uhr von Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen in Anwesenheit von Familienangehörigen Halems und vielen Schülerinnen und Schülern der benachbarten Schulen enthüllt. Die Straßen in Charlottenburg-Nord wurden beim Bau der Siedlung in 50er Jahren nach Widerstandskämpfern benannt. Der U-Bahnhof Halemweg ist bekannt, doch, wie die Bezirksbürgermeisterin bei der Enthüllung sagte, „wahrscheinlich wissen nur wenige, was dieser Name bedeutet“.
Nur sechs Wochen nach der Enthüllung war die Tafel nicht nur mehrfach beschmiert sondern schließlich von Unbekannten entfernt worden. Die BVG erklärte sich bereit, für eine neue Tafel zu sorgen. Diese vom Aufbau und Inhalt her identische Tafel wurde am 28.5.2011 enthüllt. Angebracht ist sie, geschützt durch eine Glasscheibe, an der Wand mittig über den beiden Rolltreppen, die die Eingangshalle und den Bahnsteig verbinden. Dadurch ist sie zwar ziemlich diebstahlsicher und kaum zerstörbar, aber auch nur schwer lesbar, was der ursprünglichen Absicht zuwiderläuft. Die Ersatztafel wurde ebenfalls entwendet, die BVG plant nach Abschluss aktueller Bauarbeiten eine erneute Ersatztafel aus Emaille anzubringen.

Bezirksbürgermeisterin Thiemen sagte in ihrer Ansprache bei der Enthüllung der ersten Tafel weiterhin u.a.:
„Seine [Halems] Tätigkeit als Jurist im Staatsdienst gab er 1933 auf, denn er wollte keinen Eid auf Hitler leisten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Widerstandskämpfern begann er schon unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme mit dem Versuch, Menschen für einen Aufstand gegen Hitler zu gewinnen und Verbindungen zwischen oppositionellen Gruppen herzustellen. Schon 1936 wurde er zum ersten Mal verhaftet. Er kam aber bald wieder frei. Seit 1941 stand für ihn fest, dass die Beseitigung Hitlers durch ein Attentat notwendig war. Mit Beppo Römer schmiedete er entsprechende Pläne. Römer war ein ehemaliger bayerischer Generalstabshauptmann, der nach zeitweiligen Sympathien für Hitler ein erbitterter Gegner wurde. Als Römer Anfang 1942 verhaftet wurde, deckte man seine Kontakte zu Halem auf. Am 26. Februar 1942 wurde Halem endgültig verhaftet. Er erlebte zehn verschiedene Gefängnisse und Konzentrationslager, in denen er misshandelt und gefoltert wurde.
Am 16. Juni 1944 wurde er vom sogenannten ‘Volksgerichtshof’ zum Tode verurteilt und am 9. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordet. Er ist für uns alle heute ein großes Vorbild.
Herr Backhaus-Dittmer und Frau Neumann-Schirmbeck von der Anna-Freud-Oberschule haben diese Gedenktafel initiiert, und der Förderverein der Anna-Freud-Oberschule mit der Vorsitzenden Ursula Maier hat ihre Anbringung ermöglicht. Sehr geehrter Herr Backhaus-Dittmer, sehr geehrte Frau Neumann-Schirmbeck, sehr geehrte Frau Maier, ich danke Ihnen und den Mitgliedern des Fördervereins herzlich für diese Initiative. Sie haben damit einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geleistet."

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