Nikolai I. Massalow
Potsdamer Brücke
Zur Erinnerung an den sowjetischen Sergeanten
Nikolai I. Massalow (1921-2001),
der am 30. April 1945 in den Kämpfen um Berlin
an dieser Brücke, unter Einsatz seines
Lebens, ein Kind aus der Feuerzone
zwischen den Fronten rettete.
В память
о советском сержанте
Николае И. Масалове (1921-2001).
В ходе боев за Берлин 30 апрела 1945 г. восле
этого моста, рискуя жизнью, он спас из огня
оказавшегося между двумя фронтами ребенка.
Es handelte sich um ein etwa dreijähriges Mädchen, das in der Kampflinie neben seiner toten Mutter (nach anderen: einer toten Rot-Kreuz-Schwester) saß.
Die Rettungstat war das Vorbild für den von E. W. Wutschetitsch geschaffenen Soldaten im sowjetischen Ehrenmal in Treptow. Es gab wohl mehrere vergleichbare Rettungsaktionen in Berlin gegeben haben, doch nur die Tat Massalows ist verbürgt und wird auch von Marschall Wassilij Tschuikow in seinen Memoiren erwähnt.
Die angebliche Rettung eines Kindes durch den Obersergeanten Lukjanowitsch an der Elsenstraße in Treptow hat sich als falsch herausgestellt. Die neben dem Bahnhof Treptower Park befestigt gewesene Gedenktafel kam ins Museum.
Massalow starb am 10. Dezember 2001 im sibirischen Kernerowo.
Der Vorschlag für die Tafel datierte bereits aus dem Jahr 1999. Die an der Südostecke der Potsdamer Brücke befestigte Bronzetafel ist von einem Edelstahlrahmen eingefasst und wird durch eine Acrylglastafel geschützt. Ihr Farbton korrespondiert mit der Fassade der Staatsbibliothek.
Die Enthüllung war am 10. Dezember 2003. An der Enthüllung an Massalows zweitem Todestag nahmen Dr. Peter Jahn, Leiter des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst, Oberst A. Karasajew, stv. Verteidigungsattaché der russischen Botschaft, der Attaché Ilja Kruglow und Jörn Jensen, ehem. Bezirksbürgermeister von Tiergarten, teil.
Die Erinnerung an die Tat solle nicht den Krieg verharmlosen, sondern daran erinnern, dass es inmitten unvorstellbaren Grauens Akte von Menschlichkeit gab.
Tiergarten, Berlin, Potsdamer Brücke
Militärgeschichte, Nikolai Iwanowitsch Massalow
DER TAGESSPIEGEL, 22.12.2001
In Bronze gegossenes Vorbild
Der Rotarmist Masalow rettete einem Berliner Kind 1945 das Leben - jetzt verstarb er 79-jährig in seiner Heimat
Stefan Jacobs
Nikolai Iwanowitsch Masalow ist tot. Der wohl dramatischste Moment seines Lebens bleibt in einem Denkmal lebendig: Masalow, Feldwebel der Roten Armee, rettete am 30. April 1945 bei der Eroberung Berlins ein dreijähriges Mädchen aus dem Kugelhagel an der Potsdamer Brücke am Landwehrkanal in Tiergarten. Diese Szene lieferte das Vorbild zum sowjetischen Ehrenmal am Treptower Park. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass starb Masalow jetzt im Alter von 79 Jahren in seinem Heimatdorf Tjaschin in Sibirien.
Der Mausoleumshügel mit der fast 12 Meter hohen und 70 Tonnen schweren Bronzefigur des Soldaten bildet das Zentrum der größten Berliner Denkmalsanlage. In seiner linken Hand hält Masalow das Kind; mit dem Schwert in seiner rechten hat er ein Hakenkreuz zerschlagen, das zu seinen Füßen liegt. Im Park ringsum sind rund 5000 Angehörige der sowjetischen Armee beerdigt, die in Berlin umkamen.
Vermutlich haben insgesamt vier Sowjetsoldaten im Jahr 1945 Kinder in Berlin gerettet. Masalows Heldentat gilt als die einzig belegte. Erwiesenermaßen eine Erfindung war dagegen die vermeintliche Rettungsaktion eines Obersergeanten Lukjanowitsch, an die jahrzehntelang eine Gedenktafel am S-Bahnhof Treptower Park erinnern sollte. Nachdem 1999 ein Journalist den Schwindel aufgedeckt hatte, ließ das Treptower Bezirksamt die Tafel entfernen; die Tiergartener entschlossen sich, Masalow mit einer Tafel an der Potsdamer Brücke zu ehren.
Das 1949 eingeweihte Treptower Ehrenmal war zwar von 1968 bis 1974 schon einmal gründlich saniert worden, aber Wind und Wetter haben ihm seitdem weiter zugesetzt. Seit dem vergangenen Jahr wird es wieder repariert, wobei der Fortschritt der Bauarbeiten vor allem vom Geldfluss abhängt. Insgesamt dürfte die jetzige Sanierung rund zwölf Millionen Mark kosten.
Masalow wurde 1965 zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. In Deutschland leben wollte er nie.
Berliner Kurier, 5.12.2003
Späte Ehrung für Sowjet-Soldaten
Berlin - Fast 60 Jahre nach Kriegsende will Berlin einen sowjetischen Soldaten ehren, der in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs ein Kind aus der Frontlinie gerettet hatte. Nächsten Mittwoch wird an an der Potsdamer Straße an der Brücke über den Landwehrkanal eine Gedenktafel für Gardesergeant Nikolaj Massalow (starb 2001) enthüllt, der am 30. April 1945 ein Kind aus dem Kanal geholt und in Sicherheit gebracht hatte.
Der Tagesspiegel, 11.12.2003
Es geschah im Morgengrauen an der Potsdamer Brücke
Jetzt erinnert eine Gedenktafel daran, wie der Soldat vom Treptower Ehrenmal in den letzten Kriegstagen ein Mädchen rettete
Nun erinnert nicht nur ein großes Denkmal, sondern seit gestern auch eine kleine Gedenktafel an die Tat des sowjetischen Gardesergeanten Nikolai Iwanowitsch Massalow: Beim Kampf um Berlin hatte der damals 23-Jährige im Morgengrauen des 30. April 1945 ein etwa dreijähriges blondes Mädchen gerettet – im Kugelhagel zwischen den Frontlinien nahe dem Landwehrkanal an der Potsdamer Brücke. Das Kind saß weinend neben einer toten Rot-Kreuz-Schwester. Der Unteroffizier kroch zur Brücke, ergriff das Kind, bekam von seinen eigenen Leuten Feuerschutz und brachte das Mädchen aus der Feuerzone in Sicherheit.
Diese Tat war das Vorbild für das 13 Meter hohe Monument im Treptower Ehrenmal. Der Bildhauer E. W. Wutschetitsch suchte für sein Denkmal „ein einfaches, jedem verständliches Gleichnis" für die Befreiung Deutschlands: „Das Kind auf dem Arm des Soldaten hat den verheerenden Krieg überlebt, der Kämpfer trägt es dem Frieden, einer neuen Welt entgegen", sagte der Bildhauer einmal. Sein Modell indes war nicht Massalow, sondern ein anderer Soldat; es soll sogar Pläne gegeben haben, Josef Stalin auf den Sockel zu stellen. Ausführliche Recherchen des Deutsch-Russischen Museums Karlshorst ergaben, dass nur die Tat Nikolai Massalows verbürgt ist. Die vom Prawda-Korrespondenten Boris Polewoi beschriebene Rettung durch den Obersergeanten Lukjanowitsch hat sich als Legende erwiesen, ein Gedenkstein in Treptow kam ins Museum. Echt und gesichert ist Massalows Rettungsaktion, wie sie Marschall Tschuikow in seinen Memoiren beschrieb. Das Mädchen von damals wurde nie ermittelt, ihr Retter starb am 10. Dezember 2001 im sibirischen Kemerowo.
Bei der Enthüllung der Gedenktafel an der Potsdamer Brücke sprachen gestern Peter Jahn, der Direktor des Karlshorster Museums, A. Karasajew, der stellvertretende Verteidigungsattaché der Russischen Botschaft und Jörn Jensen, einst Chef im Bezirksamt Tiergarten. Sie würdigten die mutige Tat als Ausdruck von Menschlichkeit mitten im Krieg. „Vor dem Hintergrund von mehr als 70 000 Menschen, Deutschen wie Russen, die in den Kämpfen um Berlin den Tod fanden, erhält die Tat Massalows eine besondere Bedeutung und verdient in unserer öffentlichen Erinnerung eine sichtbare Würdigung" sagte Volker Hobrack. Der Vorsitzende der Gedenktafelkommission der BVV Mitte erhält nächste Woche das Bundesverdienstkreuz. Ihm lag diese späte Ehrung einer guten Tat seit langem am Herzen. Lothar Heinke
Berliner Morgenpost, 11.12.2003
Gedenktafel erinnert an Rettungstat im Kugelhagel
Tiergarten
An der Potsdamer Brücke ist gestern zu dessen Geburtstag eine Gedenktafel für Nikolaj Massalow enthüllt worden. Der 1922 geborene Obersergeant des 220. Gardeschützenregiments der Roten Armee hatte am 30. April 1945 während des Endkampfs um Berlin im Kugelhagel am Landwehrkanal ein dreijähriges deutsches Mädchen gerettet, das neben seiner toten Mutter unter der Brücke saß und weinte.
Die Heldentat war als Legende ursprünglich einem anderen Soldaten der Roten Armee zugeschrieben worden und hatte auch als Vorbild für eine Gedenktafel in Treptow gedient, die jedoch inzwischen entfernt worden ist. Die wahre Geschichte hatte unter anderem Berlin-Eroberer Wassilij Tschuikow in seinen Memoiren erwähnt.
Massalow selbst ist vor zwei Jahren in Sibirien gestorben. An der Enthüllungsfeier nahmen Jörn Jensen (Grüne), Ex-Bürgermeister von Tiergarten, der Leiter des Deutsch-russischen Museums in Karlshorst, Peter Jahn, und Ilja Kruglow, Attaché der russischen Botschaft, teil.