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Mühlen der Bürokratie (Nikolaiviertel 19)

Mühlen der Bürokratie (Nikolaiviertel 19)

Spreeufer 2

Pulsader Berlins: Jahrhundertelang war der Mühlendamm die wich-
tigste Verbindung zwischen den Schwesterstädten Berlin und Cölln.
Tatsächlich war er mit den namengebenden Mühlen, mit Wohnhäusern
und gut frequentierten Geschäften besetzt.
Nach dem 1838er Brand wurde die Bebauung nach Entwürfen von
Ludwig Persius gar im Stile von normannischen Kastellen erneuert,
entgegen Bitten der Stadtverwaltung, die Brandgefahr und andere
Belastungen durch die Mühlen zu bannen.
Durch Um- und Ergänzungsbauten (1888—'92) erfolgte eine Umwid-
mung der Mühlen zu Verwaltungszwecken. 1936 musste die amtlich
genutzte Burgenromantik der Straßenverbreiterung des Mühlen-
damms (Tafel 5) ebenso weichen wie auch die Bebauung des
Molkenmarkts und das Ephraim-Palais (Tafel 10, M4).
Das historische Gusseisengeländer am Spreeufer stammt von der
Schlossfreiheit des Stadtschlosses. Die Allegorien der Stärke und der
Kriegswissenschaft standen früher in der Ruhmeshalle im Zeughaus und
sind ebenso wie die Löwen Werke von Reinhold Begas († 1911).
Berlin und Cölln wurden an einem Spreeübergang gegründet, einem
natürlichen Schnittpunkt von Handelswegen zu Land und Wasser.
Bald gestattete ein Damm die einfache Querung des Flusses und die
Nutzung seiner Kraft. Die Mühlen waren beiden Städten schon ab dem
13. Jhdt. eine wichtige Einnahme- und Energiequelle und verhielfen
zu Wachstum. Ebenso die betriebsamen Verkaufsstände auf dem
Damm, die nach kurfürstlichem Beschluss (1683) durch ihre Besitzer
in feste Ladengeschäfte aus Stein zu wandeln waren und denen
durch Johann A. Nehring 1687 Kolonnaden vorgebaut wurden. Zu
dieser Zeit befanden sich unter den Händlern auch bereits erste Huge-
notten, die sich seit dem Edikt von Potsdam (Tafel 2) im Land ansie-
delten. Die belebte Dammkrone befand sich bis zum Abriss
der Persiusbauten 700 Jahre in stetigem Wachstum.


A major urban artery: Mühlendamm (‘Mill Dam’) was
formerly the most important connection between the sister
cities of Berlin and Cölln. Mills were in fact located on Müh-
lendamm, hence the namesake. After the fire of 1838, the
mills were reconstructed in a Norman-castle style by Ludwig
Persius, against the pleas of the city council, who wanted to
reduce the risk of fire and eliminate the other burdens posed
by the mills’ presence. In 1892, the mills were rededicated
for bureaucratic use. In 1936, the structures were torn down
with Ephraim Palais (panel 10, M4) and the houses on
Molkenmarkt (panel 5) to accommodate the widening of
Mühlendamm. The historic cast-iron guardrail on the river-
side stems from the ‘Schlossfreiheit’ near the city palace. The
sculptural allegories of strength and warfare were previously
located in the nearby Zeughaus, or armoury. They were
created by R. Begas († 1911), who also sculpted the
two lions.
Berlin and Cölln were founded at a crossing on the River
Spree – a natural intersection of trade routes traversing
water and land. Soon, a dam allowed the river to be easily
crossed. Mills were also built on the dam, providing an addi-
tional source of income for the two growing cities. The top of
the dam also housed many busy stalls, which were gradually
built over the years into proper stores. Colonnades were
added in 1687 based on a design by J. A. Nehring. The
Huguenots were granted permission to settle in Brandenburg
in 1685 (panel 2), and by the end of the seventeenth
century, there were a number of Huguenot merchants in the
area. Prior to the demolition of the Persius buildings, the busy
crest of Mühlendamm was in constant growth for 700 years.

Jede der 19 Gedenktafeln ist Teil des historischen Pfades, der quer durch die Berliner Altstadt des gesamten Nikolaiviertels konzipiert wurde. Mithilfe der Nummerierungen und einer Karte des Stadtviertels, die auf jeder der Tafeln unten links abgebildet ist, kann eine Stadtführung in eigenem Tempo vorgenommen werden. Die mit Bildern ausgeschmückten Informationen in deutscher und in englischer Sprache erzählen die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehenden sowohl amüsanten als auch bestürzenden Geschichten zu den Gebäuden und berühmten Persönlichkeiten.

Die neunzehnte Gedenktafel ist an der Außenwand des Gebäudes und zur Spree zeigend angebracht. Sie erzählt die Geschichte des mittelalterlichen Mühlendamms, der Verbindung zwischen den Städten Berlin und Cölln, und die der Mühlen und ihrer Bedeutung für beide Städte als Einnahme- und Energiequelle.

Die Bildunterschrift lautet:

Lithographie des Mühlendamms (um 1850)

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