Mierendorffplatz
Mierendorffplatz
Bei der Planung für diesen Stadtteil Charlottenburgs 1887 wurde ein Platz abgesteckt und
nach König Gustav Adolf von Schweden benannt. Gedacht war an ein Viertel für einfa-
chere Leute, wie es dann im Wesentlichen bis 1914 auch entstanden ist.
Lange hat der Platz brach gelegen, bis 1912 der Charlottenburger Stadtgartendirektor
Erwin Barth die Begrünung entwarf. Erwin Barth (1880-1933) war einer der bedeu-
tendsten deutschen Gartenarchitekten seiner Zeit und setzte sich intensiv für sozia-
le Belange ein. Er schrieb 1913: „Der Gustav-Adolf-Platz liegt ebenso wie der Goslarer
Platz in einer kinderreichen Gegend, welche zum großen Teil von Arbeiterbevölkerung
bewohnt wird. Wer glaubt, daß in einer derartigen Gegend die Gartenplätze weniger reich
und schön auszustatten seien, wie in einer Gegend mit wohlhabender Bevölkerung, der
vertritt m. E. eine ungesunde, reaktionäre Anschauung, welche von den guten sozialen
Strömungen der Neuzeit unberührt geblieben ist. Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung
der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht
ist, so ist es da, wo Leute wohnen, welche sich keinen eigenen Garten leisten können.“
Nach diesen Gesichtspunkten ist der Gustav-Adolf-Platz angelegt. Er gliedert sich in ei-
nen Kinderspielplatz und einen Blumengarten mit Ruheplätzen. Außer der funktionalen
Zweiteilung sind das Achsenkreuz und die Rahmung durch kastenförmig beschnittene
Platanen hervorstechende Merkmale. Der Spielplatz war eine Sandfläche ohne Spielgeräte.
Im II. Weltkrieg haben Platz und umgebende Bebauung sehr gelitten. In den ersten
Nachkriegsjahren wurde die Grünanlage für Kleingärten genutzt, 1950-51 aber wieder als
öffentliche Grünfläche hergerichtet. Seit 1950 heißt der Platz nicht mehr Gustav-Adolf-
sondern Mierendorffplatz nach dem Politiker und Journalisten Dr. Carlo Mierendorff
(1887 - 1943), einem SPD-Mitglied, das man wegen seiner NS-Gegnerschaft ehren
wollte.
Die Verlängerung der U-Bahn-Linie 7 von Fehrbelliner Platz nach Richard-Wagner-Platz
(1978 eröffnet) unterquerte den Platz mit einem Bahnhof. Die in offener Bauweise durch-
geführten Arbeiten machten eine weitgehende Abräumung des Platzes erforderlich. Bei
der anschließenden Wiederherstellung 1978-79 (einzelne Elemente bis 1987) hielt man
sich eng an die Entwürfe Barths, die man auch unter heutigen Bedürfnissen für zeitgemäß
und sinnvoll hielt. Brunnen, Bänke, Blumensäulen, Tore, Wegebeläge und Lampen wur-
den originalgetreu nachgeformt, die Rabatten wieder mit Stauden und Sommerblumen
„in leuchtenden Farben und in bunter Fülle“ (Barth) bepflanzt. Das damalige Bezirksamt
Charlottenburg führte die Arbeiten in enger Abstimmung mit der Gartendenkmalpflege
bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz durch.
Mierendorffplatz
During the planning of this part of Charlottenburg district in 1887, a square was marked
our and named after King Gustaf Adolf of Sweden. The area was conceived of as a quarter
for ordinary people which it remained largely until 1914. The square was wasteland for
many years, until Charlottenburg's director of public gardens Erwin Barth produced a
design for it in 1912. Barth (1880-1933) was one of the most important landscape
architects of his era, and he was particularly attentive to social needs. This is reflected
in his design for Gustaf Adolf Square. He divided it into a children's playground and
a flower garden with rest areas. In addition to this division of the space, the other salient
feature was the framing of the square with plane trees pruned to a box shape. The play-
ground was simply a large sanded area.
During the Second World War the square and surrounding buildings were severely da-
maged. Immediately after the war, the square was turned into allotments. These were
cleared in 1950-1951 and it returned to being a public space. The square was renamed in
1950 in tribute to the politician and journalist Carlo Mierendorff (1887-1943), a Social
Democrat who was a bitter opponent of the National Socialists.
In the 1970s Line no. 7 of the Berlin underground railway was extended from Fehrbelliner
Platz to Richard-Wagner-Platz (it opened in 1978). The tunnel and a new station
were built under Mierendorffplatz and the open construction method used meant that a
large part of the square had to be cleared. The square was restored in 1978/1979 (some
features not until 1987) following Barth's plans very closely as it was the general opinion
that they were still up-to-date and met contemporary needs. Exact reproductions of the
original fountains, benches, plant columns, gates, path surfaces, and lamps were made
and installed, and the flower beds planted with herbaceous perennials and sunflowers “in
abundance and with vibrant colours” (Barth).
Diese blaue Informationstafel geht zurück auf eine Idee des Landesdenkmalamts. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte.
Die Bildunterschriften entsprechend der Einbettung im Fließtext lauten:
[1] E. Barth: Gustav-Adolfplatz in Charlottenburg.
Entwurf von Erwin Barth 1912, Ansicht (Foto: Landesdenkmalamt Berlin)
Design by Erwin Barth, 1912, view (photograph: Landesdenkmalamt Berlin)
[2] Mierendorffplatz, vormals Gustav-Adolf-Platz, o. D. (Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin) Mierendorffplatz, formerly Gustav-Adolf-Platz, no date (Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin)
[3] Ausgeführter Entwurf von Erwin Barth 1912 (Foto: Landesdenkmalamt Berlin)
Barth's implemented design, 1912, south up view (photograph: Landesdenkmalamt Berlin)
[4] Der Spielplatz um 1913, Foto von Erwin Barth (Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin)
The playground, ca. 1913, photograph by Erwin Barth (Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin)
[5] Majolika-Trinkbrunnen und Holzspalier auf dem Spielplatz, um 1913 (Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf Berlin)
Majolica drinking fountain and wooden espalier on the playground, ca. 1913 (Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin)
Impressum:
Finanzierung der Tafel / Information board funded by: Landesdenkmalamt Berlin, Gartendenkmalpflege Redaktion/Editorial: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Straßen- und Grünflächenamt
Text: Clemens Alexander Wimmer
Layout: HORTEC Berlin