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Maximilian Harden

Maximilian Harden

Berlin 20.10.1861 - Montana/Schweiz 30.10.1927

Wernerstraße 16

In dem hier vormals stehenden Hause
lebte von 1894 bis 1922
MAXIMILIAN HARDEN
20.10.1861 - 30.10.1927
Publizist, Mitbegründer der »Freien Bühne« und
Gründer der politischen Wochenschrift
»Die Zukunft« • Kämpfte gegen Nationalismus und Militarismus
Lebte nach einem Attentat aus
rechtsradikalen Kreisen seit 1922 in der Schweiz

Enthüllt wurde die in einem Edelstahlrahmen rechts vom Hauseingang in den Putz eingelassene Berliner Gedenktafel am 19.10.1988. Hardens Grabstätte ist auf dem Friedhof Charlottenburg, Trakehner Allee 1, Abt. 8 C 12.

Maximilian Harden (geb. als Felix Ernst Witkowski) war Schauspieler, Publizist und Journalist. 1892 gründete er die Wochenzeitschrift „Die Zukunft“, deren Leserschaft bis in die führenden Kreise der wilhelminischen Gesellschaft reichte. In seinen Aufsätzen vertrat Harden rassistische, sozialdarwinistische und imperialistische Positionen und fantasierte u.a. von einer Kolonialisierung Europas unter deutscher Hegemonialmacht. Er kritisierte die Regierung und Kaiser Wilhelm II wegen ihrer angeblich ineffektiven Expansionspolitik auf dem afrikanischen Kontinent und verteidigte die Vernichtungspolitik des Generalleutnants Lothar von Trotha im damaligen sog. „Deutsch-Südwestafrika“ (heutiges Namibia) und den daraus resultierenden deutschen Völkermord an den Herero und Nama.

In der sog. „Eulenberg-Affäre“ (1907-1909), einer Medienkampagne gegen den Kaiser-Vertrauten Philipp zu Eulenberg, nahm Harden als Publizist eine zentrale Rolle ein. Kern des inszenierten Skandals war die (angebliche) Homosexualität zu Eulenbergs und weiterer Berater aus dem engsten Kreis um Wilhelm II – Harden zufolge Grund für die diplomatische und zu wenig aggressive Außenpolitik des Kaisers. Die Affäre hatte weitreichende politische Konsequenzen, darunter die Entlassung mehrerer hochrangiger politischer Funktionäre wie beispielsweise des Generalleutnants Wilhelm Graf von Hohenau, als auch eine verschärfte Verfolgungspolitik gegenüber homosexuellen Männern.

In der Spätphase des Ersten Weltkrieges, von dem er zunächst noch überzeugt und begeistert war, schlug Harden angesichts des aussichtslosen Kriegsverlaufes andere politische Töne an und plädierte für einen Friedensschluss und ein vereintes Europa. In dieser Zeit etablierte sich das einseitige Bild Hardens als Kämpfer gegen Nationalismus und Militarismus, das seine fragwürdigen journalistischen Tätigkeiten zur Kaiserzeit ignoriert und bis heute die Erinnerung an ihn dominiert.

Am 3. Juli 1922 wurde Harden Opfer eines antisemitischen Attentats. Er überlebte schwer verletzt, war danach aber aus gesundheitlichen gezwungen, seine Karriere zu beenden und seine Zeitschrift einzustellen. Er emigrierte in die Schweiz, wo er am 30. Oktober 1927 verstarb.

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