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Max Julius Hodann

Neiße/Oberschlesien (Nysa/Polen) 30.8.1894 - Stockholm 17.12.1946

Alt-Reinickendorf 45

Hier arbeitete von 1922 bis 1933
MAX JULIUS HODANN
30.8.1894 - 17.12.1946
Arzt und Sexualpädagoge
Stadtarzt und Leiter des Gesundheitsamtes
Reinickendorf
Emigrierte 1933, zuletzt nach Schweden

Die Berliner Gedenktafel befindet sich an Max Julius Hodanns ehemaligem Arbeitsort.

Hodann besuchte das humanistische Gymnasium Berlin-Friedenau und studierte anschließend Medizin an der Universität Berlin. 1919 wurde er mit einer Arbeit über die sozialhygienische Bedeutung von Beratungsstellen für Geschlechtskranke promoviert. Von 1922 bis 1933 war er Stadtarzt des Bezirks Reinickendorf und leitete das dortige Gesundheitsamt. Gleichzeitig war er als Mitarbeiter von Magnus Hirschfeld am Institut für Sexualwissenschaft tätig und leitete dort u.a. die Sexualberatungsstelle. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeiten beteiligte sich Hodann an sozialhygienischen Debatten und setzte sich für das sexuelle und reproduktive Selbstbestimmungsrecht von Frauen als auch für die Entstigmatisierung gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität ein. Er unterstützte die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie die Freigabe von Mitteln zur Empfängnisverhütung.

Seine Überzeugungen und sein Engagement standen jedoch im Kontext eugenischer Positionen – in seinem Falle die Ansicht, als „minderwertig“ stigmatisierte Menschen von der Reproduktion auszuschließen, um „die Erzeugung von konstitutionell körperlich oder geistig Minderwertigen“ zu verhindern (Hodann: Elternhygiene, S. 26). Dieses Ziel sollte u.a. durch die Eindämmung von „keimschädigenden“ (ebd., S. 27) Geschlechtskrankheiten erreicht werden, für die er eine polizeiliche Überwachung der Betroffenen empfahl, sowie durch Sexual- und Eheberatungsstellen. Von einem völkisch-rassistischen Gedankengut grenzte er sich jedoch deutlich ab und kritisierte den „Rasse“-Begriff als „unwissenschaftlich“ (ebd., S. 17).

Nach dem Reichstagsbrand Ende Februar 1933 wurde Max Hodann von der Gestapo für einige Wochen inhaftiert. Nach seiner Entlassung floh er über mehrere Stationen aus Deutschland, nahm als Militärarzt in den Internationalen Brigaden 1937/38 am Spanischen Bürgerkrieg teil und kam schließlich über Frankreich und Norwegen 1940 nach Schweden. Er starb 1946 in Stockholm.

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