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Marthashof

Schwedter Straße 37-40

Auf diesem Grundstück befand sich die
Evangelische Mädchenbildungsstätte
MARTHASHOF
1854 - 1938
Mägdeherberge
Hauswirtschaftsschule
Internat
Kindergarten
Schulhort
1943 wurden die Gebäude durch Bomben zerstört

Ende 1854 wurde an diesem damals entlegenen Vorortzipfel von Kaiserswerther Diakonissen eine Mägdeherberge gegründet. „Sie hatten an der Charité eine wachsende Zahl junger unerfahrener, gutgläubiger Mädchen bemerkt, die in der großen Stadt Arbeit und Glück gesucht hatten, aber bei ihnen in der ‚Abteilung für syphilitische Kranke weiblichen Geschlechts‘ landeten.“Aufgrund ihrer Berichte wurde durch Theodor Fliedner, den Gründer der Kaiserswerther Anstalten, für „ehrbare, evangelische Mädchen, welche dienstlos geworden sind, eine christliche Herberge und Hülfe zur Erlangung eines Dienstes“ eingerichtet. Fliedner mietete auf dem Nickelshof am Verlorenen Weg zwei kleine Gebäude und stattete sie mit zwölf Betten und wenigen Möbeln aus und erreichte schließlich, dass er ein „Gesinde-Vermietungs-Comtoirs“ am 31.10.1854 eröffnen konnte. Ein Jahr darauf wurde der gesamte  Nickelshof für 21.000 Taler erworben. 1861 gab es bereits 80 Betten und die Herberge erhielt den Namen „Marthashof“ nach der dienenden Martha im Neuen Testament (Lukas 10, 38ff.). Die Mädchen erhielten in Wasch­küche, Mangelstube und Küche Koch-, Näh- und Strickunterricht und bei einer „Vermittlung hatten die Mädchen ihrer Herrschaft gegenüber klar definierte Rechte, wie z.B. einen freien Nachmittag, den sie in der Herberge verbringen konnten“. Es kam eine Schule dazu, die ständig ausgeweitet werden musste. „Ab 1903 galt der Lehrplan der Berliner Gemeindeschulen auch in der Marthashof-Schule. Staatliche Anerkennung erhielt auch die Haushaltungsschule.“ 1938 ging der Betrieb über an die Innere Mission. Aber  „mit der Auflösung sämtlicher privater und konfessioneller Schulen in Berlin wurde auch die Umschulung der schulpflichtigen Mädchen auf dem Marthashof in städtische Volksschulen angeordnet. Damit fand die 76jährige soziale und Bildungsarbeit der Kaiserswerther Diakonie in Berlin ein Ende. In den Nächten des 22. und 23. November 1943 wurde der Marthashof samt seiner Umgebung durch Bomben zerstört. Seit der Nachkriegszeit stehen Baracken und Garagen auf dem riesigen Gelände, für das seit Jahren ein Käufer gesucht wird.“ (alle Zitate aus: stadt.plan.mitte, hrg. vom Bezirksamt Mitte, Februar 2005) Die Tafel wurde am 2.11.2004 im Beisein ehemaliger Schülerinnen und der Initiatorinnen vom Frauentreff Brunnhilde e.V. enthüllt. Sie wurde privat finanziert und im gegenüber gelegenen Jugendclub hergestellt. Diese „Interimstafel“ bis zur endgültigen Entscheidung über das Grundstück war wenige Wochen später bereits wieder verschwunden.
Nach Erstellung einer großzügigen Wohnanlage auf dem Grundstück gibt es nur noch ein Straßenschild mit dem Namen in weißer Schrift auf blauem Grund, aber sonst keinerlei Hinweis mehr auf die Geschichte des Ortes.

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