Maria Leo
Grunewaldstraße 6-7
Maria Leo
(18.10.1873 - 02.09.1942)
In Berlin geboren, wuchs sie als Tochter einer Pianistin auf. Musik wurde ihr Leben.
Sie studierte im Privatunterricht Klavier und Musiktheorie, ging als Korrepetitorin nach New York, kam aber bald zurück,
um in Berlin Klavierpädagoginnen auszubilden.
Sie schrieb sich an der Berliner Universität als Gasthörerin für die Fächer Pädagogik und Psychologie ein, was damals
Frauen nur in wenigen Fällen gestattet wurde. Auf dieser Grundlage wurde sie zur Initiatorin einer breit aufgestellten,
reformpädagogisch orientierten Ausbildung für Musiklehrer ebenso wie für Musiklehrerinnen. Insbesondere setzte sie
sich für die berufliche Emanzipation von Privatmusiklehrerinnen ein.
Unterstützung fand sie nicht bei den traditionellen Verbänden, sondern im „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenver-
band“ von Helene Lange. So konnte sie 1911 ein Seminar als Ausbildungseinrichtung für Musiklehrerinnen gründen, das
in der Berliner Landschaft von Konservatorien und Musikinstituten schon bald als vorbildlich galt.
Als Leo Kestenberg (1882-1962) in der Weimarer Republik seine umfassende Reform des Musiklebens konzipierte, konnte
er umsetzen, was von Maria Leo teilweise schon vor Jahrzehnten gefordert worden war.
Maria Leo wohnte und arbeitete in unmittelbarer Nähe zum Haus am Kleistpark, in der Pallasstr. 12, Berlin-Schöneberg.
Dies ist der Ort, an dem ihr zwischen 1933 und 1939 schrittweise die Arbeitsberechtigung, dann auch der Pass entzogen
wurde, und wo sie sich vor ihrer Zwangsdeportation in den Freitod flüchtete.
Die Gedenktafel befindet sich vor dem Hauptraum im ersten Stock des „Haus am Kleistpark“.
Anlässlich des 150. Geburtstags Maria Leos wurde die Gedenktafel auf Initiative der Leo Kestenberg Musikschule mit einem Festakt und Konzert am 18. Oktober 2023 feierlich eingeweiht.
Es sprachen der ehemalige stellvertretende Leiter der Musikschule und Musikforscher, Andreas Eschen und die Musikwissenschaftlerin und Autorin der ersten Maria Leo – Biographie, Dr. Anna Christine Rhode-Jüchtern. Grußworte kamen von der Musikschulleiterin, Ulrike Philippi, dem Amtsleiter, Stefan Bruns sowie dem Vorsitzenden der Internationalen Leo Kestenberg Gesellschaft e.V. und Präsidenten des Bundesverbandes Musikunterricht, Prof. Dr. Jürgen Oberschmidt.
Für musikalische Untermalung sorgten Pianistin und Klavierpädagogin Cordula Heiland mit Werken von Ursula Mamlok (1923- 2016) und Fanny Hensel (1805- 1847); die Klavierschülerinnen Luna Rudolf und Francesca Poletzky mit „Good Night“, einem vierhändigen Stück der amerikanischen Komponistin Amy Beach (1867-1944) und das Kammerorchester unter Leitung von Alexander Ramm mit einem Ausschnitt aus der Serenáda in Es-Dur op. 6 von Josef Suk (4.1.1874-29.5.1935).
Zur rechten Seite der Gedenktafel befindet sich ein Bild Maria Leos, darunter steht geschrieben:
Informationen zu Maria Leo:
Die Ausstellung Wir waren Nachbarn im Rathaus Schöneberg dokumentiert Leben
und Wirken. Die Wanderausstellung Leo Kestenberg - Einheit von künstlerischer und
sozialer Verantwortung - eine Vision? im Haus am Kleistpark widmet ihr eine Tafel.
An ihrem Wohn- und Schaffensort in der nahegelegenen Pallasstraße 12 wurde mit
Unterstützung des Fördervereins der Leo Kestenberg Musikschule ein Stolperstein
für sie gesetzt. 2021 erschien eine umfassende Monographie von Christine Rhode-
Jüchtern: Mario Leo (1873-1942): Pionierin einer neuen Musikpädagogik. Olms,
Hildesheim u.a. 2021.