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Leopold Chones

Berlin 24.09.1924 - Auschwitz 1943

Kollwitzstraße 74

[linke Spalte]
Zum Gedenken an
Leopold ("Poldi") Chones (1924-1943)

In diesem Haus, damals Weißenburger Straße 33, wohnte seit 1932 Leopold Chones
mit seinen Pflegeeltern Fanny und Felix Grünberg. Er besuchte die Volksschule der
Jüdischen Gemeinde in der Rykestraße 53. Ab 1942 musste er Zwangsarbeit bei der
Ehrich & Graetz AG in Treptow leisten. 1940 richtete die Firma eine sogenannte
"Juden-Abteilung" ein, in der zuletzt mehr als 500 jüdische Zwangsarbeiter -
abgesondert von ihren "arischen" Kollegen und durchweg in Nachtschicht - in
der Produktion arbeitete. Vor einer Deportation im Rahmen der sogenannten
"Fabrik-Aktion" im Februar 1943, bei der Tausende Juden an ihren Arbeitsplätzen
oder in ihren Wohnungen verhaftet wurden, konnte sich Leopold Chones durch
Flucht in die Illegalität retten.
Er gehörte zu den Mitbegründern der zionistischen Jugendgruppe Chug Chaluzi
(hebräisch für "Kreis der Pioniere"), die sich 1943 um Edith Wolff und den
ehemaligen Lehrer Jizchak Schwersenz bildete. Zu dieser Gruppe gehörten bis
zu 40 Mitglieder. Sie organisierten Verstecke, Lebensmittelkarten und falsche
Papiere für das Leben im Untergrund sowie Fluchtwege, z.B. nach Schweden
oder in die Schweiz. Dabei konnten sie sich auf Hilfe aus einem Netzwerk mutiger
nicht-jüdischer Berlinerinnen und Berliner stützen. Die Mitglieder Gruppe
hofften auf eine Zukunft der in Deutschland verfolgten Juden in Palästina und
gaben sich gegenseitig bei Ausflügen, Schulungen und religiösen Feiern Halt.
Am 2. Oktober 1944 wurde Leopold Chones in seinem Versteck in der Taunus-
straße 28 in Friedenau von der Gestapo entdeckt und, als er sich seiner Festnahme
widersetzte, schwer misshandelt. Nachdem im Jüdischen Krankenhaus seine
Vernehmungsfähigkeit wiederhergestellt war, kam er ins Sammellager in der
Großen Hamburger Straße. Trotz wochenlanger Folter und Verhöre gab er die
Identität seiner Unterstützer nicht preis. "Ich habe gekämpft und geschwiegen",
heißt es in einer letzten Mitteilung des 19-jährigen an seine Gefährten. Am
29. Oktober 1943 wurde Leopold Chones nach Auschwitz deportiert und dort
ermordet.

[rechte Spalte]
In memory of
Leopold ("Poldi") Chones (1924-1943)

Leopold Chones lived in this house, then Weißenburger Straße 33, with his foster
parents Fanny and Felix Grünberg from 1932. He attended the Jewish community
primary school at Rykestraße 53. In 1942 he was placed into forced labour at
Ehrich & Graetz AG in Treptow. In 1940, the company set up a so-called "Jewish
department" in which more than 500 Jewish forced labourers - seperated from
their "Aryan" colleagues and all working night shifts - worked in production.
Leopold Chones was able to escape deportation by fleeing into illegality during
the so-called "factory action" in February 1943, when thousands of Jews were
arrested at their workplaces or in their homes.
Leopold Chones was co-founder of the Zionist youth group Chug Chaluzi
(Hebrwe for "Circle of Pioneers"), which formed in 1943 around Edith Wolff and
the former teacher Yizchak Schwersenz. The group had up to 40 members. They
organised hiding places, ration cards and false papers for life in the underground
as well as escape routes, e.g. to Sweden or Switzerland. A network of courageous
non-Jewish Berliners helped with these activities. The members of the group
hoped for a future in Palestina for Jews persecuted in Germany and gave each
other support during excursions, training sessions and religious celebrations.
On 2 October 1943, Leopold Chones was discovered by the Gestapo in his hiding
place in Taunusstraße 28 in Friedenau and, when he resited arrest, was so
severely beaten up that he had to be taken to the Jewish hospital. As soon as he
was deemed fit enough to be interrogated, he was sent to the collection camp on
Große Hamburger Straße. Despite weeks of interrogation under torture, he did
not reveal the identity of his supporters. "I fought and kept silence", reads one of
the 19-year old's last messages to his companions. On 29 October 1943 Leopold
Chones was deported to Auschwitz and murdered there.

[links unten]

Eine Initiative von Bewohnerinnen und Bewohnern der Kollwitzstr. 74
Kontakt: offe@hertie-school.org
Historische Recherche: Kolja Buchmeier, kolja.buchmeier@gmail.com
Design: Petra Müller, mueller@museumsfreunde.com
Finanziert aus privaten Spenden und mit freundlicher Unterstützung durch
die Gedenktafelkommission des Bezirks Pankow.

Oberhalb der rechten Spalte befindete sich ein Foto mit folgender Bildunterschrift und Quellenangabe:

Passfoto von Leopold Chones als Zwangsarbeiter bei
Ehrich & Graetz AG, Berlin zwischen 1940 und Februar 1943
Passport photo of Leopold Chones as a forced labourer at
Ehrich & Graetz AG, Berlin between 1940 and February 1943
Jüdisches Museum Berlin, Inv. Nr. FOT Bg/500/77
Jewish Musem Berlin, Inv. Nr. FOT Bg/500/77

Die Tafel wurde am 3. September 2021 enthüllt. Die Grußworte übernahm Sören Benn, Bezirksbürgermeister von Pankow, Ansprachen hielten Dr. Claus Offe im Namen der Initiative sowie Bernt Roder vom Museum Pankow.

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