zurück zur Suche
Lager Kaulsdorfer Straße 90 - Stele 1

Lager Kaulsdorfer Straße 90 - Stele 1

Bismarcksfelder Straße (am Wuhlewanderweg)

(Inschrift im linken blauen Seitenstreifen)
LAGER
KAULSDORFER
STRASSE 90

bis 1938 Teil der Köpenicker Feldflur,
das sogenannte “Hinterfeld”
1938 Bezirk Lichtenberg, Gemarkung Kaulsdorf
1938 Enteignung des jüdischen Besitzers
Felix Walter
1939-1940 Bau eines Gemeinschaftslagers für
Arbeitskräfte der Deutschen Reichsbahn
1940 Durchgangslager für Wolhyniendeutsche
1940-1942 Lager für französische Kriegsgefangene
1942-1945 Lager für Zwangsarbeiter aus
der Sowjetunion
1945 Sammelstelle für ehemalige
Zwangsarbeiter, Notunterkünfte
ab 1947 Wohn- und Gewerbenutzung
der erhaltenen Lagergebäude
1950er-Jahre Teilung des Geländes durch Verlegung
der Wuhle
2012 Abriss von Gebäuden des ehemaligen
Lagers
2012 Denkmalschutz für die Baracke Nr. 92B

(Im Hauptteil der Tafel 1 sind ein Kartenausschnitt mit Standortmarkierung und ein Luftbild)

Standort
An dieser Stelle des einstigen Lagers Kaulsdorfer Straße 90 befand
sich der Wirtschaftsbereich. Am gegenüber liegenden Ufer ist noch
eine der ehemaligen Unterkunftsbaracken für Zwangsarbeiter erhalten.

1 Plan 2013

2 Luftbild vom 9.3.1943

(Tafel 2)

Enteignung
Das Territorium des späteren Lagers Kaulsdorfer Straße 90 war
Anfang der 1930er-Jahre noch unbebaut und gehörte dem in Erkner
ansässigen Felix Walter. Als Jude fiel er früh unter die restriktiven,
ausgrenzenden Bestimmungen und Gesetze des NS-Staates. Die
Nationalsozialisten wollten sein Eigentum, wie das aller jüdischen
Bürger, zwangsweise enteignen und zugunsten von Nichtjuden
“arisieren”. Seit dem Dezember 1938 konnte Felix Walter nur noch
mit behördlicher Genehmigung über sein Eigentum verfügen.
Er wehrte sich gegen die Enteignung seines Besitzes. Seine Äußerung
“Ich bin stolz, ein Jude zu sein” im August 1939 empörte die
örtlichen NS-Funktionäre. Ihm wurden volks- und staatsfeindliche
Bestrebungen angelastet. Am 23. Februar 1942 wurde sein Besitz
“zu Gunsten des Deutschen Reiches eingezogen”. Geschützt durch
eine “privilegierte Mischehe”, überlebte er das NS-Regime. Am 12.
November 1945 starb Felix Walter im Alter von 79 Jahren in Erkner.

(Unter dem Text eine Abbildung und zwei Dokumente)

1 Stadtplanausschnitt von Berlin, Bezirk Köpenick von 1926 mit
Markierung des späteren Lagergeländes. Das Areal zwischen
Damerauer, Kaulsdorfer, Bismarcksfelder und Nitzwalder Straße
gehörte seit jeher zur Köpenicker Flur. 1938 kam es im Zuge
eines Gebietsaustausches zwischen Köpenick und Lichtenberg
zu Kaulsdorf.

2 [Dokument über die „vorläufige Sicherungsanordnung” vom 2.12.1938 ohne weitere Bildunterschrift]

3 Auch alle anderen Besitzungen von Felix Walter in Berlin und
Brandenburg wurden beschlagnahmt.
[Bildunterschrift zum Dokument „Betrifft: Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens” vom 23.2.1942]

Die Gedenkinstallation besteht aus vier hintereinander neben dem Fuß-/Radweg am westlichen Ufer der Wuhle aufgestellten gut zwei Meter hohen Stelen, die auf beiden Seiten jeweils beschriftet und bebildert sind. Auf jeder der insgesamt acht Seiten steht oben links im blauen Seitenstreifen der Bezug zum Ort ("Lager Kaulsdorfer Straße 90") und die Chronik. Auf allen Seiten befindet sich unten rechts das Impressum:

Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
Abt. Jugend und Familie, Weiterbildung und Kultur
Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kultur, Bezirksmuseum
Konzept | Text | Redaktion:
Christa Hübner, Dorothee Ifland, Lutz Prieß, Daniela Schnitter
Design & Realisation: Helga Lieser
(Logos)
Gefördert aus Zuwendungen des Bezirkskulturfonds des Landes Berlin,
Fachbereich Kultur Marzahn-Hellersdorf
© Berlin 2013

Eingeweiht wurden die Stelen im Rahmen des Themenjahres „Zerstörte Vielfalt" am 30.4.2013, denn am 30. April des Jahres 1942 wurde das Barackenlager von der Reichsbahndirektion Berlin übernommen und mit Zwangsarbeitern ("Ostarbeitern") belegt.

Die vier Stelen der Gedenkinstallation sind wegen der Menge an Information (Texte und Abbildungen) jeweils einzeln in der Abfolge ihrer Aufstellung aufgeführt.

zurück