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KZ Außenlager Lichterfelde

KZ Außenlager Lichterfelde

Wismarer Straße 26-36

Das KZ-Außenlager Lichterfelde
Vom 23. Juni 1942 bis 21. April 1945 existierte an der Wismarer Straße
26-36 das KZ-Außenlager Berlin-Lichterfelde, eines von mehr als
80 Außenlagern des Konzentrationslagers Sachsenhausen.

Bereits ab Dezember 1941 begannen Häftlinge, die täglich aus dem
Oranienburger Hauptlager gebracht wurden, mit dem Aufbau des
Lagers. Ausschlaggebend für diesen Standort war die Verlegung der
„Bauleitung Groß-Berlin der Waffen-SS und Polizei“, der Koordinierungs-
stelle für Berliner Bauprojekte der SS und für den Wiederaufbau durch
Luftangriffe zerstörter Gebäude an die Wismarer Straße. In wenigen
Monaten errichteten die Gefangenen Baracken als Häftlingsunterkünfte,
Gebäude für die Lagerleitung, für Wachmannschaften und den SS-
Bauhof sowie ein großes Materiallager mit Garagen und Werkstätten.

Nach der Fertigstellung lebten insgesamt rund 1.500 Häftlinge in dem
Außenlager, die aus dem Deutschen Reich, der Sowjetunion, aus
Polen, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Griechenland,
Luxemburg und der Tschechoslowakei stammten. Sie waren gezwungen,
bei mehr als 40 SS-Dienststellen, Ministerien aber auch in Privathäusern
von NS-Funktionären im gesamten Berliner Stadtgebiet zu arbeiten.
Dabei führten sie hauptsächlich Reinigungs-, Renovierungs- und
Bauarbeiten aus oder mussten nach Luftangriffen Trümmer wegräumen.
Außerdem leisteten sie auch bei so genannten kriegswichtigen
Privatfirmen Zwangsarbeit. „ln Berlin und Lichterfelde war die Arbeit
schwer, aber das Leben erträglich“, notierte Rudi Wunderlich später
in seinen Erinnerungen über seine Zeit in dem Außenlager.

Täglich wurden die Häftlinge in die Arbeitskommandos eingeteilt. Zu
Fuß oder per LKW, S-Bahn oder Straßenbahn ging es dann zur
Arbeitsstelle, wo unter der Woche ein zwölf- bis fünfzehnstündiger
Arbeitstag zu absolvieren war; nur samstags wurde halbtags gearbeitet.
Während der Kommandos kamen die Häftlinge immer wieder mit
Außenstehenden in Berührung. Dadurch konnten sie an zusätzliche
Nahrungsmittel kommen, um den permanenten Hunger zu bekämpfen
oder auch eine Flucht vorzubereiten. Es sind mehrere Ausbruchs-
versuche dokumentiert, mindestens fünf waren erfolgreich, unter ihnen
die von Franz Primus und Josef Pietschmann im Mai 1944.

Bewacht wurden die Häftlinge in dem mit einem elektrisch geladenen
Stacheldrahtzaun umgebenen Lager von dem 7. SS-Totenkopf-
WachbataiIlon. Das Kommando im Außenlager hatte zunächst der
berüchtigte SS-Hauptscharführer Gustav Sorge, nach dessen Ablösung
die Führung häufiger wechselte.

Aus dem Außenlager Lichterfelde kamen mindestens 41 Häftlinge zu
Tode, unter ihnen 29 Opfer eines Luftangriffs auf das Gebäude des
Reichssicherheitshauptamts sowie der 22-jährige Wilhelm Nowak, der
nach einem misslungenen Fluchtversuch auf dem Appellplatz des
Außenlagers im Beisein aller Häftlinge erhängt wurde.

Am 21. April 1945 löste die SS das Außenlager auf, nachdem sie die
Häftlinge zuvor ins KZ Sachsenhausen zurückgebracht hatte. Gemeinsam
mit ihren Kameraden aus dem Hauptlager wurden die Männer
anschließend auf den Todesmarsch getrieben.

Frauke Kerstens

Rechts neben der Inschrift befinden sich übereinander fünf Abbildungen bzw. Fotos. Deren Unterschriften lauten (von oben nach unten):

„Sorge-Plan" des Außenlagers
Lichterfelde, 2. April 1942

Außenlager Berlin-Lichterfelde.
1942/43
In der Tür ist der kommunistische
KZ-Häftling Rudi Wunderlich
zu sehen.

Häftlinge des Außenlagers Berlin-
Lichterfelde beim Bau des Bunkers
Fichtenberg in Berlin-Steglitz, 1944

Ort eines Arbeitskommandos:
das Hotel Adlon am Pariser Platz
5. Dezember 1937

Ort eines Arbeitskommandos:
Telefunken in der Goerzallee in
Lichterfelde, 1945

Enthüllt wurde die nach einem Entwurf von Karin Rosenberg gestaltete Stele am 14.10.2015 durch Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski. Sie steht rechts hinter der Stele der Gefangenen am Rande der Grünfläche nebn dem Weg am Teltowkanal.

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