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Kriegsgräberfriedhof Wilsnacker Straße
Kriegsgräberfriedhof Wilsnacker Straße

Kriegsgräberfriedhof Wilsnacker Straße

Wilsnacker Straße

FRIEDHOF WILSNACKER STRASSE
FÜR OPFER VON KRIEG
UND GEWALTHERRSCHAFT
Hier wurden über 300 Menschen begraben,
die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges
im Umkreis dieses Friedhofs
ums Leben kamen. Sie starben
bei Kampfhandlungen, im Luftschutzkeller,
beim Beschaffen des Lebensnotwendigen,
durch Genickschuss
oder begingen Selbstmord.
Der Wahn allein war Herr in diesem Land.
In Leichenfeldern schließt sein stolzer Lauf,
Und Elend, unermessbar, steigt herauf.
Albrecht Haushofer, Moabiter Sonette

Enthüllt wurde die Bronzetafel an der Außenmauer rechts neben dem Eingang am 30. April 2005. Eine Ende 1989 angebrachte schwarzmetallene Vorgängertafel trug die Inschrift:
"Der Wahn allein war Herr in diesem Land.
In Leichenfeldern schließt sein stolzer Lauf,
und Elend, unermeßbar, steigt herauf."
Albrecht Haushofer
Moabiter Sonette 1945
Auf diesem Ehrenfriedhof
sind unbekannte Opfer
aus den letzten Wochen
des 2. Weltkrieges
neben namentlich bekannten Opfern begraben:
Zivilisten, Soldaten
sowie politische Häftlinge
aus dem Zellengefängnis Moabit,
die von Angehörigen
der SS ermordet wurden,
unter ihnen Albrecht Haushofer

Der Professor für politische Geographie und Geopolitik an der Berliner Universität Albrecht Haushofer (München 7.1.1903 - Berlin 23.4.1945) war Mitwisser und Dränger auf den Vollzug des Umsturzplanes vom 20. Juli 1944. Er wurde am 7. Dezember 1944 verhaftet und im Zellengefängnis Moabit, Lehrter Straße 3, inhaftiert. Nur kurz vor der Befreiung durch sowjetische Soldaten wurden er und 13 weitere Gefangene von SS auf dem angrenzenden ULAP-Gelände durch Genickschuß ermordet (nach anderen waren es 15 Opfer, der Gedenkstein in der Lehrter Straße nennt die Zahl von 18 von der Gestapo Ermordeten). Als sein Leichnam und die der zusammen mit ihm Erschossenen drei Wochen später durch die Hilfe des Überlebenden Herbert Kosney gefunden wurden, fand sein Bruder Heinz Haushofer im Mantel des Toten die „Moabiter Sonette“. „Wir leben“, so zitierte ihn sein Schüler Rainer Hildebrandt (Stuttgart 14.12.1914 - Berlin 9.1.2004, Gründer und langjähriger Leiter des Museums Haus am Checkpoint Charlie) aus dem Jahr 1940, „in den Formen überkommener Verantwortlichkeit, ohne ausreichend zu realisieren, daß wir für die selbstgeschaffene Umwelt, die selbstgeformte Erde, verantwortlich geworden sind.“ (zit. nach Der Tagesspiegel, 23.4.1985)

Über Schicksale weiterer hier Beigesetzter, die inzwischen identifiziert werden konnten, informieren mehrere ebenfalls am 30. April 2005 links neben dem Eingang enthüllte Wandtafeln, die von Geschichtswerkstatt und Heimatverein Tiergarten erarbeitet wurden.  An den Kosten der Bronzetafel beteiligten sich der Heimatverein und die Familie Haushofer.

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