Königin-Luise-Denkmal
Im Tiergarten
Queen Luise Monument
Deutsch
Der Große Tiergarten erhielt seine erste Prägung als
gestalteter Park bereits in friderizianischer Zeit in der Mitte
des 18. Jahrhunderts. Unter der Leitung des Oberintendanten
Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) ließ
Friedrich II. (1712-1786) den schon seit 1718 nicht mehr für
höfische Jagden genutzten Tiergarten in einen Volksgarten
umgestalten.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte nach
Plänen von Peter Joseph Lenné die Umgestaltung zu einem
Landschaftspark nach englischem Vorbild. Nach ersten
Denkmalsetzungen um 1800, kam es in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts und insbesondere in der Kaiserzeit
ab 1870 zu zahlreichen Aufstellungen von Denkmälern im
gesamten Tiergarten. Diese waren oft mit einer gärtnerischen
Schmuckpflanzung verbunden.
Im Jahr 1808, noch zu Lebzeiten der in der Bevölkerung sehr
beliebten und fast kultisch verehrten Königin Luise (1776-
1810), ließen Berliner Bürger ihr zu Ehren Im südöstlichen
Tiergarten eine von J. G. Schadow geschaffene Stele mit
aufliegender Schale aufstellen. Im Jahre 1849 wurde das
Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840)
gegenüber der Luiseninsel errichtet. Das Standbild für
seine Frau, Königin Luise, entstand erst 40 Jahre später.
Der Bildhauer Erdmann Encke schuf das Werk von 1876-1880
aus Carrara-Marmor. Die beiden von Eisengittern umgebenen
Denkmäler standen auf gärtnerisch gestalteten Plätzen.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Monument ohne
größere Beschädigungen, allerdings ließen zahlreiche Treffer
eine Vielzahl von Einschusslöchern zurück. Drei vollplastische
Köpfe des Reliefsockels gingen in den Kriegswirren verloren.
Nach verschiedenen Reparaturmaßnahmen in der Nach-
kriegszeit erfolgte 1980 schließlich die Teildemontage im
Rahmen der Senatsaktion „Rettet die Denkmäler". Bei dieser
Aktion wurden diverse Marmordenkmäler zum Schutz vor
dem sauren Regen in geschützte Innenräume verbracht. So
gelangten das Standbild der Luise und der Reliefsockel 1982
in das ehemalige Lapidarium, Hallesches Ufer 78, in Berlin-
Kreuzberg. 1987 wurden Betonkopien des Reliefsockels und
der Denkmalfigur auf den im Tiergarten verbliebenen unteren
originalen Sockelelementen errichtet. Anlässlich der 750-Jahr-
Feier Berlins erfolgte im selben Jahr die Wiederherstellung
der gesamten gärtnerischen Anlage nach überlieferten Plänen
von Eduard Nelde aus dem Jahr 1880 sowie nach historischen
Fotografien und gartenarchäologischen Grabungen. Im Zuge
dessen wurde auch das verlorene Schutz- und Schmuckgitter
rekonstruiert.
Nachdem im Laufe der Jahrzehnte die Betonkopie unansehn-
lich und schadhaft geworden war, entstanden Überlegungen
zur Rückführung der Originale in den Großen Tiergarten.
Da die Schadstoffbelastung der Berliner Luft seit den
1990er Jahren drastisch reduziert werden konnte und kon-
servatorisch/naturwissenschaftliche Untersuchungen
den guten Erhaltungszustand des originalen Denkmals
der Königin Luise attestierten, wurde seit 2007 ein
denkmalpflegerisches Konzept zur Wiederaufstellung
des eingelagerten Denkmals entwickelt. Auf Grundlage
dieser Konzeption erfolgte in den Jahren 2012-2013 die
Restaurierung sämtlicher Marmorelemente, die sich, neben
der Behandlung problematischer früherer Maßnahmen,
vor allem auf die umsichtige Reinigung der Oberflächen
und die bildhauerische Rekonstruktion fehlender Details
in originalgetreuen Marmor konzentrierte. Historische
Aufnahmen sowie der erhaltene skulpturale Kontext bildeten
hierfür die Basis.
Die Wiedererrichtung des originalen Denkmals erfolgte auf
dem ursprünglichen gemauerten Fundament, das nach über
130 Jahren nichts von seiner Tragfähigkeit eingebüßt hatte.
Die Betonkopien des Standbildes und des Reliefsockels
gelangten in die Zitadelle Spandau, um dort in die
Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“
integriert zu werden.
Großer Tiergarten Berlin
English
The Grosser Tiergarten (Great Tiergarten) gave its first impression
as a landscaped park at the time of Friedrich the Great in the
mid-18th century. Under the direction of the superintendent,
Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753). Friedrich II
(1712-1786) allowed the Tiergarten, not used for courtly hunts
since 1718, to be transformed into a public garden.
In the first half of the 19th century, the Tiergarten was trans-
formed into a landscape park in the English style according
to plans by Peter Joseph Lenné. After the first monuments
were erected around 1800, the second half of the 19th century,
especially the Imperial period from 1870, witnessed the erection
of numerous monuments throughout the Tiergarten, often
incorporating decorative flower beds.
In 1808, during the lifetime of the very popular and almost
ritually revered Queen Luise (1776-1810), Berlin residents erected
a column with a shell-shaped capital by J.G. Schadow in her
honour in south-eastern Tiergarten. In 1849, the monument
to King Friedrich Wilhelm III (1770-1840) was erected opposite
Luiseninsel. The statue for his wife, Queen Luise, was not erected
until 40 years later. The statue was created with Carrara marble
by the sculptor Erdmann Encke between 1876 and 1880. The two
monuments surrounded by Iron bars stood on landscaped areas.
The monument survived the Second World War without any
major damage but numerous holes were left due to bullets.
Three sculptured heads of the relief base were lost in the chaos
of war, After various repairs In the post-war period there finally
followed the partial disassembly of the monument during the
Senate campaign 'Save the Monuments' In 1980, which brought
several marble monuments Into a protected Indoor environment
to protect them against acid rain. Consequently, the statue of
Luise and the relief-like base came to be installed In the former
lapidarium, at Hallesches Ufer 78 In Berlin-Kreuzberg, in 1982.
In 1987, the monument and concrete coples of the relief
base were built on the remaining original lower base in the
Tiergarten. On the occasion of the 750th anniversary of Berlin,
the reconstruction of the entire horticultural system based
on the original plans from 1880 by Eduard Neide, as well as
historical photographs and garden archaeological excavations,
took place. The lost protective and decorative grid was also
reconstructed.
Returning the originals to the Tiergarten began to be considered
after the concrete coples had become unsightly and damaged
over the decades. As Berlin air pollution has been dramatically
reduced since the 1990s and conservation/scientific studies
have attested to the good state of preservation of the original
monument of Queen Luise, from 2007 a monument preservation
concept for rebuilding the stored monument was developed.
Based on this, the restoration of all marble elements took
place in the years 2012-2013, concentrating on the treatment
of problematic previous measures and especially on the careful
cleaning of the surfaces and the sculptural reconstruction of
missing detalls in marble Identical to the original. Historical
photographs and the sculptural context obtained were used as
a basis for this.
The re-erection of the original monument took place on
the original brick foundation, which had lost none of its
carrying capacity after more than 130 years. The concrete
copies of the statue and the relief base came to the Spandau
Citadel to be Included in the permanent exhibition 'Unveiled.
Berlin and its Monuments‘.
Diese blaue Informationstafel geht zurück auf eine Idee des Landesdenkmalamts. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte. Standort ist der Ahornsteig im Tiergarten, kurz vor dem Großen Weg.
Die Bildunterschriften lauten:
[1] oben links:
Königin-Luise-Denkmal, um 1880,
historische Ansichtskarte. Landes-
denkmalamt Berlin
Queen Luise Monument, ca. 1880,
historic postcard, Landesdenkmal-
amt Berlin
[2] oben rechts:
Königin-Luise-Denkmal im kriegs-
zerstörten Großen Tiergarten.
Fotoaufnahme 1946, Landesdenkmal-
amt Berlin.
Queen Luise Monument in the
war-torn Tiergarten, Photo 1946,
Landesdenkmalamt Berlin
[3] links unten:
Betonkopie der Denkmalfigur
mit Reliefsockel vor Restaurierung
des Originals, Fotoaufnahme 2009,
Landesdenkmalamt Berlin
Concrete copy of the monument
with relief pedestal before restoration
of the original, Photo 2009. Landes-
denkmalamt Berlin
[4] rechts unten:
Königin-Luise-Denkmal nach der
Restaurierung und Wiederaufstellung.
Fotoaufnahme 2013. B. Bergande
Queen Luise Monument after the
restoration and re-erection, Photo 2013.
B. Bergande
Angaben zu genutzten Quellen, Autorenschaft und Impressum:Impressum
Berlin 2014Konzeption, Redaktion, Aufstellung:
Landesdenkmalamt. Gartendenkmalpflege
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Abt. V
in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin
Text, Koordination: Restaurierung am Oberbaum,
Arge TOPOS/ gruppe F
Crafik minigiam.de