Kirchhof der Französisch-Reformierten Gemeinde
Chausseestraße 126
Einleitung
Sie befinden sich auf dem älteren der beiden Kirch-
höfe der Französisch-Reformierten Kirche zu Berlin;
die andere Begräbnisstätte liegt an der Liesenstraße.
Der Kirchhof an der Chausseestraße wurde 1780
gegründet und hat sich bei einer Fläche von 5.833 m²
bis heute in seiner ursprünglichen Größe erhalten.
Das ist um so bemerkenswerter als im 18. und 19.
Jahrhundert an der Chausseestraße zwei weitere
Friedhöfe existierten, die heute nicht mehr vorhanden
sind. Dies waren der Charitéfriedhof sowie der der
katholischen St. Hedwigsgemeinde.
Die unmittelbar benachbarte Anlage der Dorotheen-
städtisch-Friedrichswerderschen Gemeinde reicht
in ihren Anfängen ebenfalls bis in das ausgehende
18. Jahrhundert zurück.
Geschichtlicher Überblick
Die Geschichte der französisch-reformierten Kirche
zu Berlin ist untrennbar mit dem Edikt der französi-
schen Krone vom 18. Oktober 1685 verknüpft.
In diesem Edikt von Fontainebleau wurde das
Toleranzedikt von Nantes zurückgenommen und
damit die 850.000 Hugenotten (diese Zahl entsprach
etwa 8 Prozent der französischen Gesamtbevölke-
rung) in den Stand von geächteten Außenseitern
versetzt. Der reformierte Gottesdienst wurde ver-
boten, die reformierten Kirchen zerstört und nicht
zum Abschwören bereite Prediger wurden des Landes
verwiesen.
Ungeachtet eines gleichzeitigen Auswanderungs-
verbotes flohen ca. 200.000 Protestanten in verschie-
dene europäische Länder.
Etwa. 30.000 der Flüchtlinge wurden in Preußen,
Brandenburg bzw. in der Stadt Berlin aufgenommen.
Diese Entwicklung wurde durch Kurfürst Friedrich
Wilhelm (der große Kurfürst) gefördert, der in
seinem Einladungsedikt vom 29. Oktober 1685 den
Zuwanderern eine freie, öffentliche Religionsaus-
übung in französischer Sprache und nach reformierter
Liturgie gestattete. Darüber hinaus bestand bereits seit
dem Jahre 1672 in Berlin eine Französisch-Reformierte
Gemeinde, die sich als Sammelpunkt für Verfolgte
anbot und so kam es, daß in Berlin insgesamt etwa
20.000 Hugenotten Zuflucht fanden. Damit war
bemerkenswerterweise etwa jeder fünfte Berliner
um 1700 von französischer Herkunft.
Zu dieser Zeit vermerkt das Verzeichnis der franzö-
sischen Kirche eine hohe Zahl von Sterbefällen; viele
der Refugiés waren krank oder von den Strapazen
der Flucht geschwächt.
Die Verstorbenen wurden wahrscheinlich zuerst auf
dem Kirchhof am Dom bzw, auf dem Schloßplatz
bestattet. Der erste eigene Gemeindefriedhof ent-
stand beim Hospital, als der ersten Einrichtung der
französischen Kirche. 1760 wurde die Anlage erneut
vergrößert. Dennoch war bereits im Jahre 1789 der
Friedhof überfüllt.
Am 7. November 1795 wurde die endgültige Schlie-
ßung der Anlage verfügt. Einzelne Beisetzungen haben
allerdings noch bis zum Jahre 1813 stattgefunden.
Außer dem Hospitalfriedhof war im 18. Jahrhundert
auch der Friedrichstädtische Friedhof für die Gemeinde
von Bedeutung. Dieser lag auf dem Gelände des spä-
teren Gendarmenmarktes.
Zwischen 1701 und 1705 entstand dort eine erste
eigene Kirche der französisch-reformierten Kirche.
Da man hier ebenfalls die Bestattung deutscher
Bewohner zuließ, war auch diese Anlage sehr bald
überfüllt. Im Jahre 1772 wurde von Friedrich II. aus
ästhetischen Gründen die Beseitigung der gesamten
Anlage befohlen. Infolge der im 19. Jahrhundert regen
Bebauung sind vom Hospital- wie auch vom Frie-
drichstädtischen Friedhof heute keinerlei Reste mehr
vorhanden. Entsprechendes gilt für drei weitere
Begräbnisstätten, an denen die französische Kirche
Eigentumsrechte besaß, bzw. die Erlaubnis hatte, dort
Gemeindemitglieder zu bestatten: Dorotheen-
städtischer Gemeindefriedhof 1697-1826 / Luisen-
städtischer Friedhof (1729-1736) / Friedrichswerder-
scher Friedhof ( 1716-1844).
Nach der Schließung des Friedrichstädtischen Fried-
hofs erhielt die Französisch-Reformierte Kirche
einen Ausgleich, nämlich »in der sandigen Gegend
beim Invalidenhaus eine Stelle ... zur Beerdigung ihrer
Toten.« Damit war das Gelände des heutigen Kirch-
hofes an der Chausseestraße zwischen Berlin und Oranien-
burg bis weit in die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts
das Oranienburger Tor. Der neue Kirchhof war für
lange Zeit Hauptbegräbnisplatz der Französisch-
Reformierten Kirche.
Wie damals auch auf anderen Friedhöfen üblich, wurde
das Gelände anfänglich auch für die Anpflanzung von
Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht benutzt.
Im Jahre 1798 wurden beispielsweise 220 Maulbeer-
bäume gezählt. Darüber hinaus existierte eine
tausend Fuß lange Maulbeerbaumhecke. Der genaue
Standort dieser Anpflanzungen ist heutzutage nicht
mehr bekannt, genausowenig wie der Zeitpunkt an
dem die Maulbeerbaumanpflanzung wieder aufgege-
ben wurde.
Bis zum Jahre 1945 wurden auf diesem Kirchhof aus-
schließlich Mitglieder der Französisch-Reformierten
Kirche bestattet. Nach 1945 wurden viele alte Grab-
stätten von historischer Bedeutung geräumt und neu
belegt. Ungeachtet dessen hat sich bis zum heutigen
Tage eine beträchtliche Anzahl bedeutsamer Grab-
stätten erhalten. Die große Anzahl von bemerkens-
werten Grabmalen verdanken wir der Tatsache, daß
sich unter den zugewanderten Hugenotten und ihren
Nachfahren viele herausragende Persönlichkeiten aus
Politik, Kunst und Wissenschaft befanden. die für die
kulturelle. wirtschaftliche und politische Entwicklung
Berlins von außerordentlicher Bedeutung waren.
Bauten, Wegesysteme und Pflanzenbestand
Der Kirchhof wird in Richtung Chausseestraße durch
eine etwa 2,30 m hohe Ziegelsteinmauer begrenzt.
Diese wurde auf eine ältere Mauer aus unregelmäßig
behauenen Kalkstein aufgesetzt und zur Straßenseite
hin verputzt. An der Südostseite stehen die Verwal-
tungsneubauten der Katholischen Kirche, die auf dem
ehemaligen alten katholischen Friedhof errichtet
worden sind. Natursteinmauerwerk bildet die Grenze
nach Nordwesten bzw. auch nach Südwesten in
Richtung des Kirchhofs der Gemeinden Dorotheen-
stadt- und Friedrichswerder. Die beiden dort recht-
winklig angeordneten Mauern sind aus verschieden
großen Kalksteinquadern. Sie sind mit doppelt
gedeckten Biberschwanzziegeln gedeckt und wurden
1998/99 mit maßgeblicher Unterstützung des Landes-
denkmalamtes Berlin restauriert.
Links hinter dem Eingangstor steht ein Friedhofs-
wärterhäuschen, daß offenbar erst später gebaut
wurde. Eine eigene Kapelle befindet sich auf dem
Friedhofsgelände nicht. Seit dem Jahre 1930 kann
aber die Französisch-Reformierte Kirche die Kapelle
auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof mitbenutzen.
Der rechteckige Kirchhof wird durch einen breiten
Mittelweg in zwei annähernd gleich große Hälften
geteilt. Der Weg wird durch eine etwa 1,30 m hohe
Hecke gesäumt. Verwendet wurde chinesischer
Flieder, welcher ursprünglich aus Frankreich stammte.
Entlang des Weges steigt das Gelände vom Eingang
nach Nordwesten hin leicht an.
Britische Luftaufnahmen aus den Jahren 1943 und
1945 zeigen den Friedhof in einem unbelaubten Zu-
stand. Sie bestätigen, daß die damalige Wegestruktur
der heutigen entspricht. Eine Ausnahme bildet der
schräg nach Südwesten verlaufende Weg. Er wurde
nach 1930 angelegt und führt direkt zur Kapelle des
Nachbarfriedhofes. Das Verbindungstor zwischen den
beiden Friedhöfen stammt ebenfalls aus dieser Zeit.
Der Baumbestand von 60 Bäumen weist 15 Arten auf.
Fast die Hälfte gehören zur Art Spitzahorn, I I sind
Robinien und je drei sind gemeine Roßkastanie bzw.
holländische Linde. 15 Bäume sind 12 anderen Arten
zuzuordnen. Die wahrscheinlich ältesten Bäume sind
maximal 130 - 150 Jahre alt.
Ursprüngliche gartenarchitektonische Gestaltungs-
pläne sind nicht mehr bekannt, da ein entsprechender
Plan nicht in den Archiven gefunden werden konnte.
Die Ehrengrabstätten des Landes Berlin
Auf dem Kirchhof gibt es insgesamt fünf Ehrengrab-
stätten des Landes Berlin:
I. Jean Pierre Frédéric Ancillon (1767-1837):
Das Grabmal des Ministers für Auswärtige Angele-
genheiten ist eines der letzten Werke Karl Friedrich
Schinkels. Gestiftet hat es der preußische König
Friedrich Wilhelm IV. Ausgeführt und vier Jahre nach
Ançillons Tod aufgestellt, wurde es von dem Baumei-
ster und Steinmetzen Christian Gottlieb Cantian, des-
sen Grabstätte sich auf dem Nachbarfriedhof befin-
det. Ançillons entstammte einer Hugenottenfamilie.
1790 wurde er Prediger der französischen Gemeinde,
zwei Jahre später Geschichtslehrer an der Kriegsaka-
demie und 1803 königlicher Historiograph. Auf den
Kronprinzen und nachmaligen preußischen König
Friedrich Wilhelm IV., dessen Erzieher er 1810 gewor-
den war, hat Ançillons stets einen großen Einfluß aus-
geübt, dies auch nach seiner 1814 erfolgten Berufung
in das Außenministerium. Bekannt durch seine kon-
servative Haltung entwarf er zusammen mit Fürst
Metternich 1834 das Schlußprotokoll des Wiener
Kongresses, das die Erweiterung konstitutioneller
Rechte in Deutschland ausschloß.
2. Ludwig Devrient (1784 -1832):
Der Sohn eines Berliner Seifenhändlers war nach
mehreren Wanderjahren 1809 an das Theater in
Dessau und von dort nach Breslau gekommen. 1815
wurde er auf Empfehlung August Wilhelm Ifflands in
seine Heimatstadt verpflichtet. Er war mit dem
Kammergerichtsrat, Komponisten und Schriftsteller
E.T.A. Hoffmann befreundet mit dem er oft im Wein-
haus Lutter und Wegner am Gendarmenmarkt zu-
sammengesessen hat. Als Devrient noch nicht einmal
48jährig gestorben war, säumten Tausende die
Straßen des Trauerzuges. Das Grabmal wurde in der
Königlichen Eisengießerei gegossen.
3. Madame du Titre (1748-1827):
Marie Anne kam als neuntes von zehn Kindern des
wohlhabenden Berliner Bierbrauers George in der
Nähe vom Weidendamm zur Welt. Schon früh zeich-
nete sie sich durch drastische Schlagfertigkeit und
derben Mutterwitz aus. Zahllose Aussprüche der Mad-
dame du Titre bzw. Anekdoten über sie finden sich
auch heute noch in Büchern über Berlin.
Als 31jährige heiratete sie den sehr erfolgreichen
Inhaber einer Textilmanufaktur, Etienne du Titre, der
wie ihr Vater Mitglied der französischen Kolonie
Berlins gewesen ist. Die du Titres führten ein großes
Haus in der Poststraße 26, nahe der Nikolaikirche.
Um 1830 wurde an ihrem Grab ein Eisenkreuz aus
der Königlichen Eisengießerei aufgestellt.
4. Peter Louis Ravené (1793-1861):
Dieses sehr aufwendige Grabmal des Historismus
besteht aus einer an allen Seiten offenen Säulenhalle
aus schwarzem polierten Syenit. Im Innern ruht eine
lebensgroße Bronzefigur, mit zwei knienden Engeln aus
Bronze zu ihren Füßen. Die Figur ist nach dem Vorbild
des Luisensarkophages von Christian Daniel Rauch
gestaltet. Teile der Engel wurden in den 30iger Jahren
gestohlen und konnten seither nicht ersetzt werden.
Die Basen und Kapitelle der Säulen sind aus Zinkguß
Die Gewölbe sind mit vergoldeten Zinkplatten ver-
kleidet. Die Gitterpfosten bestehen aus Grauguß; das
Gitter ist aus Schmiedeeisen. Die Gesamtanlage
wurde von Friedrich August Stüler entworfen und
von E. Ackermann und Weißenstadt die Säulenhalle
ausgeführt. Die Plastiken schuf der Bildhauer Gustav
Bläser. Peter Louis Ravené verwandelte das kleine
Eisenwarengeschäft seines Vaters in ein Handels- und
Industrieunternehmen von Rang. Er lieferte unter
anderem die ersten Schienen für die Potsdamer und
die Anhalter Eisenbahnen. Seine Sammlung zeitgenös-
sischer Bilder der belgischen, der Düsseldorfer und
der Berliner Schule zählte bis zum Ersten Weltkrieg
zu den Sehenswürdigkeiten von Berlin. Für das Jahr
1861 wurde dem Geheimen Kommerzienrat, der dem
Okkultismus huldigte, der Tod vorhergesagt. Er glaub-
te dieser Weissagung und starb tatsächlich noch in
der Silvesternacht.
5. Daniel Chodowiecki (1726-1801):
Daniel Chodowiecki stammte aus Danzig und absol-
vierte dort wie auch in Berlin eine Kaufmannslehre.
In Berlin aber machte er die Bekanntschaft des Malers
und Direktors der Kunstakademie Christian Bernhard
Rode und verschrieb sich unter dessen Anleitung
ganz der Malerei, Zeichnung und Graphik.
Mit einigen kleinen Blättern konnte Chodowiecki die
Aufmerksamkeit der Berliner Akademie der Wissen-
schaften auf sich lenken, die daraufhin den von ihr
herausgegebenen Kalender von ihm illustrieren ließ.
Dadurch bekannt geworden, wurde Chodowiecki
1764 Mitglied, 1790 Vizedirektor und schließlich 1797
als Nachfolger Rodes Direktor der Akademie der
Bildenden Künste. Das Grab Chodowieckis war
bereits eingeebnet, es ist erst Anfang der 30iger
Jahre wieder hergerichtet worden.
Weitere bedeutende Grabstätten
Neben den fünf Ehrengrabstätten weist der Friedhof
weitere bemerkenswerte Grabmäler auf:
Franz Bendel (1833-1874): Die Grabanlage stammt
von dem Bildhauer Heinrich Pohlmann und besteht
aus einem Obelisken mit Bildnismedaillon, davor eine
kniende Trauernde. Eine Lyra gibt den Hinweis auf die
Tätigkeit des Verstorbenen. Der aus Schönlinde in
Nordböhmen stammende Bendel hatte bei Joseph
Proksch und Franz Liszt in Weimar studiert, eher er
1862 nach Berlin kam. Dort wurde er ein beliebter
Klavierlehrer an der von Theodor Kullak errichteten
Akademie für Tonkunst. Bendel komponierte vor
allem sogenannte Stimmungsbilder, wie z. B. »Schwei-
zer Bilder« oder »Am Genfer See«, sowie auch
kleine Instrumentalstücke und Phantasien über
böhmische Nationallieder.
Das Familiengrab Jouanne George (Erstbeisetzung Jo-
hanne Wilhelmine George am 8.4.1833) besteht aus
sieben Sandsteinsarkophagen von jeweils über 2 m
Länge. Auf den gewölbten Deckplatten sind schwung-
volle klassizistische Inschriften eingemeißelt.
In der Nähe der Grabstätte Chodowieckis fällt dem
Betrachter in der gleichen Reihe ein umgitterter
großer Portikus auf, in dem die Figur einer Trauernden
steht. Dieses Grabmal ist um 1893 für die Familie Th.
Sarré geschaffen worden.
Bemerkenswert ist weiterhin das Grab des Felix
Henri du Bois-Reymond ( 1782-1865). Hier finden wir
eine übergiebelte Marmorstele mit dem Text: (»Bera-
ter des Königs in den Angelegenheiten seines Vater-
landes, Literat ...«). Der bei Neu-Châtel/Schweiz
geborene du Bois-Reynand war ursprünglich Uhrma-
cher und machte in Berlin eine steile Karriere zum
Geheimen Rat im Außenministerium. Sein Sohn Emil
du Bois-Reynand ruht ebenfalls auf diesem Friedhof.
Eine weitere restaurierte Grabstelle ist die des am
10.5.1945 beigesetzten Hans Wilken (Kriegsgrab).
Es handelt sich hier um ein neubelegtes altes Erbbe-
gräbnis. Die Grabstätte ist von einem klassizistischen
Gitter aus Eisenguß eingefaßt. Es ist das einzige in
dieser Form erhaltene Original der Königlichen
Eisengießerei auf den Friedhöfen an der Chaussee-
straße. Auf einem massiven Sockelgesims befindet
«ich ein flächenfüllendes Palmetten-Arkanthusorna-
ment, das von Knospenrosetten bekrönt wird. Der
Schöpfer dieses Gitters ist bisher unbekannt.
Das Mausoleum der Familie Jordan (Erstbeisetzung
Frederice Henriette Jordan am 25.6.1844) ist ein ein-
faches Tonnengewölbe, das aus verputzten Ziegel-
steinen besteht und mit den Mitteln des Landes-
denkmalamtes Berlin restauriert wurde. Es ist eine
Nutzung als Lapidarium vorgesehen.
Die Grabstätte des Generals der Infanterie Henri
George Cômte de Pontchier-SedInitzky (1771-1856)
wurde weitgehend durch Bomben zerstört. Auf
einem Foto von Jahre 1942 ist die Gesamtanlage mit
Kreuz, Efeuhügel und Eisengitter erkennbar. Heute ist
davon nur noch der würfelförmige Block mit der In-
schrift erhalten. Der Sockel steht heute unmittelbar
an der Friedhofsmauer und damit offenbar nicht mehr
an seiner ursprünglichen Stelle.
Von künstlerischen Wert ist auch das Grabmal von
Robert Guiscard von Hautville (gest. 30.4.1911), das
an der Mauer zum Dorotheenstädtischen Friedhof
liegt. Hier finden wir einen großen quaderförmigen
Stein mit polierter Vorderseite und einem Familien-
wappen aus Bronze.
Neben der Grabstätte von Hautville befindet sich die
Familiengrabstätte Palis. Es ist eine der wenigen noch
vorhandenen Gitterstellen, mit Eisengußtafeln.
Erwähnenswert ist außerdem die Grabstätte Pomm-
rich mit einer weiteren Marmorfigur. Hier sitzt die
Trauernde auf eine Urne gestützt. Die Figur gehörte
zu einer anderen Grabstätte. Sie wurde gekauft und
auf einer neu erworbenen Grabstätte aufgestellt.
Gleich rechts neben dem Tor an der Chausseestraße
fällt ein hoher bearbeiteter Findling aus rotem Granit
ins Auge. Dieser gehört zur Grabstelle des Malers
Carl Steffeck (1818-1890). Ein Porträt auf einer Ma-
lerpalette, das sich auf dem Granit befindet, gibt den
Hinweis auf den Beruf des Verstorbenen. Seine Aus-
bildung hatte er bei Franz Krüger, Karl Begas, Paul
Delaroche und Horac Vernet erhalten; sein Schüler
wurde später Max Liebermann. Professor Steffeck
war von 1880 bis zu seinem Tode Direktor der
Kunstgalerie in Königsberg. Die Berliner Nationalga-
lerie bewahrt Werke Steffecks, wie »Albrecht Achilles
im Kampf mit den Nürnbergern« ( 1848) oder »Zwei
Wachtlhunde spielend« ( 1850) auf. Aus neuester Zeit
verdienen vor allem drei Grabstätten Beachtung. Es
sind dies die des Schauspielers Dieter Franke (gest.
23.10.1982), von Theodor Vogel (gest. 1984) und des
Kabarettisten Rolf Herricht (1927-1981).
Aktivitäten der Denkmalpflege
Schon vor dem Jahre 1989 wurd en vom damaligen
Institut für Denkmalpflege der DDR künstlerisch
wertvolle Grabstätten gesichert und restauriert.
Diese Maßnahmen wurden vom Landesdenkmalamt -
Gartendenkmalpflege nach der Wende in Verbindung
mit der Französisch-Reformierten Kirche fortgesetzt.
Besonders erwähnenswert ist die vollständige
Restaurierung der historischen Friedhofsmauer sowie
des einzigen noch vorhandenen Mausoleums der
Familie Jordan im Jahre 1998/99. Der Friedhof steht
im übrigen seit 1990 unter Denkmalschutz.
The Churchyard of the French Congregation of Berlin
Introduction
You are at the oldest graveyard of the French-Reformedmed
Church of Berlin. The churchyard in the Chausseestraße
was founded in 1780 and with an area of 5.833m², has re-
tained its original size until today.
The directly adjoining grounds of the Dorotheenstädtische-
Friedrichswerder congregation also originated in the late
18th century.
Historic survey
The history of French-Reformed church of Berlin is
undividably connected with the Edict of Fontainebleau,
with which the Tolerance Edict of Nantes was revoked, and
thus 850.000 Huguenots were turned into outlaws and
outsiders. The reformed worship was forbidden, the
reformed churches destroyed, and preachers that were
not willing to renounce their faith were expelled from the
country.
About 30.000 refugees were absorbed by Preußen. This
development was encouraged by the great elector
Friedrich Wilhelm (the so called Great Elector) who, in his
invitation edict from the 29th of October 1685, gave all
immigrants the right to exert their faith in the French
language and according to reformed liturgy.
All in all about 20.000 Huguenots found their refuge in
Berlin. Therefore, remarkably so, every fifth Berliner
around 1700 was of French origin.
At this time, the register of the French church noted a high
number of deaths; many refugees were ill or weakened
from the strains of the flight. It is most likely, that the dead
were buried in the churchyard of the dome or in the
Schloßplatz (palace square).
The congregation managed to have its own first graveyard
near the hospital. Nevertheless, the graveyard was already
overcrowded in the year 1789. Its definite closure was
ordered on the 7th of November 1795.
Between 1701 and 1705 the first own church of the French
Reformed Church came into existence at the today so
called Gendarmenmarkt together with the graveyard of
the Friedrichstadt in its direct neighbourhood. The French
Reformed Church obtained, nevertheless, a compensation,
namely »in the sandy area at the Invalidenhaus a site for
burying their dead.« This referred to the site of the actual
graveyard in the Chausseestraße; in those days the
Oranienburg Gate was situated at the Chaussee between
Berlin and Oranienburg.
For a long time the new churchyard was the main burial site
of the French Reformed Church. As was usual in other
graveyards at the time as well, the Site was also initially
used to plant mulberry trees for silkworm breeding. For
example, in the year 1798, 220 mulberry trees were,
recorded.
Up to the year 1945, only members of the French-Reformed
Church were buried in this cemetery. After 1945, many old
graves of historic importance were dissolved and newly
occupied.
Regardless of this fact, a considerable number of important
graves has been preserved up to the present day. A large
number of remarkable graves we owo to the face that
amongst the emigrated Huguenots and their offspring
were many outstanding personalities from the realm of
politics, art and science who were of importance for the
cultural, economic and political development of Berlin.
Buildings, path systems and plant stand
Towards Chausseestraße the graveyard is limited by a brick
wall that is almost 2,30m high. Now administration bull-
dings of the Catholic Church are situated on the south
east side. A natural stone wall constitutes the border to
the north west as well as to south west in the direction of
the parish graveyards of the Dorotheenstadt and Frie-
drichswerder. On the left hand side behind the entrance is
a graveyard attendants hut, that was obviously buil later.
The rectangular graveyard is divided by a broad central
path into almost two equal sized halves. The path is bor-
dered by an approximately 1.30m high hedge of Chinese
lilac that originally camo from France. The former path
structure has hardly been changed in the course of the
time.
One exception ls the path leading diagonally to the south
west. lt was laid out after 1930 and leads directly to the
chapel in the neighbouring graveyard. The connecting gate
between the two graveyards is from that time as well. The
stand of trees amounts to 60 and is divided into 15 species.
Most probably the oldest trees are 130 - 150 years old
maximum. Original garden architectonic design plans are
no longer known, since a corresponding plan could not be
found in the archives.
The honorary burial site of the county Berlin
In the church graveyard there are altogether 5 honorary
tombs of the county Berlin:
1. Jean Pierre Frédéric Ancillon (1767-1837): The gravestone
of the minister of foreign affairs is the last work of Karl
Friedrich Schinkel. Ancillon came from a Huguenot family.
In 1790 he became the preacher of the French congre-
gation, two years later history teacher of the army
academy and, in 1803, royal historiographer. Ancillon, who
had in 1810, become the educator of the crown prince and
future Prussian king Friedrich Wilhelm IV, due to his
conservative attitude, always had a big influence on the
king, also following his nomination for the office of foreign
affairs in 1814.
2. Ludwig Devrient (1784-1832): After several years of
travel the son of a Berlin soap merchant arrived at the
theatre in Dessau in 1809 and went from there to Breslau.
On the recommendation of August Wilhelm Ifflands he was
taken on in his home town in 1815. He was a friend of the
supreme court councillor, composer and writer E.T.A.
Hoffmann, who he often sat together with in the wine
house Lutter and Wegener at the Gendarmenmarkt. When
Devrient died before having reached the age of 48,
thousands of people lined the streets for his funeral
procession. The tomb was cast in the royal iron-foundry.
3. Madame du Titre (1748-1827): Marie Anne was born as
the ninth of ten children of the well-to-do Berlin beer
brewer George near the Weidendamm. At an early age she
was already conspicuous through her quickness at re-
partee and coarse natural wit. Still today, countless sayings
of Madame Titre or anecdotes about her can be found in
books about Berlin. At the age of 31, she married the very
successful owner of a textile manufacture, Etienne du Titre,
who, like her father, had been a member of Berlin´s French
colony.
4. Pear Louis Ravené (1793-1861): This very elaborate
tomb from the era of historicism, consists of all column hall
open to all sides, and is made of black polished Syenit.
Inside, there is a life-size bronze statue in resting position
with two knelling bronze angels at its feet. The statue was
designed in imitation of the sarcophagus of Luise by
Christian Daniel Rauch. Parts of the angels were stolen in
the 30s and have not been able to be replaced since. Peter
Louis Ravené turned his father's small ironmongery into a
trading and industrial firm of the first order. He delivered,
amongst other things, the first tracks for the Potsdam and
Anhalt railways. His collection of contemporary paintings
from the Belgian, the Düsseldorf and Berlin school was
regarded as a curiosity of Berlin until World War l. The
death of the secret commercial councillor, who indulged in
occultism was foretold for 1861. He believed in the prophesy
and actually died on New Year's Eve.
5. Daniel Chodowiecki (1726-1801): Daniel Chodowiecki
came from Danzig and there, as well as in Berlin, he learned
to be a tradesman. In Berlin he got to know the painter and
director of the art academy Christian Bernhard Rode,
under whose guidance Rode dedicated himself fully to
painting, drawing and graphics. With a few small prints
Chodowiecki was able to attract the attention of the
Berlin Academy of the Sciences, who then had their
published calendar illustrated by him. Known through this,
Chodowiecki became member in 1764 and vice director in
1970 and finally to become the successor of Rode, director
of the Academy of Fine Arts. Chodowiecki's grave had
already been removed, when it was restored again at the
beginning of the 30s.
Further important graves
Apart from the five honorary tombs, the graveyard has a
few other remarkable graves, of which only a few can be
mentioned here:
The Composer, Franz Bendel who lived from about 1833 to
1874: The grave originates from the sculptor Heinrich
Pohlmann and consists of an obelisk with a portrait
medallion, with a kneeling female mourner in front of it.
A lyre refers to the occupation of the deceased. The family
tomb Jouanne George (first burial Johanne Wilhelmine
George on 8th April, 1833) consists of seven stone
sarcophagi of which each has a length of 2 metres.
Classicist inscriptions are chiselled in a sweeping style on
the domed cove plates. Near Chodowiecki's tomb, in the
same row, the beholder becomes aware of a large fenced
portico, whit a statue standing female mourner. This
tomb was created for the family Th. Sarré in 1893.
Another remarkable feature is the trave of Felix Henri du
Bois-Reymond (17é2-1865). Here we find a gabled marble
stela with the words: (»Adviser of the King concerning the
affairs of his fatherland, man of letters...«) Born near Neu
Chatel/Switzerland du Bois-Reynand was originally a
watchmaker and rapidly made a successful career by
becoming Privy Councillor at the ministry of foreign affairs.
His son Emil du Bois-Reynand likewise rests in this grave-
yard. A further restored burial plot is the one of Hans
Wilken interred on I0th of May, 1945 (war grave). We have
here an old family grave that had been re-occupied. Die
burial plot is surrounded by a classicist fence made of cast
iron. In this form, it is the only original in the graveyards of
Chausseestraße that we have left from the royal iron-
foundry. An expansive palm-arkanthus ornament is situated
on a massive plinth and crowned by bud rosettes. The
designer of this fence is still unknown. The mausoleum of
the family Jordan (First interment Frederice Henriette
Jordan on 25th June, 1844) is a simple barrel vault, made of
plastered bricks, and restored with the financial support of
the Berlin Department for the Preservation of Historic
Monuments. lt is planned to use it as a lapidarium. The
burial plot of the General of the Infantry Henri George
Comte de Pontchier-Sedlnitzky (1771-1856) was almost
totally destroyed by bombs. On a photograph from the
year 1942 one can recognize the entire grave with its cross,
ivy hill and iron fence. All that remains today is the stone
cube with the inscription. The plinth directly adjoins the
graveyard wall, and is therefore obviously not in its original
position.
Activities of the National Authority for the Preservation of Historic Monuments
Already before the year 1989, graves of artistic merit had
been restored by the former GDR. After the fall of the wall
this work has been continued by the National Authority for
the Preservation of Historic Monuments - Department for
Historic Gardens and Sites together with the French
Reformed Church.
What is especially worth mentioning is the complete
restoration of the historic graveyard wall as well as the
mausoleum of the family Jordan in the years 1998/99. The
graveyard has been a listed monument since 1990.
Die Informationstafel befindet sich an Chausseestraße 126, wenn man den Friedhof durch den Haupteingang betritt, zur rechten Seite. Auf der Vorderseite ist der Informationstext auf Deutsch und auf der Rückseite in sowohl englischer als auch französischer Übersetzung zu finden.
Diese blaue Informationstafel geht zurück auf eine Idee des Landesdenkmalamts. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte.
Die Bildunterschriften entsprechend der Einbettung im Fließtext, zuerst in deutscher und darunter in englischer Sprache:
[1] Das Grabmal Peter Louis Ravené (Nr. 4), Foto 1999.
Grave of Peter Louis Ravené, Photo 1999.
[2] Das Mausoleum der Familie Jordan, (Nr. 11) Foto 1999.
Mausoleum ot the family Jordan, (Nr. 11) Photo 1999.
[3] Die Grabmale Devrient (Nr. 2), Jean Pierre Frédéric Ancillon (Nr. 1), Foto 1998.
The tombs of Devrient (Nr. 2), Jean Pierre Frédéric Ancillon (Nr. 1), Photo 1998
[4] Das Grabmal Madame du titre (Nr. 3), Foto 1928.
Grave of Madame du Titre (Nr. 3) Photo 1928.
[5] Das Grabmal Carl Steffeck (Nr. 26), Foto 1928.
Grave of Carl Steffeck (Nr. 26), Photo 1928
Auf der rechte Hälfte der Informationstafel ist ein nummerierter Lageplan des Friedhofs und der Grabstätten zu finden, auf den die Nummern in den Bildunterschriften verweisen.