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Jüdischer Friedhof Spandau
Jüdischer Friedhof Spandau
Jüdischer Friedhof Spandau

Jüdischer Friedhof Spandau

Neue Bergstraße 6a

Ehemaliger jüdischer Friedhof in Spandau
Hinter der Mauer auf der gegenüberliegenden Straßen-
seite befand sich von 1859 bis 1940 der Friedhof der
Jüdischen Gemeinde in Spandau, zugänglich von der
Neuen Bergstraße.
Das Gelände in den Spandauer “Schülerbergen” wurde
durch Moses Kiewe Sternberg für die Jüdische Gemein-
de erworben.
Wenige Jahre später kaufte der Militärfiskus das ge-
samte umliegende Gelände und errichtete die Artillerie-
Wagenhäuser. Somit war der Friedhof von drei Seiten
von Militärbauten umschlossen.
1913 wurde eine massive Trauerhalle, die den alten
Holzschuppen ersetzte, errichtet und ein neues Ein-
gangstor an der Neuen Bergstraße fertig gestellt.

Eine Erweiterung des Friedhofsgeländes wurde ab 1923
möglich, nachdem die Gemeinde im hinteren Teil ein
Grundstück dazukaufen konnte. Die Trauerhalle konnte
vergrößert werden und das Friedhofsgelände wurde mit
einer festen Mauer umgeben.
1940 wurde der Friedhof gegen den Widerstand der
Jüdischen Gemeinde Spandau geschlossen, weil die-
ser angeblich kriegswichtigen Bebauungsplänen des
Naziregimes im Wege stand. Die Wehrmacht hatte nun
endlich einen Weg gefunden, auf das Gelände zuzu-
greifen. Die ca. 250 Gräber wurden auf den Friedhof
der orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel in Weißensee
umgebettet und die Grabsteine dort wieder aufgestellt.
Bis heute sind die Gräber dort als “Spandauer Feld”
vorhanden.

Die Trauerhalle, das Eingangsportal und die Umfas-
sungsmauer wurden abgerissen.
Dort, wo sich der Eingang zum Friedhof befand, wurde
die Mauer geschlossen.
Das ehemalige Friedhofsgelände ist bis heute als eine
erhöhte Fläche zu erkennen. Eine Bebauung durch das
Militär erfolgte nicht.
Es ist geplant, das Gelände des ehemaligen Jüdischen
Friedhofes zukünftig als Gedenkort an die Geschichte
der Spandauer Jüdinnen und Juden in würdiger Weise
zu gestalten.
Bezirksamt Spandau von Berlin, 2019

Unter der in drei Blöcke geteilten Inschrift (hier kenntlich gemacht durch Lücken zwischen den Absätzen) befinden sich nebeneinander ein Ausschnitt aus einem “Plan um 1913" sowie drei Fotos: “Grab von Eva Kallner, 1912-1916", “Grab von Simon Simonsohn, 1830-1888", “Blick von dem Eingang zur Trauerhalle”.

Die auf zwei Streben im Boden verankerte Edelstahltafel befindet auf dem Bürgersteig der Neuen Bergstraße in Höhe Nr. 6a. Enthüllt wurde sie am 24.11.2019 in Anwesenheit von ca. 100 Personen. Zur Enthüllung sprachen die Beauftragte für Erinnerungskultur im Ev. Kirchenkreis Spandau, Gudrun O’Daniel-Elmen und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank. Über die Geschichte des Friedhofs berichtete Julia Pielow von der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau.

Warum 1940 für die Umbettungen der Friedhof der orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel (Wittlicher Straße 14) gewählt wurde, und nicht der große Jüdische Friedhof in der heutigen Herbert-Baum-Straße, ist nicht bekannt. Da der Friedhof für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, kann auch das “Spandauer Feld” (Feld H) nicht aufgesucht werden. Bemerkenswert bleibt, dass 1940 selbst die Grabsteine nach Weißensee umgesetzt wurden und dass an die Jüdische Gemeinde Berlin, der die Spandauer Gemeinde seit 1939 zwangsweise eingegliedert worden war, die für das Grundstück “vereinbarte Kaufsumme von 10 300,- RM” ausgezahlt wurde (Alfred Etzold/Joachim Fait/Peter Kirchner/Heinz Knobloch, Die jüdischen Friedhöfe in Berlin, Berlin 1991, S. 25).

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