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Jüdische Hausbewohnerinnen und -bewohner der Traunsteiner Straße 6-10

Jüdische Hausbewohnerinnen und -bewohner der Traunsteiner Straße 6-10

Traunsteiner Straße 6, 8, 10

Inschrift:
(Linke Spalte, vier Fotos mit Bildunterschriften und Hinweistext)
Cornelia Basta, geb. Fraenkel, und Hermann Basta
Edith Tichauer, geb. Kornblum Arthur Tichauer
Hochzeitsfoto von Paul und Sophie Berliner, 4. Dezember 1919

Diese Gedenktafel wurde im Mai 2022 von Anwohnern der Traunsteiner
Straße aufgestellt. Text: B. Blankenhorn, A. Heilhecker, H. W. Schmitz,
J. Stockhammer, L. Völkerling. Design: I. Kerkhoff

(Mittlere Spalte)
Abel steh auf
damit es anders anfängt
zwischen uns allen.
Hilde Domin

Unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden
ab 1940 auch in den Häusern Nr. 6, 8 und 10 der Traunsteiner
Straße insgesamt fünf sog. “Judenwohnungen” eingerichtet
und vom Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg ‘bewirt-
schaftet’. Juden, die zuvor aus ihren z.T. großen, in benach-
barten Straßen gelegenen Wohnungen vertrieben worden
waren, wurden mit ihrer restlichen Habe zwangsweise und
zu mehreren als Untermieter in einer Mietwohnung eines
anderen Juden untergebracht. Sofern sie noch arbeitsfähig
waren, mussten sie Zwangsarbeit leisten, bis man sie schließ-
lich - unter den Augen und unter Beteiligung vieler Deutscher
- aus der Traunsteiner Straße in ein “Sammellager” verbrachte,
sie deportierte und sie ermordete.
Die ehemaligen jüdischen Mitbürger, die aus Häusern der
Traunsteiner Straße deportiert und Opfer nationalsozialisti-
scher Gewalt und menschenverachtenden Rassenwahns
wurden, seien unvergessen.

(Kartenausschnitt Traunsteiner Straße)

(Rechte Spalte)
Traunsteiner Straße Nr. 6
Martin Lachmann, verh. mit Hedwig Lachmann. *14.04.1875 in Nakel (poln. Nakło); seit 1937 Traunsteiner
Str. 6. Am 02.04.1942 deportiert n. Warschau, Ghetto; dort ermordet. Hedwig Lachmann, geb. Cohen;
verh. mit Martin Lachmann. *27.05.1880 in Berlin; seit 1937 Traunsteiner Str. 6. Am 02.04.1942 deportiert
n. Warschau, Ghetto; dort ermordet. Herta Markusy [Marcusy], Hausdame, ledig. *08.09.1888 in Breslau
(poln. Wrocław); seit 1939 Traunsteiner Str. 6, b. Lachmann. Am 19.1.1942 deportiert n. Riga; dort ermordet.

Traunsteiner Straße Nr. 8
Cornelia Basta, geb. Fraenkel; Witwe. *13.01.1872 in Pleschen (poln. Pleszew); vorher Freisinger Str. 14.
Am 14.09.1942 deportiert n. Theresienstadt, am 16.05.1944 n. Auschwitz; dort ermordet. Meta Bein,
geb. Simonsohn; Witwe. *19.04.1874 in Stettin (poln. Szczecin); vorher Freisinger Str. 4. Am 05.09.1942
deportiert n. Riga; am 08.09.1942 dort ermordet. Richard Bein, Sohn von Meta Bein; verh.? *25.01.1901
in Berlin; vorher Freisinger Str. 4. Am 05.09.1942 deportiert n. Riga; am 08.09.1942 dort ermordet. Bruno
Lange, Kaufmann; ledig. *19.10.1879 in Schieroth (poln. Sieroty); seit 1934 Traunsteiner Str. 8 pt. r. Unter-
getaucht im Oktober 1942, verhaftet Anfang Februar 1943, am 26.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort
ermordet. Jutta Silberstein, Angestellte; ledig. *14.08.1905 in Berlin; seit 1939 Traunsteiner Str. 8, b. Lan-
ge. Am 13.01.1942 deportiert n. Riga, am 01.10.1944 in das KZ Stutthof, nahe Danzig; am 12.01.1945 dort
ermordet. Trude Sperling, geb. Jastrow; Witwe. *28.12.1892 in Stettin (poln. Szczecin); vorher Freisinger
Str. 14. Am 27.11.1941 deportiert n. Riga; am 30.11.1941 in Riga-Rumbula ermordet. Adolf Strauss, Kauf-
mann; geschieden. *25.12.1890 in Prag; vorher Freisinger Str. 15. Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz;
dort ermordet. Arthur Tichauer, Apotheker; verh. Mit Edith Tichauer. *06.08.1885 in Königshütte (poln.
Chorzów); vorher Prinzregentenstr. 77. Nach 09.11.1938 bis 13.12.1938 inhaftiert im KZ Sachsenhausen.
Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Edith Tichauer, geb. Kornblum; verh. mit Arthur
Tichauer. *24.06.1895 in Tost (poln. Toszek); vorher Prinzregentenstr. 77. Am 19.02.1943 deportiert n.
Auschwitz; dort ermordet. David Toczek, Rentner; Witwer. *07.06.1864 in Kottlischowitz (poln. Kotlis-
zowice); vorher Goltzstr. 40. Am 11.09.1942 deportiert n. Theresienstadt; dort am 26.12.1942 verstorben,
angeblich “Selbstmord”. Flora Totschek [Toczek], Tochter von Robert Totschek; ledig. *23.08.1894 in
Larischhof (Groß Wilkowitz) (poln. Laryszów (Wilkowice)); vorher Goltzstr. 40. Am 26.09.1942 deportiert
n. Raasiku (bei Reval); dort ermordet. Robert Totschek [Totscheck, Toczek], Vater von Flora Totschek;
Rentner; Witwer. Geburtsdaten unbekannt; vorher Goltzstr. 40. Wohl zusammen mit seiner Tochte[!] am
26.09.1942 deportiert n. Raasiku (bei Reval); dort ermordet. Albert Warschawski, Arbeiter; verh. mit
Martha Warschawski. *19.01.1881 in Neustadt b. Pinne (poln. Lwówek); vorher Barbarossastr. 49. Am
19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Martha Warschawski, geb. Rosentreter; verh. mit
Albert Warschawski. *15.02.1888 in Gollantsch (poln. Golancz); vorher Barbarossastr. 49. Am 19.02.1943
deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Hedwig Warschawski, geb. Rosentreter; Witwe. *19.05.1886 in
Gollantsch (poln. Golancz); vorher Barbarossastr. 49. Am 15.08.1942 deportiert n. Riga; am 18.08.1942 dort ermordet. Mathilde Wolfsohn, geb. Rosenthal; Witwe. *20.08.1877 in Koschentin (poln. Koszęcin); vorher
Berchtesgadener Str. 38. Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet.

Traunsteiner Straße Nr. 10
Paul Berliner, Drogist; verh. mit Sara Sophie Berliner. *07.12.1886 in Buchatz (poln. Buchacz); vorher Win-
terfeldtstr. 25. Am 06.12.1942 untergetaucht, am 22.04.1943 von der Gestapo verhaftet, am 17.05.1943
deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Sophie Berliner, geb. Schlewinsky; verh. mit Paul Berliner.
*06.09.1893 in Stettin (poln. Szczecin); vorher Winterfeldtstr. 25. Am 06.12.1942 untergetaucht, am
22.04.1943 von der Gestapo verhaftet, am 17.05.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Hellmut
Brinitzer, Kaufmann; verh. mit Johanna Brinitzer, geb. Bergmann. *31.10.1908 in Berlin; vorher Winter-
feldtstr. 11. Im Mai 1943 deportiert, wahrscheinlich n. Großbeeren und Auschwitz. Nach der Befreiung
aus dem KZ nach Berlin zurückgekehrt, 1948 mit seiner Frau in die USA emigriert, ab ca. 1967 wieder in
Deutschland; am 03.07.1973 verstorben in Tegernsee. Emil Hirsch, Bankbeamter; verh. mit Eugenie Hirsch. *10.02.1885 in Nierstein a. Rhein; vorher Filandastr. 23 v. I. r. Nach 09.11.1938 bis 15.12.1938 inhaftiert im
KZ Sachsenhausen. Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Eugenie Hirsch, geb. Weiss;
verh. mit Emil Hirsch. *02.07.18891 in Hechtsheim/Mainz; vorher Filandastr. 23 v. I. r. Am 19.02.1943 depor-
tiert n. Auschwitz; dort ermordet. Ellen Hirsch, Tochter von Emil und Eugenie Hirsch; ledig. *22.09.1924 in
Berlin-Steglitz; vorher Filandastr. 23 v. I. r. Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Gustav
Leske, Klempner; geschieden. *21.03.1882 in Gollnow (poln. Goleniów); vorher Filandastr. 23 v. I. r., b.
Hirsch. Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Theodor Weil, Dr. jur., Rechtsanwalt; verh.
mit Lucy Mary Weil. *13.03.1894 in Ludwigsburg; vorher Bayernallee 19a. Am 19.02.1943 deportiert n.
Auschwitz; dort ermordet. Mary Weil, geb. Loeb-Ullmann; verh. mit Theodor David Weil. *25.01.1893 in
Mannheim; vorher Bayernallee 19a. Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Erika Weil,
Tochter von Theodor u. Mary Weil; ledig. *15.06.1927 in Berlin-Charlottenburg; vorher Bayernallee 19a.
Am 19.02.1943 deportiert n. Auschwitz; dort ermordet. Kurt Zepler, Kaufmann; verh. mit Helene Zepler;
*07.06.1864 in Breslau (poln. Wrocław); seit 1916 Traunsteiner Str. 10 v. IV. Am 0310.1942 deportiert n.
Theresienstadt; dort am 27.11.1942 verstorben, angeblich an “Enteritis”. Helene Zepler, geb. Hagelberg;
verh. mit Kurt Zepler. *17.01.1878 in Berlin; seit 1916 Traunsteiner Str. 10 v. IV. Am 03.10.1942 deportiert
n. Theresienstadt; dort am 15.11.1944 verstorben.

Die in einem dunkelgrauen Stahlrahmen gefasste weiße Gedenktafel steht unmittelbar hinter der Umzäunung eines Spielplatzes an der Südostecke Traunsteiner Straße und Starnberger Straße. Sie wurde am 31.5.2022 eingeweiht. Die Namen der Personen, derer gedacht wird, sind zur besseren Erkennbarkeit vor den jeweiligen Lebensdaten in Rot geschrieben.

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