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Opfer des Berliner Hostienschänderprozess 1510

Mollstraße 11

פה נקברו
עצמות הטהרים מתושבי קהלתנו הקדמוניה
ברלין
הנהרגים והנשרפים על קדושת השם ביום י’ב אב
שנת ה’רע
ויצב מאיר בן אברהם ר’ סלומונסקי מצבה הזאת
על משככותם בשנת תרצ”ה ק

Für den etwa in dieser Gegend gelegenen ältesten bekannten jüdischen Friedhof Berlins wurde im Jahr 1935 am Altersheim Lietzmannstraße durch Rabbiner Martin (Meir) Salomonski die jetzt hier an einem Granitblock befestigte Tafel angebracht. Sie erinnert an die am 06. Juli 1510 auf dem Neuen Markt vor der Marienkirche in Berlin unter Vorsitz des Bürgermeisters Hans Brakow verurteilten und vor dem Frankfurter Tor (in der Nähe des heutigen Strausberger Platzes) verbrannten 38 Juden, denen der Prozess wegen angeblicher Hostienschändung und wegen angeblichen rituellen Kindermordes gemacht wurde. Von zehn der 13 weiteren Angeklagten ist das Schicksal unbekannt, die restlichen drei konvertierten zum Christentum. Zwei wurden zur Enthauptung durch das Schwert begnadigt, einer gänzlich freigelassen. Der Prozess hatte die Ausweisung aller Juden aus der Mark Brandenburg zur Folge. "Im Zuge der Neubebauung des Gebietes ... wurden Anfang der sechziger Jahre die Ruinen abgerissen und die Erinnerungstafel an die Jüdische Gemeinde übergeben. Nun hat die Tafel etwa an der gleichen Stelle, aber in einer völlig veränderten Umgebung, auf Beschluss des Magistrats ihren Standort wiedergefunden. Bis zum 50. Jahrestag der faschistischen Pogromnacht vom 9. November 1938 soll ... eine Erläuterung in deutscher Sprache angebracht werden." (Neues Deutschland, 14.10.1988). Der hebräische Tafeltext lautet in deutscher Übersetzung (nach: Wegweiser durch das jüdische Berlin, Berlin 1987, S. 288):
Hier ruhen die heiligen Gebeine der Mitglieder unserer ersten Gemeinde in Berlin. Sie wurden als Märtyrer ermordet und verbrannt am 12. Aw 5270. Diese Gedenktafel wurde von Meir, dem Sohn von Abraham Salomonski, im Jahr 1935 angebracht.

Eine metallene Zusatztafel am Sockel des Steins erläutert:
Im Jahre 1510 wurden 38 Berliner Juden wegen
angeblicher Hostienschändung verbrannt.
Ihre Gebeine sind hier bestattet.

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