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Johann Wilhelm "Rukeli" Trollmann

Wilsche 27.12.1907 - KZ Wittenberge 9.2.1943

Fidicinstraße 2

[linke Spalte]
Johann Wilhelm
"Rukeli"
Trollmann
geb. am 27. Dezember 1907
in Wilsche bei Gifhorn.

Hier in der Freiluftarena der Bockbrauerei boxte Johann
Wilhelm "Rukeli" Trollmann am 9. Juni 1933 gegen Adolf Witt
um die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht. Als
Sinto wurde Trollmann diskriminiert. Als sich abzeichnete,
dass Trollmann gewinnen würde, beschloss das Kampf-
gericht, der Kampf solle ohne Entscheidung bleiben. Nach
heftigen Protesten der Zuschauer*innen wurde auf Punkt-
sieg Trollmanns entscheiden. Der Boxverband erkannte ihm
wenige Tage später den Titel ab.
Den einige Wochen später gleichfalls in der Bockbrauerei an-
gesetzten Kampf gegen Gustav Eder verlor Trollmann - die
Offiziellen des Verbandes wollten ihn verlieren sehen. In der
Folge bekam er immer seltener die Möglichkeit, Profikämpfe
zu boxen, und weil er sich als Rummelboxer durcschlug,
entzog ihm der Boxverband seine Lizenz.
Im Juni 1935 heirateten Trollmann und Olga Bilda, nachdem
im März 1935 ihre Tochter Rita auf die Welt gekommen war.
Trollmann lebte von Gelegenheitsarbeiten und wurde mehr-
fach inhaftiert. Von Frau und Tochter trennte er sich zu deren
Schutz. Rita überlebte versteckt in Berlin.
Ende 1939 wurde Trollmann zum Kriegsdienst eingezogen
und an der Ostfront verwundet. Von der Wehrmacht als
"Zigeneuer" entlassen, war er der Gestapo ausgeliefert und
wurde im Oktober 1942 in das KZ Neuengamme verschleppt,
zwangsweise mit dem schwarzen Winkel als "Asozialer"
gekennzeichnet. Sein Tod ist für den 9. Februar 1943 in das
Totenbuch eingetragen. Die genauen Umstände seines Todes
sind ungeklärt.

[rechte Spalte]
Johann Wilhelm
"Rukeli"
Trollmann
b. 27 December 1907
in Wilsche near Gifhorn

On 9 June 1933, here in the open-air arena of the Bock
brewery, Johann Wilhelm "Rukeli" Trollmann fought Adolf
Witt for the title of German light heavyweight champion. As
a Sinto, Trollmann suffered discrimination.
When it became obvious that Trollmann would win,
the match was declared undecided. After fierce protests by the
audience, Trollmann was declared winner by points. A few
days later however, the boxing federation stripped him of
the title. When je fought Gustav Eder in a match that took
place a few weeks later, also at the Bock brewery, he lost -
because the officials of the association wanted him to lose.
As a consequence, his opportunities to box as a professional
dwindled. He tried to make a living as a fairground boxer, for
which the boxing federation withdrew his licence.
Trollmann married Olga Bilda in June 1935, after their
daughter Rita was born in March 1935. Trollmann managed
to get by on casual work and was arrested several times.
He seperated from his wife and daughter in order to protect
them. Rita survived, living in hiding in Berlin.
Trollmann was drafted for military service in late 1939 and
was wounded on the Eastern Front. The Wehrmacht dismis-
sed him for being a "gypsy", which left him exposed to the
Gestapo. In October 1942 he was deported to Neuengamme
concentration camp, where his prison chlothes were marked
with the black triangle that designated people declared to
be "asocial". His date of death is listed as 9 February 1943 in
the Book of the Dead. The exact circumstances of his death
remain unexplained to this day.

Eine Gedenktafel des Bezirksamtes von Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin, 2019
Text in Zusammenarbeit mit der Initiative "Kein Mensch ist asozial"
Gestaltung: Petra Müller, museumsfreunde

A memorial plaque by the District Office of Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin, 2019
Text in cooperation with the initiative "Kein Mensch ist asozial"
Design: Petra Müller, museumsfreunde

Über dem Text befindet sich eine Zeichnung Trollmanns, die Bildbeschreibung lautet: Zeichnung/ Drawing Michael Mallé, 2019

Am selben Ort erinnert auch ein Stolperstein an das Schicksal Trollmanns, vgl.: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/fidicinstr/1-2/johann-rukeli-trollmann (zuletzt abgerufen am 16.01.2023).

In der Bergmannstraße 28 befindet sich eine weitere Gedenkstele, die über das Leben und Wirken des Boxers informiert.

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