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Johann "Rukeli" Trollmann

Wilsche 27.12.1907 - KZ Außenlager Wittenberge 1944

Bergmannstraße 28

Johann Trollmann
*27.12.1907 +1944
Johann »Rukeli«* Trollmann wurde am 27. Dezember
1907 als Sohn einer sinto-deutschen Familie in Wilsche
bei Gifhorn geboren und wuchs in Hannover auf. Er
war ein versierter Mittelgewichtsboxer und gewann am
9. Juni 1933 den deutschen Meisterschaftskampf im
Halbschwergewicht, der im Sommergarten der Bock-
bierbrauerei an der Kreuzberger Fidicinstraße statt-
fand. Der Titel wurde ihm aber unter fadenscheinigen
Begründungen aberkannt, und der Boxverband drohte
mit Entzug seiner Lizenz, sollte er weiterhin »zigeuner-
haft« tänzelnd, also »undeutsch« boxen und sich nicht
dem »deutschen Kampf« stellen. Daraufhin stieg
Trollmann am 21. Juli 1933 mit hell gefärbten Haaren
und weiß gepuderter Haut gegen Gustav Eder in den
Ring. Seine Selbstinszenierung als arischer Kämpfer
karikierte die ihm von den NS-Sportfunktionären
abverlangte Rolle. Da er noch dazu auf seinen be-
weglichen Boxstil verzichtete, war er nach fünf Runden
k.o. geschlagen und seine Karriere als Boxer besiegelt.[!]
Im Juni 1942 wurde Trollmann in das KZ Neuengamme
deportiert und 1944 im Nebenlager Wittenberge
erschlagen. Johann Trollmann ist wie eine halbe Million
anderer Sinti und Roma Opfer des nationalsozialisti-
schen Völkermords; sie wurden aus rassistischen
Gründen verfolgt und ermordet. Der Meisterschaftstitel
wurde ihm 2003 vom Bund Deutscher Berufsboxer
wieder zuerkannt, so dass Johann »Rukeli« Trollmann
heute wieder offiziell als Deutscher Meister im Halb-
schwergewicht geführt wird.

*»Ruk« heißt in der Sprache der Sinti und Roma, dem Romanes, Baum.
Trollmanns Familie gab dem Kind diesen Beinamen, weil seine aufrechte
Statur an einen gerade gewachsenen, biegsamen und schönen Baum
erinnerte.

Johann ”Rukeli”* Trollmann was born in Wilsche near
Gifhorn on 27th December 1907 as the son of a Sinto
German family and grew up in Hannover[!]. He was a
talented middleweight boxer and won the German light
heavyweight championship on 9th June 1933. The fight
took place on the terrace of the ”Bockbier”-Brewery in
the Fidicinstrasse in Kreuzberg. However, his title was
withdrawn on the basis of threadbare arguments and
the boxing association threatened to cancel his licence
should he continue to box ”dancing around like a
gipsy”, that is to box ”in a non-German way”, and
should he not take on the challenge of the ”German
fight”. Thereupon, Trollmann climbed into the ring to
fight against Gustav Eder on 21st July 1933 with his
hair dyed blond and his skin powdered white. By
staging himself as an Aryan fighter he caricatured the
role the Nazi sporting functionaries had demanded of
him. Because he also abandoned his agile boxing style,
he was knocked out after five rounds and his career as
a boxer ended abruptly. In June 1942 Trollmann was
deported to the concentration camp Neuengamme and
in 1944 he was beaten to death in the satellite camp
Wittenberge. Johann Trollmann was a victim of the Nazi
genocide as were half a million other Sinti and Roma
who were persecuted and murdered for racist reasons.
In 2003 he was re-awarded the championship title by the
”Bund Deutscher Berufsboxer”, the German Association
of Professional Boxers, so that today Johann ”Rukeli”
Trollmann is officially listed as a German light heavy-
weight champion.

*In Romani, the language of the Sinti and Roma, ”ruk” means tree.
The Trollmann family gave the child this nickname, as his upright
physique resembled the straight growth of a flexible and beautiful tree.

Die gut zwei Meter hohe Edelstahlstele ist vor dem linken Pfeiler der Einfahrt auf den einstigen Schulhof aufgestellt und zeigt ein Foto Trollmanns in Boxerstellung und -kleidung bei freiem Oberkörper. Die Inschriften befinden sich auf der linken Seite, die Zeilen abwechselnd in deutsch und englisch, wobei zur besseren Lesbarkeit der deutsche Text in weißen Zeichen und der englische in hellem Blau gehalten ist.

Die frühere Turnhalle, jetzt Johann-Trollmann-Boxcamp, erhielt ihren Namen am 27.1.2011. Seit 2019 gibt es eine weitere Gedenkstele in der Fidicinstraße 2.

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