zurück zur Suche
Historischer Ortskern Lichtenberg II

Historischer Ortskern Lichtenberg II

Möllendorffstraße 34

Lichtenberg
wird Stadt
1900–1920
Mit der Amtsübernahme Oskar Ziethens
(1858–1932) als Gemeindevorsteher setzt
ab 1896 in Lichtenberg ein rasanter Wandel
ein. Aus der Landgemeinde, die 1890 ca.
23.000 Einwohner zählte, wird innerhalb
eines Jahrzehnts eine Stadt. Als Zeichen des
Umbruchs entsteht 1898 ein neues Rathaus
und wird zum Zentrum Lichtenbergs.
Die Kirche am Wilhelmsplatz, wie der Dorf-
kern seit 1890 heißt, konnte die vielen
Zugezogenen nicht mehr aufnehmen. Am
Wagnerplatz, dem heutigen Roedeliusplatz,
weiht Kaiserin Auguste Victoria (1858–1921),
1905 die Glaubenskirche mit 1.300 Plätzen
ein. In diesem Jahr leben in Lichtenberg be-
reits 55.000 Menschen.
1907 gestattet ein „Allerhöchster Erlass“ des
Preußischen Königs und Deutschen Kaisers
Wilhelm II. Lichtenberg die Annahme der
Städteordnung von 1853.
1908 wird Lichtenberg Stadt.

Das Dorf
verschwindet
1920–2020
Die Spuren von 600 Jahren Geschichte werden
in Lichtenberg innerhalb weniger Jahrzehnte
durch die Industrialisierung verwischt.
Gut, Vorwerk, historischer Dorfkern und
Bauernhäuser sind heute verschwunden.
Nach der um 1900 einsetzenden Stadt-
entwicklung verlieren sich die Zeug-
nisse der ländlichen Vergangenheit
Stück für Stück. Die Sommerresidenz
der Gräfin Lichtenau wandelt sich zu
einer Lungenheilanstalt, Möllendorffs
Schlösschen samt eigenem Park und
Orangerie müssen dem Stadtpark wei-
chen. Ersatzlos verschwindet auch das durch
den Pächter Johann David Schwahn 1794 im
klassizistischen Stil errichtete Gutshaus.
Lichtenberg ist ab 1920 einer von 20 Berliner
Bezirken und gilt für lange Zeit mit seiner
großen Industriedichte als eine Industriestadt, in der alles Lebensnotwendige produziert
wird. Die Bevölkerungszahl steigt bis 1934 auf über 240.000 Bewohner und sinkt durch
Gebietsabtretungen 1938 an Friedrichshain und durch die Kriegsfolgen sowie die
Ausgliederung des neuen Bezirks Marzahn 1979 bis 1990 auf 167.000. Nach der Fusion
2001 mit Hohenschönhausen zählt Lichtenberg seit 2021 über 300.000 Einwohner. Die
Industriegeschichte Lichtenbergs endete nach 1990 mit der Abwicklung vieler der
entlang von Josef-Orlopp-, Bornitz-, Siegfried- und Herzbergstraße angesiedelten
Betriebe. Heute produzieren dort noch mittelständische und kleinere
Gewerbebetriebe.

Vom Gutshof
zum Gutspark
Nach 1950 ist vom alten Gut Lichtenberg nichts mehr zu erkennen.
Die Flächen des einst großen Rittergutes werden schon 1890 nicht mehr
bewirtschaftet, sondern für die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbe-
betrieben vermarktet.
Bis 1956 entsteht auf dem Gelände des früheren Gutshofs ein Kinderheim
aus dem später eine Krippe wird. Hinzu kommen bis 1966 ein Sportplatz und
1978 eine Schule, die heutige „Schule am Gutspark“.

Die Überschriften der einzelnen Abschnitte stehen auf der Stele neben dem Fließtext.
Auf der am 2.12.2022 enthüllten von Helga Lieser gestalteten Stele befinden sich sieben Ansichten / Fotografien. Die Unterschriften lauten (v.o.n.u.):
Industriegelände in Lichtenberg.
Ausschnitte aus einem Aquarell von Artur Pfeifer, 1918

Blick vom Dach des Gutshauses auf die Pfarrkirche

Blick auf den neuen Mittelpunkt Lichtenberg: das Rathaus, um 1905

1905 säumt den Wilhelmsplatz bereits eine Stadtbebau-
ung mit Gasbeleuchtung

Glaubenskirche und Amtsgericht, geplant als neues Zen-
trum Lichtenbergs und Voraussetzung zum Erlangen der
Stadtrechte, um 1906

Das "Möllendorfschlösschen" im Stadt-
park, o.D.

Lage des Gutes und des Gutsparks 1928

zurück