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Historischer Ortskern Lichtenberg I

Historischer Ortskern Lichtenberg I

Möllendorffstraße 34

Der historische
Kern von
Lichtenberg
1250-1800
Am heutigen Loeperplatz, zwischen Rutnikstraße und Gutspark, befand sich die histo-
rische Dorflage von Lichtenberg. Als Angerdorf ca. 1250 angelegt, entsteht der Ort im
Zuge der Neubesiedlung der Mark Brandenburg. Eine Urkunde mit der Unterschrift des
Markgrafen Otto IV. erwähnt das Dorf 1288 erstmalig. Mitunterzeichner ist ein Herr
Rudinick. Er bezeugt den in der Urkunde geregelten Grenzverlauf zwischen Friedrichs-
felde und Stralau. Die von Ruthnick sind bis 1390 als Ritter oder Lehensherren nach-
weisbar.

Lichtenberg
als Vorort
von Preussens
Residenz
1392 gelangt das Lehen als Kämmereigut in den Besitz Berlins. Lichtenbergs Bauern stehen
von nun an in Abgabepflicht gegenüber der Stadt oder der von ihr ein gesetzten Verwalter.
Im Verlauf der Jahrhunderte lassen der Dreißigjährige Krieg (1618–1648), die Pest
(1708/09), Dürren und sogar Heuschrecken plagen (1727, 1732) die Anzahl der Bauern-
stellen immer wieder sinken. Mit der Aufteilung des Gemeindelandes (Separation) nach
1781 setzen sich bürgerliche Eigentumsverhältnisse durch.
Ende des 18. Jahrhunderts zählt das Dorf nicht mehr als 200 Bewohner.
Mit der Ausdehnung Berlins Richtung Osten rückt die Residenzstadt
näher an Lichtenberg. 1775 lässt Königin Elisabeth Christine (1715–97)
eine Lindenallee Richtung Frankfurt/Oder anlegen. Über die Frank-
furter Linden erschließen Berliner Adlige und begüterte Bürger die öst-
liche Umgebung ihrer Stadt. Zu den Bauernhäusern gesellen sich deren
Villen und Landhäuser. Namhafte „Sommerfrischler“ sind Wilhelmine
Gräfin von Lichtenau (1752–1820) und General Wichard von Möllendorff
(1724–1816). Anna Katharina Schadow, geb. Nilles (1740–1797), Mutter
des Bildhauers Gottfried Schadow, verbringt ihre letzten Lebensjahre hier.

Aufbruch
in ein modernes
Zeitalter
1800–1900
“Lichtenberger
Conferenzen”
Im Jahr 1810 werden im Gutshaus Lichten-
berg Weichen für die weitere Entwicklung
Preußens gestellt. Seit 1804 bewirtschaften
der preußische Politiker Carl August von
Hardenberg (1750–1822) und sein politi-
scher Weggefährte, Christian Friedrich
Scharnweber (1770–1822), gemeinsam
das Gut. Veranlasst durch Königin Luise
von Preußen (1776–1810) organisieren
beide im Mai 1810 trotz der napoleoni-
schen Fremdherrschaft geheime Treffen.
In den “Lichtenberger Conferenzen” entwerfen
von Hardenberg und der ihn unter-
stützende Scharnweber ein Programm wirtschaftlicher und politischer Reformen zur
Rettung des Königreichs. Namhafte Vertreter der geistigen und politischen Elite Preußens
sind daran beteiligt, unter ihnen Peter Josef Beuth, Albrecht Daniel Thaer, Fürst von
Sayn-Wittgenstein und Gerhard von Scharnhorst.
Im Juni 1810 wird Hardenberg durch Friedrich Wilhelm III. zum Staatskanzler berufen.
Bis zu ihrem Tod 1822 arbeiten die beiden einflussreichen Reformer an der organisatori-
schen sowie wirtschaftlichen Erneuerung Preußens und schaffen Grund lagen für die Ent-
wicklung des Königreichs zu einer europäischen Macht.

Die Namens-
geber des
Loeperplatzes
Die Familie Loeper bestimmt Lichtenbergs Geschichte ein halbes Jahrhundert mit. Als
Großbauer und Gutsbesitzer ist Martin Friedrich Loeper (1791–1874) zwischen 1844
und 1861 das Amt des Dorfschulzen überantwortet. In dieser Zeit wird 1850 Lichten-
bergs Kirche aus dem bisherigen Pfarrverband mit Friedrichsfelde herausgelöst. Zu
diesem Zwecke entsteht das heutige Pfarrhaus. Gemeinsam mit Friedrichsberg, dem
Lichtenberger Kiez und Stralau bildet Lichtenberg nun eine eigene Parochie. 1857
erhält Lichtenberg einen gepflasterten Straßenanschluss an die Frankfurter Chaussee.
Martin Loeper zur Erinnerung wird 1914 der vorherige Wilhelmsplatz in Loeperplatz
umbenannt.
Neben der Skulptur "Sämann", der den Sohn Julius Loeper darstellen soll, ist die Be-
gräbnisstätte der Loepers auf dem Friedhof an der Gotlindestraße ein weiteres Zeugnis
dieser Lichtenberger Großbauernfamilie.

Die Überschriften der einzelnen Abschnitte stehen auf der Stele links neben dem Fließtext.
Auf der Stele befinden sich vier Abbildungen / Fotografien. Die Unterschriften lauten (v. o. n. u.):
Lichtenberg, Friedrich Wilhelm Schaub Vue de Lichtenberg, Berlin, 1786

Lage des Dorfes an den "Frankfurter Linden".
Die alte Chaussee führte über Friedrichsfelde nach
Frankfurt/Oder, Auszug Ur-Messtischblatt Nr. 1835,
1837

Ort der "Conferenzen". Das im klassizistischen Stil
1794 erbaute Gutshaus Lichtenberg am heutigen Ort
des Gutsparkes

[Skulptur "Sämann" auf dem Loeperplatz]

Enthüllt wurden die beiden von Helga Lieser gestalteten Stelen in Anwesenheit von gut 30 Personen am 2.12.2022. Es sprachen Bezirksbürgermeister Michael Grunst, der Vorsitzende der bezirklichen Gedenktafelkommission Manfred Becker und der Historiker Prof. Dr. Jürgen Hofmann.

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