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Historische Orte - Ort der Frauenbewegung

Historische Orte - Ort der Frauenbewegung

Potsdamer Straße 139

14 Ein Ort der Frauenbewegung

In diesem Haus wohnten Lina und Theodor Morgenstern, mit Redaktion
und Verlag der Deutschen Hausfrauenzeitung. Die Publizistin Lina
Morgenstern hat unzählige Frauenprojekte und Vereine angeregt und
mitbegründet, wie Berliner Volksküchen, den Kinderschutzverein, erste
Kranken- und Pensionskassen. Mit Minna Cauer organisierte sie 1896
den Internationalen Frauenkongress in Berlin, 1897 wurde sie Vorstands-
mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft.
Das Haus ist seit 1981 in Frauenhand. Die Instandbesetzerinnen schufen
Wohnraum für Frauen und Kinder und boten Projekten Raum, wie der
Frauen-Mitfahrzentrale, Frauen Unterwegs e.V. und dem Finanzierungs-
netzwerk »Goldrausch«. Im Kunstort »Pelze Multimedia«, 1981 bis 1996,
erforschten Künstlerinnen, politische Aktivistinnen und interessierte
Frauen aller Altersgruppen weibliche Künste und Erotik, suchten nach
neuen Ausdrucksformen lesbischer Ästhetik.
Als Café und Kulturzentrum für Frauen gibt es BEGiNE seit 1986, mit
Vorträgen und Gesprächen, Konzerten, Theateraufführungen, Lesungen.

14 (Bildunterschriften:)

Porträt von Lina Morgenstern um 1885

Berlin wird helle – gemeinsam gegen den
»Weißen Kreis«. Aktion gegen die Aufhebung
der Mietpreisbindung, 1987.

Das Projekt »Historische Orte sichtbar machen« gibt mit 16 Infostationen beispielhaft Einblick in die vielfältige Geschichte des Quartiers um die Potsdamer Straße. Die ersten Stationen wurden 2011 installiert, 2018 kamen weitere hinzu.

Nähere Informationen auf den beiden Infotafeln "Stationenplan" nahe U-Bahn Kleistpark Potsdamer Straße / Ecke Willmanndamm sowie Potsdamer Straße / Ecke Pohlstraße und unter: www.historische-orte.info

Die Pädagogin Lina Morgenstern war eine der führenden Streiterinnen der deutschen Frauenbewegung vor dem Ersten Weltkrieg und setzte sich u. a. für die Ausbildung und wissenschaftliche Fortbildung von Frauen ein. In Berlin erinnern neben dieser noch drei weitere Gedenktafeln an ihr Leben und Wirken. Im Haus in der Potsdamer Straße wohnte sie mit ihrem Ehemann Theodor zwischen 1897 und 1900.

Rund 80 Jahre später besetzten Frauengruppen das historische Gebäude. Der Senat legalisierte die Besetzung als Friedensangebot an die Hausbesetzungsbewegung und stellte Geld für die Renovierung zur Verfügung, die von den Frauen teilweise in Eigenregie durchgeführt wurde. Nach Abschluss der Bauarbeiten gründeten sie 1986 das Kulturzentrum „BEGiNE“, das zugehörige Vereinscafé wurde zu einem wichtigen Frauentreffpunkt im damaligen West-Berlin. Bereits seit 1981 befand sich im Haus außerdem der Kunstort „Pelze Multimedia“, der unter der Führung der lesbischen Künstlerin Mahide Lein zu einem kulturellen Veranstaltungsort und „Safe Space“ lesbischer Identität und Sexualität wurde. Die Künstlerin und Zeitzeugin Ursula Bierther beschrieb das „Pelze“ 2017 in einem Interview als „einzigartige[n] Freiraum […] für lesbische Frauen, Künstlerinnen und Prostituierte“ (vgl.: https://www.siegessaeule.de/magazin/3631-zeitreise-in-die-sch%C3%B6neberger-subkultur-der-80er-der-legend%C3%A4re-frauenlesben-aktionsraum-pelze/, zuletzt abgerufen am 8.8.2022).

1996 musste das „Pelze“ geschlossen werden, da der Senat die Finanzierung einstellte. Das Frauenkulturzentrum „BEGiNE“ existiert bis heute, siehe: https://www.begine.de/.

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