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Heinrich von Kleist

Frankfurt/Oder 10. oder 18.10.1777 - Berlin 21.11.1811

Königstraße

Heinrich von Kleist
Heinrich von Kleist (1777 - 1811) gilt heute als einer der größten
deutschen Erzähler und Dramatiker. Werke wie „Michael Kohlhaas”
zählen zum literarischen Kanon und seine Stücke, wie „Der zerbrochne
Krug”, „Penthesilea” und „Prinz Friedrich von Homburg”, zum Repertoire
auf deutschsprachigen Bühnen. Doch zu seinen Lebzeiten blieb ihm
diese Anerkennung verwehrt.
Laut Eintragung im Kirchenbuch wurde Kleist am 18. Oktober, nach
eigener Angabe am 10. Oktober 1777, in der Garnisonsstadt Frankfurt
an der Oder geboren. Der Familientradition folgend, trat er ins
preußische Militär ein und wurde am 1. Juni 1792 als Gefreiter-Korporal
in Potsdam aufgenommen. Unzufrieden mit den Verhältnissen in der
Armee erbat er von König Friedrich Wilhelm II., 1799 seinen Abschied,
um „dem Vaterlande im Civilstande zu dienen”. Er immatrikulierte sich
an der Frankfurter Universität Viadrina, verlobte sich mit Wilhelmine
von Zenge, Tochter des Frankfurter Stadtkommandanten. Nach drei
Semestern brach er das Studium jedoch ab.
Nur widerwillig versuchte er sich in Berlin und später in Königsberg
als Beamter. An seine Lieblingsschwester Ulrike schrieb er im Dezember
1800 aus der Oderstadt, in seinem Kopf sähe es aus wie in einem
„Lotteriebeutel”, er sei völlig ungewiss über seine Zukunft. Rastlos
reiste er quer durch Europa, wollte Wissenschaftsjournalist in Paris
werden und siedelte sich auf Anraten des Schriftstellers Heinrich
Zschokke im Frühjahr 1802 auf einer Aare-Insel in Thun in der Schweiz
an. Hier reifte sein Entschluss Dichter zu werden.
1802 erschien sein erstes Drama, „Die Familie Schroffenstein”. Auf
dem Weg nach Dresden wurde er unter Spionageverdacht von den
Franzosen verhaftet und im März 1807 auf der Festung Fort de Joux
im französischen Jura gefangen gehalten. In Dresden gab er dann ab
1808 die Kunstzeitschrift „Phöbus” heraus. Die Aufführung von Kleists
Lustspiel „Der zerbrochne Krug” am 2. März 1808 am Weimarer
Hoftheater durch Johann Wolfgang von Goethe wurde ein Misserfolg.
Im Februar 1810 bezog Kleist seine letzte Wohnung in Berlin in der
Mauerstraße 53. Bereits 1890 ließ die Stadt Berlin dort eine Gedenktafel
anbringen, die, zusammen mit zwei Reliefs des Bildhauers Georg
Kolbe, auch heute noch den neoklassizistischen Nachfolgebau ziert.
Am 17. März 1810 wurde Kleists „Käthchen von Heilbronn” in Wien
uraufgeführt; der Intendant des Königlichen Nationaltheaters am
Berliner Gendarmenmarkt, August Wilhelm Iffland, wies jedoch das
Stück kommentarlos zurück. Auch die Herausgabe der „Berliner
Abendblätter”, der ersten deutschen Boulevardzeitung, hatte keinen
Erfolg. Sie erschienen vom 1. Oktober 1810 bis zum 30. März 1811
zur „Unterhaltung aller Stände des Volks”, wie Kleist in einer Erklärung
vom 22. Oktober deutlich machte.
Am 21. November 1811 erschoss sich Kleist zusammen mit der
krebskranken Henriette Vogel (geb. 1780) am Kleinen Wannsee. Vom
Ausflugslokal „Stimmings Krug” aus gingen sie scherzend und spielend
in den Tod.
Am 10. November, elf Tage zuvor, schrieb Kleist an seine Vertraute
Marie von Kleist: „... es ist mir ganz unmöglich länger zu leben; meine
Seele ist so wund, dass mir ..., wenn ich die Nase aus dem Fenster
stecke, das Tageslicht wehe thut, das mir darauf schimmert.”
Wolfgang de Bruyn

Auf der rechten Seite der roten Stele an der Straßenecke Königstraße und Bismarckstraße befinden sich übereinander fünf Abbildungen. Von oben nach unten: Heinrich von Kleist, kopiert um 1837 nach dem Original von Peter Friedel (1801); „Phöbus auf dem Sonnenwagen über Dresden”, Zeichnung von Ferdinand Hartmann für die Zeitschrift „Phöbus”; Henriette Vogel, um 1802; Der Gasthof „Stimmings Krug”, Rein-Karte von der Feldmark Stolpe 1822/1880, Ausschnitt; Todeseintrag für Heinrich von Kleist und Henriette Vogel im Stahnsdorf-Machnowschen Kirchenbuch.
Konzeption und Gestaltung der Stele lagen bei Karin Rosenberg. Die Einweihung durch Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski war am Montag, dem 14.11.2011, um 11 Uhr. Es sprach Dr. Wolfgang de Bruyn.

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