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Heinrich Albertz

Breslau 22.1.1915 - Bremen 18.5.1993

Heinrich-Albertz-Platz

Heinrich-Albertz-
Platz
Pastor und Politiker,
Regierender Bürgermeister von Berlin
vom 14.12.1966 bis 19.10.1967,
Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde
Schlachtensee von 1974 bis 1979

Albertz studierte Theologie, schloss sich der SPD an war nach 1933 aktiv in der Bewegung "Bekennende Kirche". Das führte zu mehreren Verhaftungen und 1943, nach einem Fürbitte-Gottesdienst für den im KZ inhaftierten Pastor Martin Niemöller, zu einer längeren Freiheitsstrafe. Über zwanzig Jahre von 1947 bis 1970 nahm er politische Ämter wahr: Minister in Niedersachsen und Senatsdirektor, Chef der Senatskanzlei, Senator, schließlich nach dem Wechsel Willy Brandts in die Bundesregierung 1966 dessen Nachfolger als Regierender Bürgermeister, aber auch ab Mitte der 1950er-Jahre Bundesvorsitzender der AWO. Ende September 1967 zog er mit seinem Rücktritt vom Amt des Regierenden Bürgermeisters die politische Konsequenz aus dem Tod des Demonstranten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und geriet dann immer mehr in Widerspruch mit der offiziellen Politik der Berliner SPD, so sehr, dass er nach und nach alle politischen Ämter aufgab, “schließlich, zusammen mit dem ehemaligen Schulsenator Carl-Heinz Evers, im Juni 1970 auch sein Abgeordnetenmandat”.

1974 wurde er Pfarrer in Schlachtensee und blieb dort im Amt bis 1979. Wie groß das Vertrauen war, dass er als ehrlicher Makler genoss, zeigte sich 1975, als er nach der Entführung des Vorsitzenden der Berliner CDU Peter Lorenz durch die Rote Armee Fraktion fünf im Gegenzug für dessen Freilassung entlassene Terroristen auf dem Flug nach Aden begleitete. Albertz engagierte sich später in der Friedensbewegung, seine Stimme hatte Gewicht. Ende 1986 zog er aus gesundheitlichen Gründen nach Bremen und verbrachte dort seinen Lebensabend. Er erhielt vielerlei Ehrungen, erwähnt seien nur die Marie-Juchacz-Plakette der Arbeiterwohlfahrt, die Carl-von-Ossietzky-Medaille, der Gustav-Heinemann-Bürgerpreis und schließlich die Ernst-Reuter-Plakette. “Albertz”, schrieb Erhard Eppler in seinem Nachruf, “konnte sich Menschen, gerade auch sehr politischen, so zuwenden, daß sie spürten: Hier redet einer nicht von oben herab und nicht von außen herein, hier nimmt einer ernst, was dich umtreibt und womit du nicht fertig wirst. Zu diesen Menschen gehörte auch Willy Brandt, ... der ihm freundschaftlich verbunden blieb, als die Berliner Sozialdemokraten dabei waren, den verrückten Pastor aus der Partei hinauszuekeln.”

Die Namensgebung geht auf eine Anregung der Kirchengemeinde Schlachtensee aus dem Jahr 2003 zurück. Die Aufstellung des Schildes erfolgte 1975 am 11. Todestag Albertz‘ in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, des örtlichen Bundestagsabgeordneten und SPD-Generalsekretärs Klaus Uwe Benneter und des Baustadtrats Uwe Stäglin. Der an Matterhornstraße, Ilsensteinweg und Schopenhauerstraße angrenzende Platz ist direkt neben der ev. Kirche Schlachtensee gelegen.

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