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Hedwig und Otto Hintze

Hedwig und Otto Hintze

Pyritz, Pommern 27.8.1861 - Berlin 25.4.1940 / München 9.2.1884 - Utrecht 19.7.1942

Kastanienallee 28

Hier lebte und arbeitete von 1933 bis 1940
OTTO HINTZE
27.8.1861 - 25.4.1940
Historiker
So harren wir der dunklen Schicksalswende,
Die dies verworrene Trauerspiel beende
Aus einem Sonett Otto Hintzes vom 3. Januar 1940 für seine Frau
HEDWIG HINTZE
9.2.1884 - 19.7.1942
Historikerin

Die NS-Rassegesetze zwangen die
Frankreich-Historikerin Hedwig Hintze geb. Guggenheimer
1939 zur Emigration ins holländische Exil
Von der Deportation in ein Vernichtungslager bedroht
setzte sie ihrem Leben in Utrecht ein Ende
Otto Hintze, einer der bedeutendsten Preußen-Historiker
blieb hochbetagt und fast blind in Berlin zurück
wo er nur wenige Monate
nach der Flucht seiner Frau Hedwig
vereinsamt starb

Die beiden übereinandergesetzten Berliner Gedenktafeln sind auf dem Putz links neben dem Eingang befestigt und wurden am 14.3.2008 von Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen und dem Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, André Schmitz, enthüllt. Finanziert wurden sie mit Projektmitteln „Kunst im Stadtraum und am Bau“ durch die Berliner Kulturverwaltung. Eine Ansprache zur Würdigung der beiden Geehrten hielt der Vorsitzende der Historischen Kommission zu Berlin, Prof. Dr. Wolfgang Ribbe.

Aus der Pressemitteilung des Landes vom 12.3.2008: „Otto Hintze ... darf heute als der bedeutendste deutsche Historiker des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik gelten. Vor allem seine Leistungen im Bereich der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, in der vergleichenden Ge­schichte und nicht zuletzt seine methodischen und theoretischen Reflektionen erheben ihn in den Rang des Vordenkers einer modernen politischen Strukturgeschichte. Seine monumentale Chronik ‘Die Hohenzollern und ihr Werk’ besitzt auch heute noch Gültigkeit. 1912 heiratete er seine Schülerin Hedwig Guggenheimer, die in einer assimilierten jüdischen Familie aufwuchs. Hedwig Hintze bestand nach der Heirat darauf, ihre wissenschaftliche Karriere fortzusetzen. Im Kreis der Berliner Historiker des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik war sie eine Außenseiterin, eine provokante Figur dazu, und zwar in dreifacher Hinsicht: Als Frau, als links­liberale Autorin und als Gelehrte jüdischer Herkunft. Gegen das Ressentiment stand die wissenschaftliche Leistung: Ihre Studie über ‘Staatseinheit und Föderalismus im alten Frank­reich und in der Revolution’ ist bis heute ein Standardwerk. Wegen ihrer jüdischen Herkunft verlor Hedwig Hint­ze 1933 ihr Lehramt an der Universität. Otto Hintze verließ 1938 die Preußische Akademie der Wissenschaften, der er seit 1914 angehört hatte. Eine Anfrage der Akademie, ob er ‘jüdisch versippt sei’, beantwortete er mit einem schlichten ‘Ja’ und erklärte seinen Austritt.” Hedwig Hintze war die erste promovierte Historikerin in Deutschland.

Ursprünglich hatte die Historische Kommission in ihren Planungen bereits in den neunziger Jahren eine Berliner Gedenktafel am Haus Kurfürstendamm 44 vorgesehen. Die Inschrift sollte lauten: Hier lebte und arbeitete von 1912 bis 1933 das Historiker-Ehepaar
Otto Hintze
27.8.1861 - 25.4.1940
Hedwig Hintze geb. Guggenheimer
9.2.1884 - 19.7.1942
»So harren wir der dunklen Schicksalswende,
Die dies verworrene Trauerspiel beende!«
(Aus einem Sonett Otto Hintzes für seine Frau Hedwig vom 3.1.1940)

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